Er ließ die anderen noch etwas warten, bevor es nach dem obligatorischen Stollencheck durch den Schiedsrichterassistenten auf den Rasen ging. Nachdem Unterwäsche und Trikot aber an Ort und Stelle waren, legte Fabio Kaufmann richtig los, bereitete den Ausgleich vor und legte zwei Treffer nach. Der 27-Jährige avancierte beim 4:2-Sieg der Rothosen gegen den FC Carl Zeiss Jena als Joker in der zweiten Hälfte zum Matchwinner und bügelte zwei Patzer seiner Teamkollegen wieder aus. "Fabio hat da ordentlich Theater gemacht", attestierte Trainer Michael Schiele in der virtuellen Pressekonferenz nach Spielende und schob nach: "Die Jungs haben absoluten Willen bewiesen." Durch den Sieg bleibt der FWK in der Tabelle der Dritten Liga weiter oben dran, klettert mit 50 Zählern auf Rang fünf.
Genau wie vor dem 2:1-Auswärtssieg beim TSV 1860 München am vergangenen Samstag nahm Schiele fünf Änderungen an seiner Startelf vor. Fabio Kaufmann, der auch schon an der Grünwalder Straße zwei Tore schoss, sowie Dave Gnaase und Luca Pfeiffer blieben auf der Ersatzbank. Frank Ronstadt und Hendrik Hansen waren rotationsbedingt nicht im Kader. Obwohl Carl Zeiss Jena jüngst fünf Spieler mit sofortiger Wirkung aus dem Kader gestrichen hatte, veränderte sich die Startelf von Teamchef René Klingbeil im Vergleich zum 1:2 gegen Kaiserslautern nur auf drei Positionen: Maximilian Rohr, Raphael Obermair und Anton Donkor durften von Beginn an ran.
Kickers lassen gute Chancen liegen
Letzterer beschäftigte die Rothosen-Defensive in der Anfangsphase, die Innenverteidiger Sebastian Schuppan und Daniel Hägele ließen jedoch nichts anbrennen. Die Kickers dagegen wurden das erste Mal in der 13. Minute gefährlich: Maximilian Breunig, der bereits bei den Löwen nach seiner Einwechslung einen guten Eindruck hinterlassen hatte, schickte Dominik Widemann auf die Reise, dessen Treffer nahm Schiedsrichter Marcel Gasteier allerdings wegen einer Abseitsposition zurück. Und die Rothosen blieben gefährlich: Dominic Baumann scheiterte mit seiner Direktabnahme erst am Außenpfosten (21.), nach feinem Zuspiel von Luke Hemmerich fehlten nur Zentimeter (27.). Schuppans wuchtiger Kopfball rauschte über den Querbalken (28.).
Doch auch die Gäste, die keineswegs wie ein abgeschlagenes Schlusslicht auftraten, sondern teils sehenswert den Ball laufen ließen, hatten ihre Chancen. Nach einem Freistoß war es die Pfeife des Schiedsrichters, die die Kickers rettete (32.). Eine Minute später durften sich die Rothosen bei ihrem Schlussmann Eric Verstappen - Vincent Müller saß nach seinem Kieferanbruch mit Schutzmaske auf der Ersatzbank - bedanken, der nach Schuppan-Fehler gegen Jenas Joy Lance Mickels rettete.
Verstappens Patzer bringt Jena in Führung
Weniger gut sah der Niederländer im Würzburger Gestänge kurz vor der Halbzeitpause aus: Mit ein, zwei Doppelpässen kombinierte sich Jena in Strafraumnähe durch, wo Rene Eckart aus etwa 20 Metern abzog - Verstappen ließ die Kugel durchrutschen, beim Stand von 0:1 ging es in die Kabinen (45.+1). "Das war ein interessantes Spiel", konstatierte Jenas Teamchef René Klingbeil. "Vor allem mit der ersten Hälfte war ich sehr zufrieden."
Auch in der zweiten Hälfte war die Diskrepanz in der Tabelle auf dem Rasen am Dallenberg nicht wirklich zu sehen. Die Rothosen waren im Angriff nicht zwingend genug und in der Defensive fehlte häufig der Zugriff, weshalb die Gäste immer wieder vors Kickers-Tor kamen. In der 51. Minute konnte Simon Rhein Jenas Maximilian Rohr nur durch mächtig Körpereinsatz im eigenen Strafraum stoppen, zum Glück für die Schiele-Elf blieb die Pfeife des Unparteiischen jedoch stumm.
Kaufmann macht erneut den Unterschied
Über den zur zweiten Hälfte für Widemann eingewechselten Kaufmann machten die Würzburger dann aber mehr Alarm - mit Erfolg: Nach Kaufmanns scharfer Hereingabe von dessen rechter Seite netzte Breunig aus kurzer Distanz ein (56.). Die Führung besorgte der Deutsch-Italiener dann selbst: Nach Vorarbeit des für Baumann eingewechselten Luca Pfeiffer nickte Kaufmann zum 2:1 ein (67.).
Wer dachte, nun sei der Drops gelutscht, lag falsch. Nach einem kapitalen Bock des Kapitäns Schuppan tauchte Jenas Daniele Gabriele vor dem leeren Tor auf und drückte den Ball zum 2:2 über die Linie (80.). Apropos drücken - das machten die Kickers, wutentbrannt aufgrund des Ausgleichstreffers, in der Schlussphase. Rhein (82.) und Pfeiffer (83.) verzogen aus jeweils guter Position, Herrmann kam am langen Pfosten einen Schritt zu spät (84.). Dann zimmerte Breunig den Ball an die Latte und sorgte für Herzrasen bei Schiele, Pfeiffer erlöste seinen Coach: Elegant chipte der Angreifer die Pille über Torwart Jo Coppens zum 3:2 (86.), Kaufmann legte das 4:2 nach (89.).
Dann war Schluss am Dallenberg, die drei Punkte im Sack - Schiele blieb dennoch bescheiden. "Hochachtung an Jena. Die Mannschaft ist nicht so schlecht, wie es die Tabelle darstellt. Die Jungs spielen einen sauberen Ball und haben eine gute Balance", so der Rothosen-Coach. Seine Mannschaft sei jedoch "sehr fokussiert" gewesen und stehe mit nun 50 Punkten "gut da".
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