Als Markus Köhler vor etwas weniger als vier Jahren – damals noch als aktiver Fußballer beim Landesligisten ASV Rimpar – zum ersten Mal eine Trainer-Ausbildung absolvierte, hätte er sich beileibe nicht träumen lassen, welche Position er am Sonntag, 14. Juli 2019, einnehmen würde. Dann nämlich wird der 32-Jährige als verantwortlicher Coach an der Seitenlinie stehen, wenn sein Heimatverein TSV Karlburg um 14 Uhr mit einem Auswärtsspiel bei Mitaufsteiger FC Eintracht Bamberg sein allererstes Bayernliga-Spiel absolviert.
Unglaubliche Entwicklung
"Es ist schon unglaublich", sagt der 32-Jährige, der heute Inhaber der B-Lizenz ist. Fast so unglaublich wie der Aufstieg der Karlburger in die Bayernliga, die im Mai 2019 nur ein Jahr nach einem Fastabstieg Landesliga-Meister geworden waren. Doch just in der so erfolgreichen Meistersaison hatte der damalige Trainer Patrick Sträßer schon früh verkündet, dass er nach der Runde aufhören werde. So wurde der Weg frei für Markus Köhler, der zuvor die Karlburger Reserve in der Kreisliga gecoacht hatte und den die Vereinsführung nach dem Bekanntwerden von Sträßers Abgang mit der Betreuung der Bayernliga-Mannschaft betraute.
Als Fußballer war Köhler einer gewesen, der im defensiven Mittelfeld und später in der Innenverteidigung Aktionen vorausahnen musste und immer wieder Räume schloss, die sich für den Gegner anboten. Also ein Spezialist für die unspektakuläre Balleroberung, keiner für die grobe Grätsche. "In meinen Mannschaften war ich immer der Langsamste", witzelt der neue Karlburger Coach. Doch genau deshalb musste er sich die Fähigkeit aneignen, ein Spiel zu lesen. Eine Fähigkeit, die einem als Trainer zugute kommt.
Eine andere Aufgabe, die sich dem in einer Würzburger Kanzlei tätigen Steuerfachwirt stellte, war die, sich ein eigenes Profil als Trainer anzueignen. "Ich habe von allen Trainern, unter denen ich gespielt habe, versucht, das Beste mitzunehmen", so Köhler und nennt unter anderem Namen wie Harald Funsch, Rene Grimm oder Patrick Sträßer als für ihn prägende Figuren. Gleichwohl will Köhler keine Kopie eines anderen Trainers sein und stattdessen seine eigene Persönlichkeit einbringen.
Lange Jahre beim ASV Rimpar
Vor dem Problem, mit zu vielen seiner Spieler noch selbst aktiv gewesen sein und daher erst den Rollenwechsel vom Teamkollegen zum Trainer vollziehen zu müssen, steht Markus Köhler allerdings nicht. Schließlich verließ er als Spieler den TSV Karlburg bereits in jungen Jahren und spielte dann für beinahe ein Jahrzehnt beim ASV Rimpar. So ist der 30-jährige Routinier im TSV-Kader, Johannes Gold, der einzige Akteur, mit dem Köhler selbst noch selbst gekickt hat. Zumal er sich ganz auf seine Arbeit als Coach konzentrierte, als der in Karlstadt lebende Familienvater vor zwei Jahren nach Karlburg zurückkehrte und das Reserveteam des TSV übernahm, obwohl er im Alter von 30 Jahren durchaus noch selbst hätte spielen können.
"Bei einer zweiten Mannschaft kommt es nicht unbedingt drauf an, dass sie in die Bezirksliga aufsteigt, sondern darauf, die Spieler zu fördern. Wenn ich selbst gespielt hätte, hätte jemandem den Platz weggenommen", begründet er den Schritt, nicht selbst mitzuwirken. Und damit vollzog er nebenbei gut sichtbar den Schritt vom Spieler zum Trainer.
"Natürlich ist es so, dass die letzte Entscheidung ich treffe", sagt Markus Köhler über seinen Führungsstil. Gleichwohl kommt es für ihn darauf an, gerade die Führungsspieler in Entscheidungen einzubeziehen. "Es ist mir wichtig, die Leute mit ins Boot zu nehmen." Zum Beispiel bei der Frage, mit welcher Taktik man ein Spiel angeht. Schließlich sei es gut, wenn Fußballer innerlich von der Strategie überzeugt seien, die für ein Spiel vorgegeben ist.
Mit einem Spieler dürfte die Kommunikation besonders intensiv ausfallen, schon bedingt durch familiäre Verbundenheit: Sein 27-jähriger Bruder Andreas ist als Mittelfeldspieler Teil des Karlburger Bayernliga-Kaders. "Für ihn ist die Situation nicht so einfach, weil viele auf ihn schauen, weil er mein Bruder ist", gibt Markus Köhler zu bedenken. Aber sein Bruder und er würden mit dieser Situation zurechtkommen.
Dem TSV-Coach ist klar, dass er bei seiner neuen Aufgabe viel kommunizieren muss. Denn auf sein überraschend aufgestiegenes Team warten in der Bayernliga zahlreiche Gegner, die den Karlburgern fußballerisch überlegen sein dürften. Ein aufreibender Kampf gegen den Abstieg könnte die Runde des TSV-Teams prägen. "Da spielt die Psyche eine große Rolle. Wichtig ist, dass du als Mannschaft positiv bleibst, auch wenn du mal klar verloren hast", betont der 32-jährige Trainer.
Dabei helfen, dass die Runde möglichst mit dem Klassenerhalt endet, sollen nicht zuletzt Neuzugänge, die anders als der Rest des Karlburger Kaders bereits fußballerische Erfahrung oberhalb der Landesliga gesammelt haben. Etwa Stürmer Pascal Jeni, der vom Bayernligisten TSV Abtswind kam. Oder Verteidiger Josef Burghard, der in der gleichen Klasse beim U-23-Team des FC Würzburger Kickers spielte. Und nicht zuletzte Sebastian Fries, neuerdings spielender Co-Trainer beim TSV.
Fries stammt aus dem benachbarten Wiesenfeld, brachte es aber in Thüringen zum Drittliga-Profi beim FC Carl Zeiss Jena. Später spielte er höherklassig beim FC Würzburger Kickers. Zuletzt war er Kapitän beim Würzburger FV, der am Mittwoch, 17. Juli, erster Heimspiel-Gegner der Karlburger ist. "Die Leute, die schon höherklassig gespielt haben, bringen nicht nur Qualität mit, sondern auch andere Erfahrungen", sagt Köhler. Zum Beispiel sei bei ihnen vieles fußballerisch automatisiert, was ein Spieler, der von einem unterklassigen Verein nach Karlburg komme, erst lernen müsse. "Andererseits können die Neuen vielleicht etwas von der Lockerheit profitieren, die die anderen haben", wirft der TSV-Trainer ein.
So feierten die Karlburger am 11. Mai 2019 nach dem Gewinn der Landesliga-Meisterschaft
Wichtig sei, da ist sich Markus Köhler sicher, der "Zusammenhalt", der die Karlburger in den vergangenen Jahren stets ausgezeichnet habe. Dieser werde auch in der nun beginnenden Saison von entscheidender Bedeutung sein, schließlich werde die Mannschaft auch den ein oder anderen Rückschlag wegstecken müssen. Ob dies dann auch gelingt, wird nicht unwesentlich darüber entscheiden, ob die Bayernliga-Premierensaison für Markus Köhler und den TSV Karlburg eine erfolgreiche sein wird.