Die Wölfe Würzburg können in der Zweiten Handball-Bundesliga einfach nicht mehr gewinnen. Am Freitagabend setzte es in Lübbecke beim 26:32 (13:13) vor 1074 Zuschauenden bereits die neunte Niederlage nacheinander. Damit übernahmen die Mainfranken zumindest über Nacht die rote Laterne. Mit dem Auftritt als solcher war Wölfe-Trainer Julian Thomann jedoch alles andere als unzufrieden: "Es war insgesamt ein gutes Spiel von uns. Wir haben sowohl vorne als auch in der Abwehr den Matchplan ordentlich umgesetzt."
Unweit von Lübbecke schlängelt sich die sogenannte Westfälische Mühlenstraße vorbei, mit zahlreichen historischen Windanlagen. So ein wenig dürften sich die Wölfe derzeit auch fühlen wie Don Quijote bei seinem berühmten Kampf gegen die Windmühlen, die dieser für feindliche Riesen hielt. Denn auch die Würzburger Gegner scheinen in dieser Saison übermächtig – zumindest am Ende der Duelle. Seit dem zweiten Spieltag am 11. September warten die Mainfranken nun schon auf ein Erfolgserlebnis.
Die Würzburger Wölfe nehmen den Kampf zunächst an
Den Willen konnte man den schwarz gekleideten Grün-Weißen in Ostwestfalen sicher nicht absprechen. Im Gegenteil: Die Wölfe nahmen von Beginn an den Kampf an – und schlugen sich beim heimstarken bisherigen Tabellenfünften zunächst mehr als achtbar. Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase setzte sich der bis dato Vorletzte mit einem 5:0-Lauf bis auf 9:5 ab. Mehrere Paraden von Jonas Maier leiteten flüssige Gegenangriffe ein, die häufig Linksaußen Dominik Schömig abschloss.
Doch wie so oft bei den Neu-Würzburger Auftritten in der Fremde – Don Quijotes vergebliches Ringen lässt grüßen – verpassten die Gäste eine gute Ausgangslage für die entscheidende Phase. Binnen weniger Minuten konnten die Lübbecker die Partie zum 11:10 drehen. Mit zwei Treffern von Steffen Kaufmann innerhalb von 15 Sekunden schlug die Thomann-Sieben postwendend zurück – 11:13 (26.). In der verbleibenden Zeit bis zur Pause führten die Wölfe dann wieder einen schier aussichtslosen Kampf, diesmal gegen sich selbst. Zunächst sah der so emsige Schömig nach einem Gesichtstreffer gegen Dominik Ebner die Rote Karte, dann wurde auch noch Abwehrchef Oliver Seidler von den beiden jungen, aber souveränen Kölner Schiedsrichterinnen in einer ähnlichen Situation mit einer Zeitstrafe bedacht.
Der schönste Treffer des Abends reicht nicht
"Das war bitter. Denn Domi hatte bis dahin ein überragendes Spiel gemacht", sagte Thomann. So ging es für die Würzburger nicht nur mit einem Unentschieden in den zweiten Durchgang, sondern auch mit einer zweifachen Unterzahl. Es brauchte nun – auch angesichts der personellen Engpässe der Gäste – keine hellseherischen Fähigkeiten, um den Verlierer richtig vorauszusagen. Dass die Wölfe bei einem Kempatrick mit Kaufmann sowie dem für Schömig gekommenen Linus Dürr den wohl schönsten Treffer des Abends fabrizierten, dürfte nur ein sehr schwacher Trost gewesen sein. Denn ansonsten wirkten die Wölfe zumindest in dieser Phase vorne ideenlos. Der Erstliga-Absteiger konnte bis zur 42. Minute auf 21:15 erhöhen.
Die mainfränkischen Don Quijotes wehrten sich nach Kräften gegen die neunte Pleite in Serie und kamen noch einmal auf 21:25 heran (51.). Doch letztlich war das Team von Weltmeister Michael Haaß individuell zu gut besetzt. "Durch die Ausfälle mussten unser Innenblock und die beiden Rechtshänder im Rückraum praktisch durchspielen. Das ging irgendwann an die Substanz", konstatierte Thomann. Am kommenden Freitagabend steht für die Wölfe das dritte Auswärtsmatch nacheinander an. Dann geht es zum Kellerduell nach Konstanz. Am Bodensee spielt seit dieser Saison übrigens Gregor Thomann, der bundesligaerprobte Zwillingsbruder des Wölfe-Trainers.