Es waren nur vereinzelte, aber doch deutliche Rufe, die am Samstagnachmittag nach der 0:4-Pleite von Regionalligist FC Würzburger Kickers gegen die SpVgg Bayreuth zu vernehmen waren. "Zschiesche raus", forderte der ein oder andere Rothosen-Anhänger Konsequenzen aus dem – zieht man die ersten 30 Minuten ab – bodenlosen Auftritt der Mannschaft von Trainer Markus Zschiesche.
Mit dem Ziel, Meister zu werden und direkt in die 3. Liga aufzusteigen, waren die Würzburger nach den gescheiterten Aufstiegsspielen gegen Hannover II in die neue Spielzeit gestartet. Aktuell stehen sie mit zehn Punkten auf Rang acht – weit hinter den aktuellen Spitzenteams aus Schweinfurt (21 Punkte), Burghausen und Illertissen (19) und ihren selbst gesteckten Erwartungen. Das ist sogar bei einem Spiel weniger (die Partie gegen die Club-Reserve wird am 17. September nachgeholt) ein massiver Rückstand.
Dass es nach dem großen Umbruch in der Mannschaft und der sehr kurzen Vorbereitungszeit zum Saisonbeginn geholpert hatte, war für Fans und Verantwortliche zunächst kein Grund zur Besorgnis gewesen. Der gute Auftritt gegen Bundesligist TSG Hoffenheim in der 1. Runde des DFB-Pokal-Wettbewerbs hatte zwischendurch gar die Hoffnung geweckt, jetzt habe sich das Team gefunden, sei die Wende gelungen.
Pustekuchen. Bei der 1:4-Heimklatsche gegen die Reserve des FC Bayern München zeigten sich die Rothosen derart ideenlos, dass es jedem, der es mit den Kickers hält, angst und bang werden musste. Und seit diesem Samstag ist trotz des Auswärtssiegs in Aschaffenburg am vorherigen Spieltag klar: Wollen sie in dieser Saison am Dallenberg noch oben mitspielen, muss sich dringend etwas ändern.
Einen halbwegs vernünftigen Auftritt zeigte Zschiesches Team nur eine knappe halbe Stunde lang, in die auch eine von zwei Großchancen fiel. Stürmer Benjamin Girth legte mit der Hacke ab auf Moritz Hannemann, der alleine aufs Bayreuther Tor zulief, den Ball jedoch nicht im Kasten unterbrachte, sondern darüber schoss (22.). Wer weiß, welchen Verlauf diese Partie genommen hätte, hätte er getroffen.
So aber waren es die Oberfranken, die durch ein Freistoßtor des zweit- und drittliga-erfahrenen Eroll Zejnullahu in Führung gingen und nun zunehmend auch die Regie übernahmen. Einzig Benyas Junge-Abiol kam nach einem massiven Patzer des Bayreuthers Tobias Weber im Sechzehner noch einmal gefährlich vors Tor, blieb aber erfolglos.
Sportdirektor Sebastian Neumann: "Das darf so am Dalle nicht nochmal passieren"
"Nach dem 1:0 war schon zu merken, dass die Jungs anfangen, nachzudenken", sagte Zschiesche in dem Versuch, eine Erklärung für den weiteren Spielverlauf zu finden, in dem sein Team zunehmend den Mut und sich selbst verlor. Mit Buhrufen und Pfiffen war die Mannschaft zur Halbzeit in die Kabine geschickt worden. "Wir haben heute in erster Linie die Fans enttäuscht. Für diesen Auftritt müssen wir uns entschuldigen. Das darf so am Dalle nicht nochmal passieren", sagte Sportdirektor Sebastian Neumann noch am Samstagnachmittag.
Denn was die Würzburger in der zweiten Halbzeit zeigten, grenzte an Arbeitsverweigerung. Nach einem Fehler von Torwart Johann Hipper erhöhte Bayreuth schon eine Minute nach Wiederanpfiff auf 2:0 und nahm den Hausherren damit jeglichen Wind aus den Segeln. Da half es auch nichts, dass der Cheftrainer zur Halbzeit den gerade erst wieder genesenen Routinier Daniel Hägele für Tim Kraus in die Innenverteidigung beordert hatte.
"Wir sind alle sehr enttäuscht nach dem Auftritt. Ich kann nicht verstehen, wie man sich nach ordentlichen 20 Minuten wegen eines Rückschlags so aufgeben kann. Das müssen wir intern mit allen Beteiligten besprechen und aufarbeiten", sagte Neumann, der selbst lange als Profi für die Kickers auf dem Platz gestanden hatte. Warum so gar keine Gegenwehr von seinem Team mehr kam? "Man kann es manchmal nicht erklären. Die Jungs waren sehr verunsichert", zeigte sich Zschiesche ratlos: "So tut Fußball dann manchmal hart weh."
