Fußball: Bayernliga Nord
TSV Karlburg - Würzburger FV
(Mittwoch, 18. 30 Uhr)
"Ein Mann wie er kann Gold wert sein. Der kann den Unterschied machen", sagt Berthold Göbel über Sebastian Fries. Der neue Trainer des Würzburger FV hätte den Offensivmann gerne im Team behalten, doch seit Saisonbeginn steht der 26-jährige Fries, der zwei Spielzeiten lang Kapitän bei den Zellerauern gewesen war, für Aufsteiger TSV Karlburg auf dem Platz. Am Mittwochabend (18.30 Uhr) treffen die beiden Teams in Karlburg erstmals in der Bayernliga aufeinander.
Es ist zudem das erste Saison-Heimspiel für das Team von Markus Köhler, der sehr wohl weiß, was eran seinem spielenden Co-Trainer Fries hat. "Das ist ein Wahnsinnsmensch mit einer super Einstellung. Für sein Alter ist er verdammt weit, nicht nur im fußballerischen Bereich, und man kann sich immer auf ihn verlassen", schwärmt der Trainer des TSV am Telefon. Kommt man Sebastian Fries mit derlei Komplimenten, winkt der nur verlegen ab: "Ich bin einfach Teamplayer durch und durch. Ich will niemanden im Stich lassen", erklärt er beim Treffen in einem Würzburger Café.
Das dies nicht nur hohle Worte sind, zeigt ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit. In der letzten Juniwoche stand Fries am Mittwochabend noch mit der Bayernauswahl im Regionscup-Finale im oberbayerischen Burghausen auf dem Platz, am Donnerstag trainierte er mit seinen Karlburgern, bevor er am Freitagmorgen mit der Fußballmannschaft der Universität Würzburg ins Finale der deutschen Hochschulmeisterschaft einzog, das er und sein Team am Samstagmorgen mit 6:0 gegen Duisburg/Essen für sich entschieden. Zum Feiern blieb dem Lehramtsstudenten (Sport und katholische Religion) allerdings nicht viel Zeit, denn umgehend kehrte er zurück zum TSV-Trainingslager, rackerte dort fleißig mit und stand abschließend am Sonntagabend beim Testspiel gegen Bad Kissingen auf dem Platz. Das alles wohlgemerkt am bis jetzt heißesten Wochenende des Jahres, bei Temperaturen um die 40 Grad.
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"Genau so was braucht die Mannschaft. Einen, der voran geht und den Kopf oben hält", sagt Köhler. Und tatsächlich hat man Sebastian Fries weder in seiner Zeit bei den Würzburger Kickers, noch beim WFV jemals mit hängenden Schultern gesehen. Seine Einstellung ist eine, die ihresgleichen sucht, und die neben dem fußballerischen Talent – der Wiesenfelder wurde bei Carl Zeiss Jena ausgebildet – das ist, was ihn zu einem der begehrtesten Spieler in der Region macht.
In Karlburg fühlt sich der Linksfuß "super aufgenommen", ihm gefällt vor allem die Gemeinschaft vor Ort. Dass Vereinsmitglieder vor Saisonbeginn die Banden schrubben und die Kabinen auf Vordermann bringen, beeindruckt ihn und zeugt in seinen Augen von wahrem Zusammenhalt. Belohnen wollen er und seine Mannschaft die Anhänger dafür mit dem Klassenerhalt. Vielleicht klappt es ja schon am Mittwochabend mit einem Punkt. Denn auch wenn der WFV als Favorit anreist, "werden wir unsere Chancen haben und unser Bestes versuchen", sagt Fries, der sich voller Vorfreude auf "ein heißes Derby" die Hände reibt.
Mit der Heimat eng verbunden
Wenn ihm seine Familie dabei zuschauen will, hat sie es jedenfalls nicht weit. Von Wiesenfeld aus, wo Sebastian Fries mit seinen Eltern, Großeltern und seinem vier Jahre älteren Bruder auf dem heimischen Hof wohnt, sind es gerade einmal fünf Minuten bis nach Karlburg. Und wenn die Mannschaft Glück hat, schwingt die Oma ihres neuen Co-Trainers vielleicht sogar einmal den Kochlöffel für sie. Die 81-Jährige hat Jahrzehnte lang eine Gastwirtschaft im Ort betrieben und ist, so ihr Enkel, eine herausragende Köchin. Da ist in der Vergangenheit schon das ein oder andere Team, für das Sebastian Fries auf dem Platz stand, in den Genuss einer Essenseinladung gekommen.
Doch nicht nur deshalb ist der 26-Jährige gerne zu Hause. Wie wertvoll Familie und Heimat sind, das ist dem Offensivspieler während der sechs Jahre auf dem Fußball-Internat in Jena bewusst geworden. Heute zieht es ihn nicht mehr in die Ferne. Im März kommenden Jahres wird er sein Examen ablegen, sich dann um eine Stelle als Referendar am Gymnasium bewerben. Gut möglich, dass er die Heimat dann doch noch einmal für ein oder zwei Jahre verlassen muss. Zurückkehren wird er aber immer wieder.