Nein, nein, nein. Das offizielle Siegerfoto mit den Honoratioren des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) war den Kickern des TSV Rottendorf einfach zu fad. Mühsam eingefangen und hingestellt stand der feierwütige und sangestrunkene neue Futsal-Bezirksmeister an der Stirnseite der Rimparer Dreifachturnhalle, Tor und Fangnetz im Rücken – und freute sich, weil sich halt g'freut wird. Aber da war ja noch der Anhang, die einzige richtig große Fangruppe des Freitagabends. Der wollte seine Meister sehen, die sich prompt nochmals aufstellten. Und jetzt gab's kein Halten mehr. Party mit den Treuen in der Halle – und anschließend Party ohne sie, dafür mit lautem Malle-Bum-Bum, in der Kabine. Weiter ging die Feier dann im Rottendorfer Bowling-Center.
"Wohin wir gehen, wissen wir noch nicht. Aber nicht nach Hause. Wir werden schon was finden", sagte Teambetreuer Jens Eiring und war bester Dinge, dass es noch eine lange Nacht werden könnte. Er sollte Recht behalten. Wie er schon Recht behalten hatte bei seinen Einschwörungsritualen vor den launigen Hallen-Kicks der Rottendorfer, die ihnen neben Titelwürden auch einen 500-Euro-Scheck bescherten. "Ich habe kommuniziert, dass das heute unser Tag wird" – Eirings Leichtigkeit des (erfolgreich) Seins.
Sein Futsal-Geheimnis: "Wir trainieren ausgiebig Futsal. Und wir haben Disziplin. Die ist alles beim Futsal. Kein Gegentor bekommen, eines schießen." Okay, mit dieser Gleichung hat er dann doch was durcheinander bekommen: Bezirksligist Rottendorf kassierte sechs Gegentreffer in fünf Spielen – blieb jedoch, weil er halt auch zehn erzielte und im finalen Sechsmeterschießen präziser war, als einziges Team ohne Niederlage.
Und ganz nebenbei bezwangen die Rottendorfer, die jetzt am kommenden Samstag, 27. Januar, als unterfränkischer Vertreter zur bayerischen Meisterschaft nach Amberg fahren, gleich zweimal den top gewetteten Titelverteidiger FT Schweinfurt: in der finalen Gruppenpartie und im Endspiel. "Und in Amberg werden wir erneut ambitioniert sein", haute Eiring im Überschwang ("Wir sind überglücklich, das war eine überragende Leistung.") gleich noch einen raus.
FTS-Stürmer Dominik Popp im Wechselbad der Gefühle
Weniger happy, aber so lässig, wie man ihn kennt, schubste Dominik Popp eineinhalb Stunden vor der freitäglichen Mitternacht seinen Anflug von Ärger von der Bettkante: "Davon geht die Welt nicht unter", kommentierte der Stürmer die 6:7-(2:2)-Finalniederlage seiner Freien Turner. Die er gewissermaßen erst möglich gemacht hatte. Erst egalisierte er mit seinen Turniertreffern vier und fünf den 0:2 Rückstand, sorgte dabei 23,4 Sekunden vor Ende mit dem 2:2 für den Gang ins Sechsmeterschießen – und traf da als einziger Schütze nicht.
"Ich spiele Fußball, um zu gewinnen. Von daher ist etwas Ärger dabei." Popp, der bereits im Auftaktspiel alle drei FTS-Treffer erzielt hatte, untermauerte seinen Willen mit einer, sagen wir, beachtlichen Körperlichkeit. Und riss einmal mehr sein Team, das traditionell in der Halle glänzt ("Weil wir Bock drauf haben."), gleich ob futsalend oder im klassischen Banden-Kick. "Ich mag beides. Hauptsache der Ball rollt." Sein "Coach of the day", Hannes Zeißner, eigentlich Co der Landesliga-Reserve, ging nicht minder entspannt mit der Niederlage um: "Wir haben im Endspiel Charakter gezeigt, ein 0:2 aufgeholt – das spricht für diese Mannschaft."
