Baskets-Center Nicolas Carvacho fasste die Situation im sozialen Netzwerk Instagram kurz vor Mitternacht am Donnerstag recht passend zusammen. "Just like that, the season is over . . . Crazy", schrieb der Chilene mit amerikanischem Pass. Frei übersetzt: "Und auf einmal ist die Saison vorbei . . . verrückt." Bereits um 20:45 Uhr war klar, dass die MLP Academics Heidelberg beim FC Bayern München Basketball gewonnen hatten.
Damit stand fest, dass Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets, der zu diesem Zeitpunkt schon gegen Braunschweig zurücklag, sein Heimspiel am Donnerstagabend gewinnen musste. Andernfalls wäre die Saison beendet und die letzten Hoffnungen auf die Play-off-Teilnahme, die Spielern und Trainern eine zusätzliche Prämie in den Geldbeutel spülen würde, erloschen.
Knapp eineinhalb Stunden später war dann der Traum der Baskets, zum ersten Mal seit 2016 an der Endrunde teilzunehmen, beendet. Mit 77:73 (41:37) setzten sich die Basketball Löwen Braunschweig gegen ebenso enttäuschte wie müde Würzburg Baskets durch. Zwar feierten die Würzburger Fans ihre Mannschaft zum Abschied noch, trotzdem wirkte es, als hätte jemand in der Halle den Stecker gezogen. Für viele kam das Ende zu schnell, einigen war sicher noch nicht bewusst, dass die Baskets nun endgültig aus dem Play-off-Rennen geflogen waren, denn um die verschiedenen Tabellen-Szenarien zu durchschauen, braucht es beinahe einen Hochschulabschluss. Und mit der Option "Heidelberger Sieg in München", die im Grunde alle Rechnereien im Vorfeld auf den Kopf stellte, hatte sowieso keiner gerechnet.
Baskets standen mit dem Rücken zur Wand
So erging es auch der Mannschaft. "Wir wussten nichts von dem Ergebnis aus München", beteuerte Center Filip Stanic, der verletzt pausieren musste und dessen Vertrag in Würzburg im Sommer ausläuft. Möglicherweise Seine Zukunft ist noch ungeklärt. "Wir standen mit dem Rücken zur Wand. Damit sind wir einfach nicht klargekommen. Erst im dritten Viertel konnten wir uns befreien, aber da war der Rückstand schon deutlich", bekannte Cameron Hunt.
Trotzdem brachte Hunt die Würzburger, die zwischendurch schon mit elf Zählern zurückgelegen hatten, in der Schlussminute erstmals in dieser Partie, mit einem seiner so oft gesehen Korbleger mit seiner starken linken Hand, in Führung (73:72). Doch Nationalspieler David Krämer, der sonst einen schwachen Tag erwischte, erzielte die letzten fünf Punkte und stellte den Endstand her. Hunts Punkte 20 und 21 an diesem Abend waren auch seine letzten im Würzburger Trikot. Auf Instagram verkündete der Texaner seinen Abschied nach vier Jahren. Sein Dreijahresvertrag endet im Sommer, und der 25-Jährige wird künftig deutlich mehr verdienen, als Würzburg ihm anbieten kann.
Etatlücke ist noch nicht geschlossen
Womit wir bei den Finanzen wären, die in der Basketball-Bundesliga oft über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Zwar waren die Baskets dieses Jahr die Ausnahme, die diese Regel ja laut Sprichwort bestätigt – trotzdem sah sich der Verein im Februar zu einem Hilferuf an die Region genötigt. Diesen wiederholte Würzburgs Trainer Sasa Filipovski am Donnerstagabend auf der Pressekonferenz. "Wir haben fantastische Fans und im sportlichen Bereich hervorragende Arbeit geleistet. Nun bete ich dafür, dass wir auch ein fantastisches Team an Sponsoren zusammenstellen, denn nur dann kann es eine Erfolgsgeschichte werden."
Würzburg verdiene es, ein Basketball-Standort zu bleiben, der jedes Jahr um die Play-offs mitspielt. Dazu bedürfe es aber eines erhöhten und stabilen Budgets, erklärte Filipovski nach der Partie erneut. Zur Zielmarke von vier Millionen Euro, die Geschäftsführer Steffen Liebler im Februar verkündet hat, fehlen aktuell wohl noch etwa 800.000 Euro. Daran dürfte auch der weitere Verbleib von Trainer Filipovski geknüpft sein, der bis zum 30. Juni eine Ausstiegsklausel in seinem Dreijahresvertrag nutzen könnte. Der 48-Jährige, der bei der Wahl zum Trainer des Jahres auf Platz drei landete, hat andere Angebote, betont aber immer wieder, wie sehr es ihm in Würzburg gefällt.
Baskets erhalten Lizenz nur unter auflösender Bedingung
Die Lizenz für die kommende Saison haben die Baskets von der Liga unter einer nicht genau definierten auflösenden Bedingung erhalten. Mit O'Showen Williams, Collin Welp und Stanley Whittaker haben noch drei Spieler einen Vertrag für die kommende Saison, wobei vor allem hinter dem Verbleib von Whittaker doch ein riesiges Fragezeichen steht. Denn auch der 28-jährige Amerikaner hat eine Ausstiegsklausel und könnte für eine offenbar recht moderate Ablösesumme gehen.
Erste personelle Weichenstellungen für kommende Saison sollen indes auch schon gefallen sein. Wie diese Redaktion erfahren hat, kehrt Maximilian Ugrai zurück. Der 27-Jährige spielte bis 2017 bei den Baskets und entstammt dem Nachwuchsprogramm der Würzburger. Aktuell spielt er für Heidelberg und steuerte am Donnerstag neun Punkte zum Erfolg in München bei.