Aller guten Dinge sind drei! Heißt es. Fußball-Drittligist FC Würzburger Kickers sorgt dafür, dass dem Spruch mal wieder Wahrheit widerfährt: Bereits zum dritten Mal in dieser Spielzeit betätigten sich die Rothosen am Samstagnachmittag als Serienmörder: Zum dritten Mal in Liga drei bezwangen sie den TSV 1860 München mit 2:1 (nach zuletzt zwei Siegen zu Hause nun im Stadion an der Grünwalder Straße). Und beendeten damit die Erfolgsserie der Giesinger, die in 16 Partien zuvor ungeschlagen waren. Im vergangenen September zerstörten die Würzburger bereits mit einem 2:1-Erfolg in Mannheim die Erfolgsgeschichte des Aufsteigers, der in 29 Spielen zuvor ungeschlagen geblieben war. Und im Februar erst besiegten die Kickers zu Hause den 13 Mal in Folge ungeschlagenen FC Ingolstadt. Es scheint, als mögen die Rothosen die Rolle als Serienverderber - die Hauptrolle übernahm diesmal Fabio Kaufmann, der sein Saisontorkonto mit zwei Treffern auf zehn aufstockte und damit Luca Pfeiffer (neun Tore) als treffsicherste Rothose ablöste.
Sein Siegtor bejubelte Kaufmann überdies beeindruckend zeitgemäß: Der Deutsch-Italiener kniete mit einem Bein nieder. Sein dunkelhäutiger Teamkollege Frank Ronstadt tat es ihm gleich: Sein Zeichen gegen Rassismus kommentierte Kaufmann so: "Wir müssen da alle an einem Strang ziehen. Auch wenn wir hier ,nur' in der Dritten Liga sind: Jedes kleine Kind, das das sieht, muss dafür sensibilisiert werden, dass Rassismus in unserer Gesellschaft ein Tabu sein muss."
Nur noch drei Punkte auf einen Aufstiegsplatz
Durch den Erfolg bei den Löwen wahrte die Mannschaft von Trainer Michael Schiele auch ihre Aufstiegschance. Drei Punkte beträgt der Rückstand auf einen Aufstiegsplatz, und wenn Unterhaching am Sonntag in Münster nicht gewinnt, ist es lediglich ein Pünktchen bis zum Relegationsrang drei. "Man hat gesehen, dass wir den Dreier unbedingt mitnehmen wollten", sagte Kickers-Trainer Michael Schiele, der seine Startformation gegenüber den jüngsten beiden Partien, in denen er stets dieselbe Elf auf den Rasen schickte, gleich auf fünf Positionen veränderte.
Obwohl durch die Verletzung von Stammtorwart Vincent Müller und die Gelbsperre von Albion Vrenezi er lediglich zu zwei Umstellungen gezwungen gewesen wäre. Für Müller hütete - wie zu erwarten - Eric Verstappen den Kasten, und Dominik Widemann ersetze Vrenezi in der linken Offensive. Hinter ihm durfte der zweifache Torschütze von Meppen, Robert Herrmann, anstelle von Leroy Kwadwo die Außenbahn beackern, Daniel Hägele sollte statt Patrick Sontheimer im Mittelfeld für Ordnung sorgen, und statt mit zwei Stürmern zu spielen, verdichtete Schiele das Mittelfeld: Anstelle von Dominic Baumann durfte Simon Rhein von Beginn an ran.
Ein Tribut an die (auch noch ausstehenden) Belastungen durch die permanenten Englischen Wochen wird die überraschend hohe Anzahl der Umstellungen wohl gewesen sein. Jedenfalls bedeuteten sie auch eine etwas defensivere Ausrichtung des Kickers-Spiels, was sich praktisch vom Anstoß weg dann auch auf dem Feld widerspiegelte. Die Hausherren begannen ziemlich druckvoll, die Gäste konzentrierten sich auf die Defensive und verteidigten reichlich tief. Umso überraschender und wie aus heiterem Himmel gingen Schieles Mannen dann dennoch in Führung - just zu dem Zeitpunkt, als es schien, die Löwen hätten die Partie vollständig in den Griff bekommen (und nachdem sie zwei mittelprächtige Möglichkeiten durch Lex (3. Minute) und Mölders (13.) vergeben hatten): Beim ersten ernsthaft zielgerichteten Angriff der Rothosen nach einer Viertelstunde bekam Fabio Kaufmann zentral vor dem Kasten der Sechziger die Kugel. Da er keine Anspielstation sah, dachte er sich offenbar: Zieh ich halt mal ab. Sein nicht einmal enorm strammer Schuss aus knapp 20 Metern Entfernung flog genau auf Löwen-Keeper Marco Hiller zu, und wohl jeder durchschnittliche Kreisliga-Keeper hätte den Ball sicher festgehalten. Hiller aber gelang das Kunststück, sich die Kugel irgendwie durch die Beine zu bugsieren - und hechtete hinterher. Knapp hinter der Linie bekam er sie dann zu fassen.
