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Fußball: Regionalliga Bayern, Männer
Saisonstart von Würzburger Kickers, FC 05 Schweinfurt und TSV Aubstadt: Das sagen die Main-Post-Experten zur Liga
Die Regionalliga Bayern startete am Donnerstag. Vorab diskutieren unsere Reporter die Favoriten und die Teams aus dem Verbreitungsgebiet - nicht ohne gewisse Sticheleien.
Daniel Hägele vom FC Würzburger Kickers (links), Ben Müller vom TSV Aubstadt (Mitte) und Adam Jabiri vom FC 05 Schweinfurt (rechts): Die drei gehören zu den Leistungsträgern ihrer jeweiligen Teams für die neue Saison in der Regionalliga Bayern.
Foto: Scheuring (2), Dümpert (Mitte) | Daniel Hägele vom FC Würzburger Kickers (links), Ben Müller vom TSV Aubstadt (Mitte) und Adam Jabiri vom FC 05 Schweinfurt (rechts): Die drei gehören zu den Leistungsträgern ihrer jeweiligen Teams für die neue Saison ...
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 09.02.2024 12:43 Uhr

Der FC Würzburger Kickers, der TSV Aubstadt und der FC 05 Schweinfurt spielen in der kommenden Saison gemeinsam in der Regionalliga Bayern. Dazu kommen Traditionsvereine wie die SpVgg Unterhaching, Wacker Burghausen und die zweiten Mannschaften von Bayern München, des 1. FC Nürnberg oder der SpVgg Greuther Fürth. Die Liga wird diese Redaktion in der kommenden Saison also ausführlich beschäftigen. Deshalb haben sich unsere Expertinnen und Experten Daniel Rathgeber (TSV Aubstadt), Frank Kranewitter (FC Würzburger Kickers) und Michi Bauer (FC 05 Schweinfurt) vorab über die Liga unterhalten, nicht ohne im Interview bereits erste Sticheleien auszuteilen.

Frage: Wer wird eurer Meinung nach das stärkste unserer Teams?

Daniel Rathgeber: Ich glaube, dass der FC 05 Schweinfurt dieses Jahr das stärkste der drei Teams sein wird, einfach weil der Umbruch wesentlich kleiner war als bei den Kickers. Zwar sehe ich den TSV Aubstadt stärker als letztes Jahr, auch wenn Michael Dellinger verletzt fehlt und längere Zeit ausfällt, doch die Profi-Mannschaften Schweinfurt und Würzburg werden trotzdem vor dem TSV landen. Ich würde mir wünschen, dass Aubstadt seine Ziele etwas offener formuliert, aber zunächst ist das Ziel des TSV der frühestmögliche Klassenerhalt.

Frank Kranewitter: Nachdem, was ich bisher in der Vorbereitung von den Kickers gesehen habe, sehe ich da ein großes Potenzial, das ich sogar höher einschätzen würde als bei Schweinfurt. Neuzugänge wie Maximilian Zaiser, der bei Bayern lange im Profi-Kader war, überzeugten. Dazu kommen Spieler wie Daniel Hägele, Saliou Sane und Dominik Meisel, die alle schon in der Zweiten Liga gespielt haben und individuell einen Unterschied machen können. Natürlich muss das alles erst zusammenwachsen. Da sieht man in der Vorbereitung gute Fortschritte. Es wird auf den Saisonstart ankommen, aber es herrscht Aufbruchsstimmung im Verein, was man auch an den über 1500 verkauften Dauerkarten sieht.

Michi Bauer: Ich sehe für Aubstadt eine schwere Saison. Sie haben viel vom Spirit in der Mannschaft gelebt. In der Schlussphase hatten sie ja auch einige Aussetzer. Kickers und Schweinfurt sehe ich auf Augenhöhe, alleine schon, weil sie vom Typ her sehr ähnliche Neuzugänge verpflichtet haben. Junge Spieler, die gut ausgebildet sind. Geführt werden beide Mannschaften von erfahrenen Kräften. Da könnte es ein kleines Plus für den FC 05 sein, dass die bewährte Achse Billick - Fery - Jabiri noch steht. 

Wie schätzt ihr die Regionalliga ein?

Kranewitter: Es ist auf jeden Fall eine interessante Liga, weil es sehr unterschiedliche Vereine mit unterschiedlichen Ausrichtungen und Zielen gibt. Für alle Teams, die oben mitspielen wollen, gilt es, die Spiele bei den vermeintlich schwächeren Teams anzunehmen. Auch deshalb haben die Kickers viele Spieler aus der Regionalliga geholt, die wissen, dass es auch mal gegen kleinere Gegner geht. Die Transfers von Marius Wegmann (Illertissen) und Thomas Haas (Schweinfurt) waren natürlich auch, um den Gegner etwas zu schwächen.

Bauer: Da muss ich erst mal kurz widersprechen, weil Haas den Verein eh verlassen hätte. Ich sehe die Liga als mindestens genauso stark an, weil: In Pipinsried oder Hankofen-Hailing muss man erst mal gewinnen. Und da hängt es auch von der Jahreszeit ab. Im Herbst bei tiefen Böden und schlechten Plätzen werden die Spiele dort häufig durch Standardsituationen entschieden. Wenn man da gut ist, ist es alles lösbar. Aus unterfränkischer Sicht ist die Liga durch das Derby zwischen den Kickers und Schweinfurt unglaublich attraktiv geworden. 

