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FUßBALL: DRITTE LIGA
Der Kapitän hinterlässt bei den Kickers eine Lücke
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 13.05.2018 02:14 Uhr
Nach zwei Jahren ist Schluss für Sebastian Neumann beim Fußball-Drittligisten FC Würzburger Kickers. „Ein besonderer Tag“ werde das werden am Samstag, glaubt er deshalb. Vor der Partie gegen die SG Sonnenhof Großaspach, die zur ungewohnten Zeit um 13.30 Uhr angepfiffen wird, gibt es die offizielle Verabschiedung für den Kickers-Spielführer, der am Mittwoch endgültig erklärt hatte, keinen neuen Vertrag bei den Rothosen zu unterschreiben. „Es war eine sehr schwierige Entscheidung, weil ich auf der einen Seite eine starke Verbundenheit mit den Kickers verspüre, auf der anderen Seite aber die sportliche Perspektive in der Zweiten Bundesliga mich reizt“, sagt Neumann. Der Verein zu dem der Kickers-Abwehrchef wechseln wird, steht zwar bereits fest, bleibt aber einstweilen noch ein Geheimnis. Beim offiziellen Frage-Antwort-Termin mit Neumann am Donnerstag sollten dazu keine Fragen gestellt werden.
 

Gelernt Verantwortung zu tragen

Irgendwie hat man das Gefühl, der Kapitän sei schon viel länger da gewesen am Dallenberg. Und überhaupt wirkt der gebürtige Berliner älter und reifer als ein 27-Jähriger. Das liegt vielleicht auch daran, dass sich die Ereignisse in den vergangenen beiden Spielzeiten förmlich überschlugen, dass Neumann in Würzburg so viel erlebte, wie andernorts in – sagen wir einmal – vier Jahren. Und Neumann war vom Start weg das Gesicht dieser Kickers-Mannschaft. „Ich habe hier gelernt, Verantwortung zu tragen – auch in schweren Zeiten“, sagt er.

Hollerbach machte ihn zum Kapitän

Kaum war Neumann nach dem Würzburger Zweitliga-Aufstieg im Sommer 2016 vom VfR Aalen nach Würzburg gekommen, machte ihn Ex-Kickers-Trainer Bernd Hollerbach zum Abwehrchef und Kapitän. Es folgte eine Saison mit unerwarteten Erfolgen in der Vorrunde und einem umso schmerzhafteren Fall in der sieglosen Rückrunde. „Der Abstieg tut mir immer noch weh“, sagt Neumann heute: „Ich habe aber für mich entschieden, nicht mehr nach dem Warum zu fragen, sondern dieses Thema abzuhaken.“ Der ratlose Kapitän, der während des Absturzes in der Rückrunde 2017 Woche für Woche von den Kollegen vorgeschickt wurde zu den wartenden Journalisten und nach Erklärungen suchte, das war am Ende der denkwürdigen Kickers-Zweitliga-Saison ein Bild gewesen, das hängen blieb.

Kickers-TV: Der Kickers-Capitano sagt ciao

Der Publikumsliebling

Dass Neumann danach – anders als ein Großteil seiner Mitspieler – blieb, rechneten ihm viele Fans hoch an. Spätestens zur neuen Saison war der einstige U-21-Nationalspieler, der nach seiner Ausbildung bei Hertha BSC auch beim VfL Osnabrück und eben in Aalen bereits in der Dritten Liga gespielt hatte, endgültig zum Würzburger Publikumsliebling geworden. Auch weil er als Abwehrspieler zur Not selbst die Tore schoss: fünf Stück waren es in dieser Saison. „Er hinterlässt eine Lücke“, stellt auch Trainer Michael Schiele fest. Dabei hatte Neumann lange mit sich gerungen. „Ich hatte bis zuletzt gehofft, dass wir in der Tabelle noch oben reinrutschen“, sagt Neumann. Die einzige Möglichkeit ihn zu halten, wäre der direkte Wiederaufstieg gewesen. Das dürfte den Verantwortlichen der Kickers schon im Winter nach ersten Vorgesprächen klar geworden sein. „Mit 27 ist es für mich Zeit, den nächsten Schritt in meiner Karriere zu machen“, sagt Neumann.

Der wohl beste Abwehrspieler der Liga

Neumann ist in dieser Saison der wohl beste Abwehrspieler der Dritten Liga. Es wird nicht leicht werden, Ersatz für ihn zu finden. Ob die Kickers danach überhaupt suchen? Mit Hendrik Hansen, der nach überstandenem Mittelfußbruch beim 3:1-Sieg in Lotte am vergangenen Wochenende sein Startelf-Debüt im Kickers-Trikot gab, steht ein möglicher Nachfolger bereits bei den Rothosen unter Vertrag. Auch Anthony Syhre, wie Neumann in Berlin geboren, bei Hertha BSC ausgebildet und in Osnabrück zum Drittliga-Spieler geworden, brachte sich zuletzt mit guten Leistungen als neuer Abwehrchef ins Gespräch. Trotzdem hatten sich die Kickers bereits seit dem Winter auf dem Spielermarkt nach Alternativen umgeschaut. „Alles andere wäre ja auch fahrlässig gewesen“, sagt Trainer Schiele, der im Sommer auch einen neuen Kapitän bestimmen muss: „Es werden neue Spieler in diese Rolle hineinwachsen“, ist sich der Coach sicher.

Keiner fragt mehr nach dem Herzen

Neumann wird die Entwicklung aus der Ferne beobachten. Für ihn hat sich, trotz der vielen Aufs und Abs und mancher Enttäuschung, der Schritt nach Würzburg gelohnt. „Es waren die bislang besten zwei Jahre in meiner Karriere“, sagt er rückblickend. Als er aus Aalen nach Würzburg kam, war es ein großes Thema, dass er der einzige Spieler in deutschen Profiligen ist, der wegen einer Herzerkrankung mit einem eingebauten Defibrillator in der Brust spielt. Dass Neumann mittlerweile überhaupt nicht mehr dazu gefragt wird, dürfte für ihn der vielleicht größte Erfolg sein.

 
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Kommentare
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  • woody
    Der überragende Spieler der Kickers, vor allem in dieser 3. Liga Saison. Schade, dass er geht. Aber in seinem Alter muss er jede Chance nutzen um höherklassig zu spielen. Dennoch gilt auch für ihn - jeder ist ersetzbar. Und gute Abwehrspieler sind leichter zu finden als gute Stürmer. Und an guten Offensivspielern krankt es bei den Kickers. Die Abwehr wird auch ohne Neumann stabil sein. Man muss sich offensiv gewaltig verstärken um vielleicht in der Saison 2019/20 wieder Neumann in der 2. Liga an den Main zurück zu holen. grinsen
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  • aboehnke
    Und er wird einer von uns bleiben. Wenige in der heutigen Zeit mit einem Auftreten wie er. Seien wir froh, dass er bei uns war, auch und gerade als der Überflug vorbei war. Wo gibts das noch, außer beim EffZeh ... Danke, Sebastian, und von Herzen alles Gute
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  • euroknacki
    Sportlich wird Neumann zu ersetzen sein, als Capitano und als Vorbild, als Mensch
    wird er fehlen!
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