Handball, Zweite Bundesliga Männer
Wölfe Würzburg – ThSV Eisenach
(Sonntag, 17 Uhr, tectake Arena)
Als die damals noch in Rimpar verorteten Wölfe Würzburg (20. Platz/2:22 Punkte) am 11. Juni zum Saisonfinale der Zweiten Handball-Bundesliga unter der Wartburg antraten und dem gastgebenden ThSV Eisenach (2./19:5) mit 23:29 unterlagen, ahnte unter den Außenstehenden noch niemand, dass der Abwehrchef der Gäste soeben sein letztes Spiel im grünweißen Wölfe-Trikot absolviert hatte.
Und zwar ausgerechnet gegen seinen künftigen Verein. Der Wechsel war zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht ganz fix, wurde aber schon zwei Tage später verkündet. So verabschiedete sich Philipp Meyer im Stillen nach immerhin sechs Jahren bei den Wölfen. Weil sein Vertrag noch ein Jahr gelaufen wäre, wurde eine Ablösesumme in unbekannter Höhe fällig.
Philipp Meyer verletzte sich auch in Eisenach früh in der Saison
Seit diesem Sommer steht der 25-Jährige also in Diensten des ambitionierten Thüringer Klubs. Genau wie in der Vorsaison mit Rimpar verletzte sich Meyer allerdings sehr früh in der Saison. Diesmal brach er sich die Hand. Der Knochen wuchs wieder gut zusammen, kürzlich gab der gebürtige Münchener sein Comeback. Am frühen Sonntagabend kehrt er nun mit den Eisenachern zurück nach Würzburg. Dorthin, wo ihn die Fans im Sommer nicht verabschieden konnten. Und dorthin, wo er als siebter Abgang auch nicht mehr unmittelbar ersetzt worden war.
Jahrelang stellten die Rimparer eine der besten, wenn nicht die beste Abwehrreihe in der zweiten Liga. Der vorderste Kopf in der 6:0-Deckung war regelmäßig: Philipp Meyer. In Eisenach ist er das wegen seiner verletzungsbedingt erst fünf Einsätze noch nicht. "Ich bin super aufgenommen worden und fühle mich sehr wohl", sagt der hochgewachsene Innenblocker, der zuletzt nach einem Foul an Dessau-Roßlaus Ex-Rimparer Patrick Gempp eine umstrittene Rote Karte gesehen hat.
Thüringer haben die Chance, wieder in die erste Liga zurückzukehren
Der aktuell Tabellenzweite vom Rennsteig stellt nach Gegentoren die derzeit beste Defensive in der Liga. Anders als die Wölfe agiert die Sieben des Schweizer Trainers Misha Kaufmann überwiegend mit einer offensiveren 5:1-Deckung. Und auch sonst ist in der geschichtsträchtigen Stadt so einiges anders: "Die Begeisterung für den Handball ist hier riesig. In Eisenach ist alles professioneller, aber der Anspruch ist auch größer", sagt Meyer, der einen Vertrag bis 2024 unterschrieben hat.
Aus seiner Sicht hat sich der Wechsel gelohnt. Während die Wölfe nach zehn Niederlagen in Serie am Tabellenende verweilen, stehen die Thüringer nach dem Sieg gegen Dessau-Roßlau vor über 2000 Zuschauenden in der Werner-Aßmann-Halle direkt hinter dem souveränen Spitzenreiter Balingen-Weilstetten. Die Chance ist also da, dass der ThSV, früher BSG Motor, im nächsten Sommer in die Erste Bundesliga zurückkehrt. "Für mich war es definitiv die richtige Entscheidung, auch wenn es natürlich weh tut, die Wölfe so weit unten zu sehen", sagt Meyer, der sich trotzdem auf das Wiedersehen freut: "Ich erwarte ein enges Spiel."
Wölfe wollen nach zehn Niederlagen in Serie den Negativlauf brechen
Ein solches wollen auch die Mainfranken, die Eisenach im letzten Weihnachtsspiel mit 35:26 aus der eigenen Halle werfen konnten, liefern, obwohl ihr Kader nach wie vor sehr dünn ist und wieder mit Nachwuchsakteuren aufgefüllt werden muss. "Die Stimmung war nach der herben Niederlage in Konstanz nicht gut, aber wir haben uns Frust wegtrainiert", sagt Wölfe-Trainer Julian Thomann und fügt an: "Wir müssen alles daran setzen, den Negativkreislauf zu brechen."
Im Grunde habe man als Schlusslicht nichts mehr zu verlieren, weil man tabellarisch nicht noch tiefer fallen könne. "In unserer prekären Situation gilt es, jedes Match anzugehen wie ein Abstiegsendspiel", fordert er. Der Abstand auf einen Nichtabstiegsplatz beträgt trotz der bislang sehr geringen Ausbeute zumindest nur vier Punkte.