Es mutet schon ein wenig absurd an: Da spielt Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets (8. Platz/28:28 Punkte) die vermutlich beste Saison seit dem Wiederaufstieg 2015, ist neben der BG Göttingen das Überraschungsteam der Liga und sechs Spieltage vor Abschluss der Hauptrunde noch immer mittendrin im Kampf um die begehrten und prestigeträchtigen acht Play-off-Plätze. Doch die drängendsten Fragen dieser Tage drehen sich fast ausschließlich um Themen abseits des Parketts.
Denn die Zukunft des Klubs ist auch unmittelbar vor Abgabe der Lizenzierungsunterlagen beim Liga-Büro in Köln völlig ungewiss. Stichtag zur Erstellung ist an diesem Samstag. "Wir reichen am Montag, dem ersten Werktag der Woche, ganz normal den Lizenzantrag ein", sagt Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler. Was auf den ersten Blick beruhigend klingen mag, ist zunächst jedoch nicht mehr als eine Formalie.
Es ist nicht mal mehr fünf vor zwölf
Denn noch immer scheint die angepeilte Zielmarke von vier Millionen Euro für das künftige Budget nicht in Sichtweite, stottern im Hintergrund die Bemühungen um eine tragfähige Perspektive für die Baskets. Liebler selbst wollte sich nicht detaillierter zum Stand der Dinge äußern, nur so viel ließ sich der 39-Jährige entlocken: "Wir sind weiterhin entfernt davon, auf ähnlichem Niveau wie dieses Jahr weiterzumachen." Mit anderen Worten: für den Profi-Basketball in Würzburg ist es vermutlich nicht mal mehr fünf vor zwölf.
Von all den Nebengeräuschen weitgehend unbeeindruckt präsentieren sich bislang die Schützlinge von Cheftrainer Sasa Filipovski. Die beiden jüngsten Niederlagen bei Meister Alba Berlin (47:76) und am Ostermontag in der heimischen tectake-Arena gegen Pokalsieger FC Bayern München (49:67) dürften fast schon außer Konkurrenz laufen, zu dominant präsentierten sich die beiden Liga-Schwergewichte.
Kein Comeback von Collin Welp
"Bayern und auch Berlin spielen auf einem ganz anderen Level als wir. Deswegen ist es wichtig, dass wir durch die beiden Niederlagen nicht unser Selbstvertrauen verlieren. Wir haben weiter unser Ziel und unseren Traum, die Play-offs zu erreichen. Das können wir auch schaffen, wenn wir gegen die nächsten Gegner wieder mit demselben Selbstvertrauen spielen wie vor diesen beiden Spielen", so der 48-jährige Slowene. Weiterhin offen ist, wann Collin Welp wieder in den Kader der Baskets zurückkehren kann. Der Deutsch-Amerikaner war vor der Partie gegen München im Training umgeknickt und hat dabei einen Bänderriss erlitten.
Sechs Spiele in nur zwanzig Tagen warten im Saisonendspurt auf die Würzburger, den Auftakt macht die Partie an diesem Samstag um 20.30 Uhr bei den Crailsheim Merlins (13./20:36), die sich noch nicht aller Abstiegssorgen entledigt, zuletzt zu Hause aber dreimal in Serie gewonnen haben. Ein Eckpfeiler im Team der Hohenlohe-Franken ist Maurice Stuckey, der von 2012 bis 2014 und von 2015 bis 2018 insgesamt 164 Mal für die Baskets in der Bundesliga auflief.
Stuckey freut sich aufs Duell mit den Würzburg Baskets
"Ich freue mich auf die Partie und darauf, ein paar bekannte Gesichter wiederzusehen. Aber emotional ist es nicht mehr so wie früher, es ist ja mittlerweile auch fast fünf Jahre her. Aber zu Felix Hoffmann habe ich natürlich noch engen Kontakt, wir haben erst am Donnerstag zuletzt miteinander telefoniert", sagt der 32-Jährige, dessen Lebensmittelpunkt aber weiterhin in Würzburg ist. Seine Freundin sowie die beiden Kinder leben nach wie vor in der Domstadt, "und wenn es der Trainingsplan erlaubt, pendle ich auch so oft es geht zwischen Crailsheim und Würzburg."
Auch wenn die Beziehung zu den Baskets nicht mehr so eng ist wie früher, die sportliche Entwicklung des Teams hat der ehemalige Publikumsliebling sehr wohl registriert. "Würzburg ist ein sehr intensives Team, das sehr physisch agiert. Aber für uns ist ein Must-win-spiel, denn vor den Mannschaften hinter uns habe ich gehörigen Respekt. Da ist man mit zwei, drei Niederlagen schnell wieder unten mit dabei." Zumindest diese Sorgen haben die Würzburger in dieser Saison nicht mehr.