Ein Geschenk des Torhüters
Geschockt wirkten die Löwen durch dieses Geschenk ihres Torhüters dann aber keineswegs. Sie zogen weiter munter ihr Spielchen auf, ließen den Ball schön laufen - nur so 20, 25 Meter vor dem Tor fiel ihnen dann nicht mehr viel ein. Auch, weil die Kickers-Abwehr so konzentriert wie massiert stand und dort, wo es richtig gefährlich werden kann, die Räume geschickt verdichtete. So blieben die Hausherren zwar optisch gefällig und überlegen - letztlich aber ungefährlich. Das Einzige, was Schiele seinen Mannen in der ersten Hälfte hätte vorwerfen können: Ihr Engagement für mehr Entlastung und offensives Bemühen war ausbaufähig.
Nach Wiederanpfiff änderte sich erst einmal nicht viel am optischen Eindruck des Ganzen. Der einzige Unterschied: Jetzt wurden die Löwen gefährlich - und bissen schnell zu: Gerade einmal sechs Minuten waren im zweiten Abschnitt vergangen (und eine Großchance von dem gegen Ende der ersten Hälfte für den verletzten Luca Pfeiffer eingewechselten Dominik Baumann, der die Rothosen mit 2:0 in Führung hätte bringen müssen), als der einst in Diensten des FC Schweinfurt 05 stehende Marius Willsch dann vom rechten Flügel nach innen zog und den von hinten heranrauschenden Efkan Bekiroglu mustergültig bediente. Der Offensivmann, der die Münchner nach der Saison in Richtung erste türkische Liga verlassen wird, ließ mit seinem überlegten Flachschuss ins Eck Kickers-Keeper Eric Verstappen keine Chance.
Sehr unterhaltsame Begegnung
Wem im Kickers-Anhang vor dem Fernseher nun Böses schwante, die Löwen könnten die Rothosen erst überrollen und dann verschnabulieren, durfte sich die Augen reiben vor Erstaunen. Gänzlich unbeeindruckt forcierten sie nun sogar ihr Offensivspiel - so dass sich in Halbzeit zwei eine zwar nicht unbedingt enorm hochklassige, jedoch sehr ausgeglichene und aufgrund der Spannung auch sehr unterhaltsame Begegnung entwickelte. In der die Kickers sich nach einer guten Stunde für ihren leidenschaftlichen Auftritt dann auch belohnten: Nachdem der Ausgleichsvorbereiter Willsch in der Vorwärtsbewegung den Ball verloren hatte, passte Herrmann ihn scharf in den Strafraum, wo ihn Baumann an Kaufmann weiterspitzelte. Da die Löwen-Abwehr in dieser Situation sogar mehr als den eineinhalb Meter Hygieneabstand wahrte, ließ sich Kaufmann die Chance nicht nehmen und drosch die Kugel aus vielleicht zehn Metern in den Kasten.
Fortan wirkten die Hausherren erst einmal angezählt, und bis auf Nico Kargers Schrägschuss, der nur ganz knapp am Kickers-Gehäuse vorbeistrich, sollte ihnen auch bis zum Schlusspfiff vom ziemlich souveränen Bundesliga-Schiedsrichter Robert Hartmann keine größere Chance mehr vergönnt sein. Ganz im Gegenteil: Der eingewechslte Maximillian Breunig gleich zweimal und abermals Kaufmann hatten die endgültige Entscheidung auf ihren Füßen - ihre Versuche waren aber etwas zu ungenau.
Für Löwen-Trainer Michael Köllner war das 1:2 trotz Enttäuschung dennoch kein Grund, groß Trübsal zu blasen, auch wenn die Niederlage "natürlich sehr weh tut": Er musste die Würzburger an seinem gleichfalls aufstiegswilligem Team vorbeiziehen lassen - und meinte: "Noch ist nichts verloren. Noch sind 24 Punkte zu vergeben."
Was soll der Versuch mit Widemann,
der es wirklich nur sehr bescheiden kann,
laßt öfters mal den Breunig ran,
damit er sich weiter gut entwicleln kann!
Auch über den Trainer- und Fanliebling Baumann muß man nachdenken. Er ist und bleibt ein "Chancentod" (siehe gestern!) Wenn er nur die Hälfte seiner "Großchancen" verwerten würde, könnte er in jeder Saison (verletzungsfrei!) locker und leicht 15-20 "Buden" erzielen. Aber das sind natürlich nur "kleine Sorgen" die viele Kickers-Konkurrenten in der 3. Liga gerne hätten!
Gestern konnte sich Herr Magath ein Bild über Herrn Schieles "Arbeit" machen. Wenn bei ihm jetzt immer noch keine Vertragsverlängerung mit Schiele möglich ist, sollte sich Herr Fischer langsam Gedanken machen, ob er "sein Geld" mit dem "großen Meister" auch wirklich nutzbringend "angelegt" hat?!
klasse Kickersbuben, weiter so Michel Schiele, guter Trainer .