Rathgeber: Man muss sehen, ob die Liga auch in der Spitze stärker ist. Unterhaching hat sich ein Jahr konsolidiert und wird sicher nicht schwächer sein als Bayreuth im letzten Jahr. Auch mit Türkgücü muss mit Blick auf deren Neuzugänge gerechnet werden, so sie denn die Saison durchhalten. Burghausen hatte einige namhafte Abgänge. Abwarten, ob sie wieder so eine Saison spielen können. Insgesamt haben ganz viele Spieler in der Liga die Nachwuchsleistungszentren der Bundesliga-Klubs durchlaufen. Ich glaube, auch im Vergleich der Regionalligen muss sich Bayern nicht verstecken.

Kranewitter: Ja, die Namen im Südwesten oder Westen sind natürlich größer und sorgen für mehr Zuschauerinteresse. Aber weder in der Breite noch in einer potenziellen Aufstiegsrelegation gegen den Ersten der Regionalliga Nordost muss sich ein bayerischer Vertreter verstecken.

Bauer: Das zeigt ja auch die Statistik der letzten Jahre, die Schweinfurt gegen Havelse im vergangenen Sommer etwas verkorkst hat, und die für die Regionalliga Bayern spricht.

Ihr seid euch ja weitestgehend einig, dass Unterhaching der Topfavorit ist. Wer gehört denn noch in die Top 5?

Bauer: Bayern München muss man immer nennen. Man weiß nicht, welche Supertalente da noch aus der U19 kommen. Burghausen wird dieses Jahr nicht zu den Top 5 gehören. Nürnberg II ist ein Kandidat für die ersten fünf Plätze, der FC 05 auch. Bei den Kickers, da wird es darauf ankommen, ob diese Unterschiedspieler, wie Bayreuth sie mit Nollenberger, Ziereis oder Kirsch hatte, funktionieren. Wenn, dann sind sie ganz oben dabei. Weil diese Spieler entscheiden Spiele dann auch mal mit einer Einzelaktion in der 87. Minute. Deshalb war Bayreuth letztes Jahr ganz oben.

Kranewitter: Aus den finanziellen Möglichkeiten ergibt sich einfach, dass es Profi-Teams gibt. Die müssen den Anspruch haben, unter die Top 5 zu kommen. Meistens wird es dann ein Überraschungsteam geben. Das kann wie im letzten Jahr Burghausen oder Illertissen sein, das kann aber auch mal Aschaffenburg sein und dahinter sehe ich die anderen zweiten Mannschaften, also Nürnberg, Fürth und Augsburg. Insgesamt müssen sich die Profi-Teams aber absetzen vom Rest der Liga, sonst würden sie etwas falsch machen.

Rathgeber: Das ist alles sehr gut zusammengefasst. Bei den Amateurklubs lässt es sich schwierig voraussagen. Illertissen hat mit Wegmann und Thiel zwei Top-Spieler verloren und gegen Ende der Saison kaum noch Spiele gewonnen. Buchbach hat jahrelang vorne mitgespielt und war letztes Jahr dann nur Zwölfter. Bei diesen Klubs kann immer vieles passieren.

Eine Frage für die echten Hardcore-Fans und Groundhopper. Welche Auswärtsfahrt ist eine Reise wert?

Bauer: In Rain am Lech, das nicht so weit entfernt von der Grenze zum Frankenland liegt, bietet der Verein bei Spielen gegen fränkische Gegner immer zwei Sorten Bratwürste an: fränkische und bayerische. Wobei ich sagen muss, dass die bayerischen schon besser waren. Auch das kleine, etwas kultige Buchbach, das mittlerweile in sein elftes Jahr in der Regionalliga geht, ist eine Reise wert. Die dortigen Rentner auf der Tribüne lassen keinen Zweikampf unkommentiert und schaffen es so, auch mal Spiele zu beeinflussen oder zu drehen.

Rathgeber: Ich finde auch, dass das Augsburger Rosenaustadion mit seinen alten Holzsitzschalen auf der Haupttribüne einen gewissen Charme versprüht.

Kranewitter: Sollte Türkgücü gegen einen unserer Vereine im Münchner Olympiastadion spielen, ist das auf jeden Fall eine Reise wert. Und auch das Grünwalder Stadion hat durchaus Flair.

Letzte Frage: Welcher Spieler wird in eurer Mannschaft herausstechen?

Rathgeber: Da muss ich eindeutig Ben Müller nennen, auch wenn er aktuell verletzt ist. Seine Diagonalbälle zur Spieleröffnung und seine Zweikampfstärke sind herausragend. Er spielt oft sehr unauffällig im defensiven Mittelfeld. Dadurch sticht er heraus.

Bauer: Da kann es in Schweinfurt nur eine Antwort geben: Jabiri, Jabiri, Jabiri. Wenn Adam Jabiri verletzungsfrei bleibt, was mit seinen 38 Jahren immer schwieriger werden könnte, wird er wieder für um die 20 Tore gut sein.

Kranewitter: Bei den Kickers könnte Franz Helmer die Geschichte der Saison werden. Von der Kreisliga in zwei Jahren in die Regionalliga. In der Vorbereitung hat er gezeigt, dass er weiß, wo das Tor steht.

Vielen Dank für das Gespräch, liebe Kolleginnen und Kollegen. Wir werden das so, oder so ähnlich auch während der ganzen Saison wiederholen. Launige Gespräche, Meinungen und Analysen unserer Expertinnen und Experten sowie Insider gibt es demnächst im neuen Main-Post-Podcast, der sich nur um die Regionalliga Bayern und die unterfränkischen Vereine drehen wird.

 
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  • K. E.
    Ich sehe Schweinfurt als einen Aufstiegsfavoriten, Aubstadt unter den ersten acht und die Kickers hinter Aubstadt. Vielleicht hält einer der Experten dagegen.
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