Hier am Sportplatz des Ochsenfurter FV muss er sich keine Gedanken machen, wo er sein Auto abstellen kann. Hier parkt Walter Meding einfach auf einem der Parkplätze für Menschen mit Behinderung. Es gibt mehrere, auch einen direkt vor dem Vereinsheim. Der 66-Jährige ist aber auch 1. Vorsitzender der JFG Maindreieck-Süd, zu der der OFV gehört.
Wenn kein Mensch mit Behinderung in einem Verein aktiv ist, würden Hindernisse oft übersehen, sagt Meding. "Du kriegst ja schon keinen Parkplatz. Du hast Sportgelände, da stehen direkt neben dem Eingang der Vereinsvorsitzende, der Schiedsrichter und der Vereinswirt." Parkplätze für Menschen mit Behinderung? "Gleich null", sagt Meding – wenngleich er freilich nicht sämtliche Sportplätze in Unterfranken meint.
Seit einem Schlaganfall ist Walter Meding schwerbehindert
Meding hatte 2017 einen Schlaganfall, mit 59 Jahren. Seitdem ist er schwerbehindert, geht am Stock. Sein linker Arm steckt in der Jackentasche, damit er seine Hand darin ablegen kann. Er trage immer Jacken mit Taschen, sagt Meding.
Eines Nachts habe er aufstehen wollen, erzählt er. Er habe den linken Fuß aus dem Bett heben wollen, es ging aber nicht. Erst habe er gedacht, der Fuß sei eingeschlafen. Doch auch die linke Hand konnte er nicht bewegen. Medings linke Gesichtshälfte war zudem abgesackt, seine Frau erschrak, als sie ihn sah. Der Rettungsdienst kam, und das erste Problem gleich mit: die Stufen im Haus.
"Da ging es schon los", sagt Meding. Die Sanitäter setzten ihn in einen Tragesitz, rutschten auf der Treppe aus, und Meding diese herunter, klemmte sich mit dem Gurt die Luft ab. Dann kam die Feuerwehr. Vier Monate war er auf Reha, saß zweieinhalb Monate im Rollstuhl. Durch Physio- und Ergotherapie hat er sich wieder hochgearbeitet.
Walter Meding ist als Schiedsrichter-Beobachter viel auf Sportplätzen unterwegs
Meding ist dem Fußball schon lange verbunden, war viele Jahre Schiedsrichter. Trotz seines Schlaganfalls ist er viel auf Plätzen unterwegs. Der 66-Jährige kümmert sich um die Beobachtung der Nachwuchs-Referees, ist in der Regionalliga Bayern zudem Spiel- und Medienbeauftragter für den Bayerischen Fußball-Verband (BFV).
Jetzt, mit seiner Behinderung, bemerkt Meding nicht nur Parkprobleme an Sportplätzen. Auch sonst warten an vielen Sportstätten Probleme auf ihn. Nicht jeder hat etwa auf dem Schirm, dass schon eine zweistufige Treppe ohne Geländer für eine Person mit Gehbehinderung zum Problem werden kann.
Meding kennt einen Sportplatz, auf dem es auf dem Weg zur Toilette erst wenige Stufen runter und dann wieder rauf gehe. "Das ist für Leute, die mit zwei Krücken gehen, eine massive Behinderung auf dem Weg zur Toilette", betont er. "Das merkt man erst, wenn man eine Behinderung hat."
Einmal auf der Toilette angekommen, hören die Probleme oft nicht auf. Meding führt auf die Toilette beim OFV, öffnet die Schiebetür mit seinem Stock. Die Toilette ist behindertengerecht, links und rechts gibt es Haltegriffe. Für Menschen mit Behinderung oft eine Notwendigkeit, sagt er. "Wer künstliche Knie hat, kommt da ohne Haltegriffe nicht mehr hoch. Falls du an den Türgriff kommst, kannst du dich da 25 Mal hochziehen, dann ist der Türgriff weg."
Und auch Bewegungsmelder für Licht seien nicht optimal, sagt Meding. Einmal zu lange gesessen, schon hockt man im Dunkeln. Auch hier sagt er: "Das sind Sachen, die du erst merkst, wenn du betroffen bist."
Ähnlich verhält es sich mit Sitzbänken. Die brauchen Rückenlehnen, damit sie Menschen mit Behinderung wirklich helfen. "Ein Schwerbehinderter kann mit Bierzeltbänken nichts anfangen", sagt Meding. "Du hast die Stabilität nicht mehr. Wenn du auf einer Bank ohne Lehne sitzt, sitzt du da höchsten zehn Minuten. Dann ist Feierabend."
Dafür müsse man keinen Schlaganfall haben, da reiche schon ein gebrochenes Bein mit Gips, sagt Meding. An eine vernünftige Bank könne man dann ein Messingschild mit entsprechendem Hinweis anbringen. "Bitte für Menschen mit Behinderung und Schwangere freihalten", könnte da etwa stehen. "Das ist eine Geschichte, die möglich ist", betont er.
Meding: Das Sportgelände am besten einmal mit einem Menschen mit Behinderung abgehen
Klar ist: Es ist für Vereine nicht immer ganz leicht, solche Maßnahmen umzusetzen. Für Behindertenparkplätze braucht es beispielsweise eine Aufsicht, damit nicht die Falschen darauf parken. Ein Aufwand, den nicht jeder Verein leisten will oder kann. Aber müssten die Vereine das machen?
Öffentlich zugängliche Sportplätze müssen laut bayerischer Bauordnung in den Teilen barrierefrei sein, in denen es Besucherverkehr gibt. Dort müsse es auch entsprechende Parkplätze geben. Für Sportanlagen mit Bestandsschutz gelten diese Regelungen jedoch nicht zwangsläufig, teilt das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr mit.
Doch nur weil ein Verein nicht muss, kann er ja trotzdem etwas für Menschen mit Behinderung tun. Walter Meding ist der Meinung, dass nicht jeder Verein den Sportplatz für 100.000 Euro barrierefrei machen müsse. Bereits mit Kleinigkeiten sei viel machbar. Eine Möglichkeit, die er vorschlägt: "Einfach mal das Gelände ablaufen. Vielleicht hat man im Verein einen Gehbehinderten, dann nimmt man den mit. Dann macht er dich darauf aufmerksam."
Im verlinkten Text zu 5 Tipps für Vereine sind kontrastreiche Lichtschalter genannt. Vielen Dank für Ihren Input!
Freundliche Grüße