Es ist ein Detail, aber ein entscheidendes. Anders als Sebastian Schuppan, der Anfang Oktober nach nicht einmal einem Jahr im Amt Fußball-Drittligist Würzburger Kickers wieder verlassen musste, ist Sebastian Neumann kein Vorstand Sport. Die korrekte Berufsbezeichnung für den 30-Jährigen lautet Sportdirektor. Als solcher wurde der Ex-Profi am Donnerstag am Dallenberg vorgestellt.
Auch wenn er also durchaus Schuppans Nachfolge antritt, der direkte Nachfolger ist Neumann auf dem Papier nicht. "Solche Posten sind für mich nicht wichtig", sagte der neue Mann auf dem neuen Posten bei seiner offiziellen Präsentation. Es gibt aber schon einige Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Ex-Kapitänen. Als Spielführer war der fünf Jahre ältere Schuppan 2018 direkt auf Neumann gefolgt, nachdem der sich nach zwei Jahren am Dallenberg entschlossen hatte, den Klub zu verlassen und anschließend beim MSV Duisburg vergeblich sein Fußball-Glück suchte. Neumann ist also der nächste Ex-Spieler, der sich an sportlich verantwortlicher Stelle bei den Kickers versuchen darf. Der nächste Berufs-Neuling wird manch einer einwerfen.
"Er hat sich nach seinem Karriereende akribisch auf eine Rolle im Management vorbereitet", sagt aber Kickers-Vorstandsvorsitzender Christian Jäger über Neumann. 2020 war der ehemalige U-21-Nationalspieler aus Duisburg nach Würzburg zurückgekehrt. Seine aktive Karriere hatte er nach vielen Verletzungen - zuletzt an der Hüfte - früh beenden müssen. Bei den Kickers startete der einstige Fan-Liebling Neumann, der als Spieler 2016 vom VfR Aalen erstmals an den Dallenberg gewechselt war, eine neue Karriere - mit einem "Wiedereingliederungspraktikum". Neumann bekam einen Posten in der Führung des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ). Dort betreute er als Übergangskoordinator die Nachwuchsspieler auf dem Weg zum Profi und agierte als sportlicher Leiter des U-19-Teams. Erst in der vergangenen Woche absolvierte er die Trainer-B-Lizenz.
Die erste Dienstreise in neuer Funktion führt gleich in die alte Heimat Berlin. In seiner Geburtsstadt wird Neumann am Sonntag (13 Uhr) beim Gastspiel der Kickers bei Viktoria Berlin auf der Bank am Spielfeldrand Platz nehmen. Dort werde nun bei den Drittliga-Partien sein Stammplatz sein, kündigte Neumann an. Er will als Sportdirektor nah dran sein am Team, das er nach der Trennung von Ex-Coach Torsten Ziegner gemeinsam mit Dieter Wirsching für anderthalb Wochen auch interimsweise betreut hatte. Inzwischen habe man mit Danny Schwarz "genau den richtigen Trainer für diese Mannschaft" gefunden, ist Neumann überzeugt.
Mit dem Chefcoach wird Neumann in den kommenden Wochen intensiv zusammenarbeiten. Im Winter wollen sich die Kickers, so ist zu hören, auf dem Transfermarkt umschauen, um die eine oder andere Kaderlücke, die sich in der bisherigen Saison zeigte, schließen zu können. "Unterstützung" soll dabei, so heißt es in der offiziellen Pressemitteilung der Kickers, auch von Jochen Seuling kommen. Der Ex-NLZ-Leiter arbeitet seit Sommer für Investor Flyeralarm. Das Würzburger Unternehmen ist neben den Kickers auch beim österreichischen Erstligisten Admira Wacker Mödluing engagiert. "Unser Projekt, das wir für beide Vereine vorhaben, kann mit ihm vertrauensvoll und gedeihlich ausgebaut werden", so Seuling. Beide Klubs arbeiten im Bereich Scouting bereits intensiver zusammen. "Sehr, sehr spannend" findet Neumann auch die Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben.
Als Sportdirektor will er eigene Akzente setzen. Er wolle den Spielern "den Rücken frei halten, damit sie alle Kraft auf dem Platz lassen können." Die Verzahnung mit dem Nachwuchsleistungszentrum will er vorantreiben. Und schon alleine aus seiner eigenen Verletzten- und Kranken-Geschichte heraus - unter anderem musste Neumann nach einer Herzerkrankung lange Zeit aussetzen - will er großen Wert auf die Gesundheitsvorsorge der Spieler legen.
Neumann und die Kickers, das war zu Spielerzeiten eine besondere Beziehung. "Meine besten Jahre hatte ich hier", betont der einstige Innenverteidiger. Kickers-Vorstandschef Jäger kam erst viel später an den Dallenberg. Trotzdem erinnerte er bei Neumanns Vorstellung an die damalige Zeit: "Auf dem Feld hat er sich als harter Arbeiter präsentiert. Als einer, der menschlich integer ist und als Kapitän vorneweg marschierte. Er fällt nicht durch große Sprüche auf. Genau so jemanden brauchen wir hier." Beim Drittliga-Vorletzten sehnen sie sich nach chaotischen Zeiten nach Kontinuität, Neumann soll dafür stehen.
Das wird wieder nichts