Neue Liga, neuer Trainer, neues Team: Für die Handballer der Wölfe Würzburg begann im September 2023 nach zehn Jahren in der 2. Bundesliga eine andere Zeitrechnung. In die starke Süd-Staffel der Dritten Liga starteten sie mit dem von Geschäftsführer Roland Sauer formulierten Wunsch, die Aufstiegsrunde zu erreichen. Dieses haben sie am Samstag durch das verlorene Saisonfinale beim HC Oppenweiler/Backnang verpasst.
"Wir sind heute an Grenzen gestoßen", sagte Coach Johannes Heufelder. "Die können wir nicht wegzaubern, aber wir werden sie verschieben. Wir bauen mit den Jungs etwas auf. Doch dafür müssen wir Geduld haben."
Unabhängig von der finalen 24:29-Niederlage und Platz vier am Ende: Der bisher größte personelle Umbruch mit elf Ab- und Zugängen ist gelungen. Nach noch holprigem Start mit 7:9 Punkten war der erste Auswärtserfolg in Neuhausen Auftakt für eine Serie von sechs Siegen bis vor Weihnachten gewesen. Einem Knick zum Jahresauftakt folgte ein Lauf mit 21:3 Zählern.
Von der Wundertüte zu einem Favoriten
Die Wundertüte Würzburg entwickelte sich in der zweiten Saisonhälfte zu einem der Favoriten, der vor allem durch seine Abwehr und sein Umschaltspiel punktete. Herausstechend: das Unterzahlspiel. Laut Heufelder kassierten die Wölfe bei Zeitstrafen nur in 46 Prozent der gegnerischen Angriffe Tore.
Auch als Absteiger war diese Entwicklung kein Selbstläufer. Denn zum Umbruch musste der im Schnitt etwa 23 Jahre junge Kader im Rundenverlauf etliche Ausfälle verkraften, darunter nicht nur das vorzeitige Saisonaus von Rückraum-Routinier Steffen Kaufmann (Kreuzbandriss).
Das Team funktioniert und harmoniert
Die Mannschaft reagierte auf personelle Sorgen, in dem sie die Fehlenden als Kollektiv mit Teamgeist kompensierte. Das spricht für ein intaktes Gefüge. Die Spieler sind zu einer Einheit zusammengewachsen, die harmoniert und funktioniert. Diesen Schluss lassen auch vorzeitige Vertragsverlängerungen bis 2027 zu.
Nicht nur mit sportlichem Erfolg, auch mit Werbung in eigener Sache haben die Wölfe Publikum zurückerobert oder neu gewonnen. Zuletzt kamen regelmäßig mehr als 1000 Zuschauerinnen und Zuschauer zu ihren Heimspielen in die tectake Arena – so viele wie nach der Corona-Pandemie selbst zu Zweitliga-Zeiten kaum einmal.
Trotz des Verpassens der Aufstiegsrunde wertet Sauer die Saison "nicht als gescheitert. Wir haben eine Mannschaft entwickelt, die vorne mitgemischt hat." In der nächsten Spielzeit jedoch, so lässt der Klubchef durchblicken, wird aus seinem Wunsch von der Aufstiegsrunde ein konkretes Ziel, auch im Sinne des Sicherns von Sponsoren. Sonst drohen die Wölfe, den Anschluss an den Profi-Handball zu verlieren, und das brächte das Projekt Wiederaufstieg in Gefahr.