Auch wenn ich damals enttäuscht war, im Nachhinein war es für mich genau richtig, dass der Verein damals nicht mit mir verlängert hat", sagt Maximilian Ugrai über seinen Abschied von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg im turbulenten Sommer 2017.
Der damalige Headcoach und ehemalige Bundestrainer Dirk Bauermann hatte dem Verein empfohlen, nicht mit einer seiner Identifikationsfiguren zu verlängern. Mit 13 Jahren war der gebürtige Bad Mergentheimer 2008 zu den Baskets gekommen. Er hatte sämtliche Jugendteams durchlaufen, mit der zweiten Mannschaft den Aufstieg in die Regionalliga und die drittklassige Pro B gefeiert und 2012 im Alter von 17 Jahren in der Bundesliga debütiert. Bis zur Saison 2016/17 hatte er sich dort unter Trainer Douglas Spradley in der Rotation fest etabliert.
Zum Jahreswechsel trennte sich der Verein vom Deutsch-Amerikaner Spradley. Der in der Branche als harter Hund bekannte Dirk Bauermann übernahm. Für Junioren-Nationalspieler Ugrai war fortan kein Platz mehr. Stattdessen ging das langjährige Baskets-Talent in Jena den nächsten Schritt. In 27 von 34 Spielen stand er dort in der Startformation, spielte fast 20 Minuten pro Partie und kam dabei auf 7,4 Punkte und drei Rebounds im Schnitt. Ordentliche Werte, die auch anderen Bundesligisten auffielen.
Über Würzburg und Jena nach Europa
"Ich habe lange überlegt, ob ich ein zweites Jahr in Jena bleiben soll", erinnert sich der inzwischen 26-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion. "Aber ich hätte es bereut, wenn ich das Angebot aus Ulm nicht angenommen hätte", sagt Ugrai über seinen Wechsel zu den Schwaben, die nicht nur in der Bundesliga Jahr für Jahr in den Play-offs spielen, sondern bei denen Ugrai sich auch im Eurocup auf europäischer Bühne beweisen konnte.
"Die erste Saison in Ulm lief gut", sagt Ugrai. Zwar spielte er nur noch knapp zwölf Minuten (29 Einsätze) in der BBL und etwas mehr in den 16 Einsätzen im Eurocup – doch mit Ulm stand er am Ende auf Rang sechs und damit in den Play-offs. Dann verletzte sich Ugrai am Knie. Nur sechs Spiele absolvierte er in der am Ende lange unterbrochenen Corona-Saison. Es war der erste größere Rückschlag in der Karriere des 2,01 Meter großen Flügelspielers.
Gemeinsam mit der Schwester geht Maximilian Ugrai nach Heidelberg
"Damals wollte kein Bundesligist das Risiko eingehen", sagt Ugrai. Also ging der Student des Internationalen Managements (Fernstudium an der Hochschule in Ansbach) einen Schritt zurück, um dann einen deutlichen nach vorne zu machen. Bei den Eisbären Bremerhaven wollte sich Ugrai erneut für die BBL empfehlen. Headcoach Michael Mai machte ihn zum Kapitän und mit 12,2 Punkten pro Spiel lieferte Ugrai starke Leistungen ab. Besonders gegen Heidelberg konnte er in zwei aufeinanderfolgenden Spielen am Ende der Hauptrunde und zum Start der Play-offs mit 16 beziehungsweise 20 Punkten überzeugen.
Heidelberg stieg auf und nahm Ugrai gleich mit in die BBL. Fast zeitgleich begann Ugrais zwei Jahre ältere Schwester Hannah in der Geschäftsstelle der Heidelberger zu arbeiten. "Sie hatte sich in Bamberg, Würzburg und Ludwigsburg beworben, aber überall Absagen erhalten", berichtet Ugrai. Als Heidelbergs Geschäftsführer Matthias Lautenschläger Kontakt zu Ugrai aufnahm und davon berichtete, auch die Geschäftsstelle verstärken zu müssen, fiel Ugrai die Jobsuche seiner Schwester ein. Nun wohnen die beiden in Heidelberg in einer gemeinsamen Wohnung. "Das klappt echt gut, aber da hatte ich keine Bedenken", sagt Ugrai.
s.Oliver Würzburg und Heidelberg müssen noch um den Klassenerhalt kämpfen
In Heidelberg spielt Ugrai eine solide Saison. Nach einem guten Start mit vier Siegen aus fünf Partien, fiel auch der in Heckfeld (Main-Tauber-Kreis) aufgewachsene Profi in ein kleines Loch. Seit Januar läuft es für ihn wieder besser, auch weil er sich auf seiner neuen Position als Centerspieler nun besser zurechtfindet. 6,6 Punkte erzielt er pro Partie, dazu kommen 2,9 Rebounds und eine außergewöhnliche starke Dreierquote von 47 Prozent. "Es ist in unserem Spielsystem nicht vorgesehen, dass der Center an der Dreierlinie rumsteht", erklärt er die wenigen Versuche. Bisher probierte es Ugrai erst 36 Mal von "Downtown".
An diesem Samstag (20.30 Uhr) kehrt er mit den Heidelbergern nach Würzburg zurück zum Duell zweier Teams, die gerade dabei sind, sich von den größten Abstiegsnöten zu befreien. "Aktuell stehen wir gut da, aber mit zwei Niederlagen in Folge rutscht man schnell wieder rein", glaubt Ugrai. Denn Gießen und Frankfurt, die aktuell mit fünf Siegen am Tabellenende stehen, hat er noch nicht abgeschrieben. Deshalb will Ugrai die Partie gegen die Würzburger, die ihren dritten Sieg in Serie einfahren könnten, auch unbedingt gewinnen.
Weitere ehemalige Würzburger stehen im Kader der MLP Academics Heidelberg
Neben Ugrai stehen mit Brekott Chapman und Rob Lowery zwei weitere ehemalige Würzburger im Heidelberger Kader. Natürlich sei es ein besonderes Spiel, noch mehr für die beiden US-Amerikaner, die noch im letzten Jahr das Baskets-Trikot trugen. "Ich freue mich immer, nach Würzburg zu kommen", versichert Ugrai. In der Halle erwartet er am Samstag auch seine Familie und viele Freunde. Die Enttäuschung von 2017 ist schon längst verflogen.