Mit gesenktem Kopf schlich Würzburgs Cameron Hunt am Mittwochabend nach der 73:79-Derbyniederlage gegen Brose Bamberg in Richtung des VIP-Bereichs in der tectake-Arena, wo die Spieler des Basketball-Bundesligisten nach der Partie noch was zu essen bekamen. "Es war sehr frustrierend", beschreibt der Texaner die zweite Niederlage der Würzburg Baskets in Folge.
Hunt gelang es am Mittwoch, wie schon zuvor bei der 73:96-Klatsche in Hamburg, nicht, dem Spiel so den Stempel aufzudrücken, wie er es in den Wochen zuvor getan hatte. Der Basketball-Journalist Robert Heusel von der Fachzeitschrift BIG hatte Hunt nach dem Sieg gegen Crailsheim am zweiten Weihnachtstag, es war der dritte Erfolg in Serie der Würzburg Baskets, sogar auf Rang zwei im Ranking der besten Spieler der Basketball-Bundesliga gesetzt. Bei den Niederlagen in Hamburg und gegen Bamberg kam Hunt insgesamt nur auf 18 Zähler, so viele, wie er normalerweise in einer Partie im Schnitt erzielt.
Bei der Niederlage gegen Bamberg am Mittwoch fehlten erneut die Punkte der drei Guards, welche die Würzburger Offensive bisher getragen und im Schnitt über zwei Drittel aller Baskets-Punkte gemacht haben: Stanley Whittaker, C.J. Bryce und eben Hunt.
"Ich muss meine Spieler da in Schutz nehmen", sagt Baskets-Trainer Sasa Filipovski. Die Spieler seien nach drei Spielen innerhalb von zehn Tagen müde. "Es fehlt an Regenerationsmöglichkeiten", sagt Filipovski. Massagen, Geräte zur Regeneration und Nahrungsergänzungsmittel zählt er auf. Dazu komme die lange, unangenehme Rückreise mit dem Bus aus Hamburg. "Alles eine Frage des Geldes", weiß Filipovski, der erneut betont, dass der Verein sich auch in diesen Punkten, also abseits der Leistung auf dem Feld, weiterentwickeln müsse.
Würzburg ist abhängig vom Eins gegen Eins
"Wir sind ein junges Team, das trainieren muss. Wenn wir vier bis fünf Tage zur Vorbereitung haben, sind wir viel besser", sagt der Slowene. Denn dann würden seine drei Leistungsträger nicht nur vier ihrer 15 Würfe aus dem Feld treffen. Filipovski hat die Baskets in den letzten Monaten zu einem Team gemacht, dass aus dem Eins gegen Eins kreiert und punktet und die Verantwortung, sprich den Ball, dafür häufig in die Hände von Whittaker, Hunt und Bryce gegeben. Am Mittwoch war keiner der neun Abschlüsse aus solchen Eins-gegen-Eins-Situationen erfolgreich.
Kapitän Felix Hoffmann denkt sogar ein Stück weiter: "Uns fehlt die Ballbewegung", sagt der Kapitän, der aus früheren Zeiten, beispielsweise unter Denis Wucherer, mehr Ballbewegung im Würzburger Spiel gewohnt ist. In der besten Würzburger Phase am Mittwoch, als fast die gesamte zweite Fünf auf dem Parkett stand, zeigte sich, wie es gehen kann. Nach einer schönen Pass-Stafette über O'Showen Williams und Hoffmann zu Julius Böhmer verwandelte dieser einen freien Dreier.
Es fehlt Hunt am Selbstvertrauen
Und wenn die Würzburger ansonsten sich doch mal freie Dreier herausspielen, treffen sie zu selten. Nur knapp 34 Prozent der Würfe von außen fallen in dieser Saison, Platz 15 in der BBL. Paradebeispiel dafür ist ebenfalls Hunt. Aktuell trifft er nicht ganz 30 Prozent seiner Dreier, im vergangenen Jahr waren es fast 42 Prozent. "Er ist in einer Wurfflaute. Aber das wird wieder besser werden. Bei Cameron ist es eine Frage des Selbstvertrauens", glaubt Filipovski. "Ja, fehlendes Selbstvertrauen. Das beschreibt es ganz gut", sagt auch Hunt.
"Ich darf mir selbst nicht zu viel Druck machen", sagt der 25-jährige Texaner. Dann werde es gegen Bayreuth auch wieder besser werden, ist er sich sicher. "Wir müssen unser Problem beim Rebound abstellen", analysiert Filipovski. 18 Punkte erzielten die Bamberger, die vor wenigen Wochen in Bayreuth unterlagen, nach zweiten Wurfchancen. Eine Zahl, die der slowenische Coach gerne in den einstelligen Bereich drücken möchte. Dann ist er sich sicher, dass seine Mannschaft auf die Siegerstraße zurückkehren werde. "Wenn wir in die Play-offs wollen, dann müssen wir in Bayreuth gewinnen", weiß Hunt, der am Sonntag am liebsten mit erhobenem und nicht mit gesenktem Haupt die Oberfrankenhalle verlassen möchte.