Viel Zeit, den Schmerz zu verarbeiten, hat man am Dallenberg nicht. Wollen die Kickers oben dabei bleiben, müssen sie schon in den Spielen am kommenden Freitag gegen die DJK Vilzing und dem darauffolgenden Dienstagsabendspiel gegen die Club-Reserve ein völlig anderes Gesicht zeigen als am Samstag.
Auf die Frage, ob der Trainer dafür noch der Richtige ist, müssen die Verantwortlichen nun schnell eine Antwort finden. "Fakt ist, dass wir hinter allen Erwartungen zurückliegen, beziehungsweise, dass wir aktuell nicht das zeigen, was wir spielen wollen", sagte Neumann und versprach: "Wir werden diese Situation jetzt analysieren, wir werden intern in die Diskussionen gehen, alles besprechen, alles aufarbeiten. Und dann werden wir sehen, was die nächsten Tage bringen."
Das Aus von Trainer Markus Zschiesche bei den Kickers, es scheint besiegelt.
Fußball: Regionalliga Bayern, Männer
FC Würzburger Kickers – SpVgg Bayreuth 0:4 (0:1)
Würzburg: Hipper – Montcheu (53. Sachs), Kraus (46. Hägele), Farahnak, Wieselbsberger – Hannemann (74. Ampadu), Zaiser, Wessig (62. Baca) –Junge-Abiol (62. Japaur), Girth, Küc.
Bayreuth: Zahaczewski - Lippert (90. Frey), Eberle, Weber, Kehl - Andermatt, Zejnullah - Graf (72. Potalov), Scheder, Heim - Fenninger (72. Görtler).
Schiedsrichter: Simon Schreiner (Pfarrkirchen).
Zuschauende: 1734.
Tore: 0:1 Eroll Zejnullahu (31.), 0:2 Jannik Graf (46.), 0:3 Jannik Graf (56.), 0:4 Felix Heim (66.).
Die Messlatte "Aufstieg ist das erste Ziel" und damit auch eine Erwartungshaltung am Anfang einer Saision SO hoch anzusetzen ist, angesichts vieler - auch qualitativ - hoher Aderlässe im Mannschaftskader inklusive eines Trainerwechsels nur als Verbanquespiel zu bezeichnen. Nun fällt den Verantwortlichen am Dalle das Konstrukt der eigenen Überheblichkeit auf die Füße mit der reflexartigen Entscheidung, ob der Trainer entlassen werden soll oder nicht.
Merke: EIn Trainer ist immer nur so gut, wie es die Verantwortlichen/Entscheider in dessen Umfeld sind.
Und DIESE taugen am Dalle m.E. in Sachen Kontinuität und Vereinsentwicklung absolut NICHTS !
Avanti dilletanti !
Beispiele gefällig ?
Michael Schiele (Aufstiegstrainer) - Entlassen !
(Weil ein angeblicher Heilsbringer, der sich als Scharlatan entpuppte, dies so wollte )
Marco Wildersinn (Fast-Aufstiegstrainer) - Entlassen, bzw. Vertrag nicht verlängert !
(Weil dieser angeblich nicht für weitere positive Impulse sorgen konnte).
Nun steht Markus Zschiesche massiv in der Kritik, weil der fest ins Auge gefaßte Aufstieg in die dritte Liga ab heute in weite Ferne rückt. Entlassung des Trainers nicht ausgeschlossen !
Liebe Verantwortliche am Dalle:
Wann begreifen Sie ENDLICH, dass mit kurzfristigen Trainerrochaden kein Blumentopf zu gewinnen ist ?
Schauen Sie bitte z.B. nach Freiburg oder Heidenheim, wo man über Jahrzehnte mit ein und dem selben Trainer sehr gute Erfolge verzeichnet.
Fazit: Nicht der Trainer ist das Problem, sondern eine dilletantisch agierende Vereinsführung. Diese gehört ausgetauscht nicht der Trainer !
1. Wildersinn hatte keinen Rückhalt in der Mannschaft und vercoachte das entscheidende Spiel in Hannover.
2. Zschiesche entwickelt die Mannschaft leider nicht. Die Verpflichtung ist ein großer Irrtum.
natürlich nicht! Deshalb schreiben wir auch, die Zukunft des Trainers scheint besiegelt. Das ist der Eindruck, der sich nach Gesprächen mit den Verantwortlichen aufdrängt. Wissen können wir aber natürlich nicht, was passieren wird.
Viele Grüße
Carolin Münzel
Redaktionsleiterin Sport
vielen Dank für den fundierten Beitrag.
Zur wohl bevorstehenden Freistellung des Trainers kann ich nur sagen, hoffentlich trifft Ihr gewonnener Eindruck zu.
"Probleme ansprechen und lösen..."