Bei der TG Heidingsfeld war Artur Lichtlein zwei Jahrzehnte lang ein äußerst temperamentvoller Handball-Trainer. Doch wenn er heute die Auftritte seines Enkels Nils Lichtlein als deutschen Nationalspieler bei der Handball-Europameisterschaft verfolgt, tut der 80-Jährige das mit mehr Ruhe als einst am Spielfeldrand: "Ich bin da viel gelassener als früher auf der Bank", sagt Artur Lichtlein im Gespräch mit dieser Redaktion.
Dass Artur Lichtlein die Spiele allein in Würzburg vor dem Fernseher verfolgt und nicht in Köln in der Halle, hat damit zu tun, dass er sich um seine pflegebedürftige Frau kümmert und daher nicht abkömmlich ist.
Obwohl er bei der aktuellen EM nicht dabei ist, ist der Opa in Gedanken natürlich bei seinem Enkel. Der 21-jährige Rückraumspieler vom Bundesligisten Füchse Berlin, der in Regensburg aufgewachsen und im vergangenen Jahr U-21-Weltmeister geworden ist, stand bei drei der ersten vier EM-Spiele nicht im deutschen 16er-Aufgebot, rückte aber in den letzten drei Hauptrundenspielen in den Kader vom Bundestrainer Alfred Gislason.
Onkel Carsten als Torwarttrainer des U-21-Teams
Bei der U-21-Weltmeisterschaft im Sommer 2023 hatte Nils Lichtlein noch familiäre Unterstützung anderer Art: Da war sein Onkel Carsten Lichtlein, Sohn von Artur Lichtlein sowie als Nationalkeeper Europameister 2004 und 2016 sowie Weltmeister 2007, noch als Torwarttrainer auf der Bank dabei.
Am Donnerstagabend beim letzten Hauptrundenspiel gegen Kroatien stand Nils Lichtlein nach der Pause eine Viertelstunde lang auf dem Feld, erzielte zwei Treffer und zeichnete für eine Reihe von guten Anspielen verantwortlich. "Er hat das richtig gut gemacht und bringt seine Leistung. Ich freue mich für ihn", sagt Artur Lichtlein, der seinem Enkel gleich nach dem Abpfiff eine Nachricht geschrieben und ihn beglückwünscht hat.
Dass das Spiel am Ende trotzdem deutlich mit 30:24 an das kroatische Team ging, hat nach Meinung von Artur Lichtlein (und auch vielen anderen) mit der miserablen Wurfausbeute der deutschen Mannschaft zu tun. Reihenweise scheiterten die deutschen Handballer im Abschluss an dem herausragenden kroatischen Torhüter Dominik Kuzmanovic.
Allerdings war die deutsche Niederlage verkraftbar, schließlich war das Team von Alfred Gislason bereits vor dem Spiel gegen Kroatien für das Halbfinale qualifiziert. Dort geht es an diesem Freitag, 26. Januar, ab 20.30 Uhr gegen Weltmeister Dänemark (Übertragung ab 20.15 Uhr im ZDF, TV und Livestream). Und Artur Lichtlein hofft darauf, dass Enkel Nils auch da wieder Einsatzzeiten erhält. Dass der 21-Jährige gegen die favorisierten Dänen etwas bewegen könnte, glaubt der Opa allemal. Schließlich ist es für Dänen und Deutsche bereits das achte Spiel in gut zwei Wochen. Und ein Rückraumspieler wie Nils Lichtlein, der mit seinen nur 1,83 Meter sehr schnell auf den Beinen ist, könnte da für im Turnierverlauf bereits körperlich sehr strapazierte Abwehrspieler zum Problem werden.