Am Dienstagabend (19 Uhr) empfangen die Basketballer von s.Oliver Würzburg die Riesen aus Ludwigsburg zum höchstwahrscheinlich letzten (es besteht tatsächlich noch eine theoretische Minimalchance auf das Erreichen der Play-offs) Heimspiel dieser Saison. Aber es wird nicht nur das vermutlich letzte Heimspiel des Vereins unter dem Namen s.Oliver Würzburg sein und das letzte Heimspiel von Alex King in Würzburg – es wird auch ein Mitarbeiter des Klubs verabschiedet, dessen Job für Außenstehende manchmal nur schwierig greifbar war. Nach genau zehn Jahren verlässt Christian Dierl, der Leiter Marketing und Vertrieb, die Würzburger Basketballer.
"Ich wurde früher auch häufig gefragt, was ich da eigentlich mache. Manche dachten auch, es wäre Teilzeit oder ein Ehrenamt", berichtet Dierl. Dann holt er aus und erzählt, wie facettenreich seine Aufgaben beim Verein waren. 80 bis 100 größere Sponsoren und Partner hat der Verein, Dierl musste den Kontakt zu allen halten, die von den Partnern bezahlten Leistungen planen, umsetzen und dokumentieren und bestenfalls noch neue Geldgeber akquirieren. Um zu veranschaulichen, wie viel Arbeit der Spielbetrieb eines Sportvereins verursacht, nennt Dierl einen interessanten Vergleich: Der FC Bayern München, zugegebenermaßen eine ganz andere Hausnummer, hat mittlerweile über 1000 Mitarbeiter. Bei den Baskets in der Geschäftsstelle sind sie mit Dierl zu neunt.
Über die Bachelorarbeit kam Dierl zu den Baskets
Durch die Digitalisierung hat sich in der Vermarktung in den vergangenen zehn Jahren viel bewegt. Heute verkauft Dierl auch Werbeflächen auf Social Media oder im digitalen Umfeld. Die Spiele der Baskets laufen auf MagentaSport, was neue Möglichkeiten der Vermarktung eröffnete. Gleichzeitig stiegen die Anforderungen der Liga an die Vereine von Jahr zu Jahr.
Weil Dierl, der 2012 über eine Bachelorarbeit im Rahmen seines Sportökonomie-Studiums zum Verein kam, praktisch mitgewachsen ist, hatte er bei vielen Projekten seine Finger im Spiel. Sponsoring, Ticketing, Merchandising, Event und Markenbildung. "Gemeinsam haben wir in den vergangenen Jahren eine Marke aufgebaut", sagt der 33-Jährige.
Durch eine Schul-Ag mit Basketball in Kontakt gekommen
"Bei uns ist alles viel emotionaler", beschreibt Dierl die Arbeit im Klub, denn egal, wie gut oder schlecht man arbeite, am Ende hänge auch viel davon ab, wie das Spiel am Wochenende ausgehe. Das sei der große Unterschied zu einem "normalen Job", wie ihn Dierl jetzt annimmt. "Aber man kann sich Würzburg nicht ohne Basketball vorstellen, und in der Heimatstadt so viele Menschen zu begeistern, war immer mein Antrieb", sagt der ehemalige Fußballer, der sogar mal bei Greuther Fürth und beim FV 04 Würzburg kickte. Zum Basketball kam er über eine Schul-Ag am Gymnasium in Veitshöchheim, und die jungen Wilden um Dirk Nowitzki, Demond Greene, Robert Garrett und Marvin Willoughby weckten bei ihm früh die Begeisterung für Basketball.
Ab Mai arbeitet er für einen Schweinfurter E-Bike-Hersteller im B2B-Bereich. "Der Abschied fällt mir vor allem wegen der vielen Menschen schwer, die ich hier kennen gelernt habe", aber nach zehn Jahren sei es nun an der Zeit, auch mal was anderes zu machen, begründet Dierl den Jobwechsel. Bei den Würzburger Basketballern übernimmt Philipp Reinhart, aktuell Assistent der Geschäftsführung, einen Großteil von Dierls Projekten.