Rhöner Außenseiter genießt dem Moment des Erfolgs
Dritter wurde im Vergleich der beiden Halbfinal-Verlierer durch ein 4:1 im Sechsmeterschießen über Bezirksligist TSV Lengfeld der Rhöner Kreissieger SG Mellrichstadt/Frickenhausen. Für den Kreisklassisten, die rangniedrigste Mannschaft des Turniers, sollte das Turnier schon mit dem ersten Spiel der Gruppe A zu einem besonderen werden. Gegen den ASV Rimpar startete die Mannschaft von Trainer Heiko Bergner schüchtern, groovte sich dann ein und traf durch Richard Schreiner 21,9 Sekunden vor der Schlusssirene tatsächlich noch zum 2:2-Ausgleich. Ein Signal: Mit dem 3:0 über Kreisligist TSV Nordheim/Sommerach und dem anschließenden Lengfelder Sieg über Rimpar war das Halbfinale perfekt.
Dort wehrte sich der Außenseiter in den auffälligen türkisen Leibchen nach Kräften, musste sich jedoch der größeren Wucht des TSV Rottendorf beugen. Moritz Schubert traf zwei Mal – und der Mellrichstadter Traum vom Bayernfinale war geplatzt, weil der Anschlusstreffer von Tim Breier zu spät kam. "Wir kamen ohne Erwartungen, wollten Spaß haben und hatten ihn", sagte Bergner ohne jeglichen Frust. "Schuster, bleib bei deinen Leisten. Wir wissen, was wir können" – in der Kreisklasse Rhön 2 ist man abstiegsgefährdet. "Wir haben eine junge Truppe und einen geilen Torwart." Gemeint war Lion Scheuring. Postwendend heim wollten die Jungs offenbar nicht: "Wir haben ein bisschen was geplant. Es soll nach Würzburg gehen – mehr sag' ich nicht, das sind Interna", so Bergner augenzwinkernd.
Lengfeld ist in Gedanken schon wieder auf dem Platz
Im ersten Halbfinale waren derweil die Freien Turner, die zuvor von Rottendorf 16 Sekunden vor Schluss durch Julian Spöringers Treffer zum 2:1 den Gruppensieg aus den Händen gerissen bekommen hatten und deswegen enttäuscht und ohne nennenswerte Pause gleich wieder ran mussten, das cleverere Team. Sie überließen den aktiveren Lengfeldern weitgehend das Feld und nutzten dann immer wieder die sich bietenden Räume. Einmal davon siegbringend: Egas Maxaieie erzielte das 1:0 – Finale.
Frust beim Würzburger Kreissieger TSV Lengfeld, der bis dato mit viel Disziplin und Laufarbeit als einziges Team verlustpunktfrei geblieben war? Trainer Marius Obradovici, in der Feldrunde für die Kreisklassen-Reserve zuständig, winkte routiniert ab: "Wir haben ja gar nicht gedacht, so weit zu kommen. Ob du am Ende Dritter oder Vierter wirst, ist egal. Es zählt nur Platz eins. Den hat Rottendorf verdient geholt." Statt noch etwas unterm Hallendach herumzutollen, war die erste Mannschaft schon tags darauf auf dem Platz zum Trainingsauftakt.
Nordheim/Sommerach als einziges Team ohne Tor
Wesentlich früher zu Ende war das Turnier für den TSV Nordheim/Sommerach als Schlusslicht in Gruppe A. Der Kreisligist verlor gegen Lengfeld und Mellrichstadt/Frickenhausen jeweils 0:3, durfte aber zumindest ein kleines Erfolgserlebnis verbuchen: ein 0:0 gegen Rimpar. Trainer Rene Braun war ob der Torlosigkeit nicht wirklich zufrieden: "Wir haben nicht zu unserer Leistung gefunden, nach vorne ging nahezu gar nichts."
Dass er auf drei Schlüsselspieler verzichten musste, sei mitentscheiden gewesen: "Mit denen hätten wir vermutlich ein anderes Niveau auf den Platz gebracht." Eine Steigerung des Niveaus erwartet Braun auch draußen auf dem Feld durch Neuzugang Kai Bäuerlein vom Bezirksligisten FC Sand. Trainingsauftakt ist am kommenden Mittwoch.
Unzufriedenheit bei Oberschwarzach und Rimpar
Noch mehr die Nase hoch ging die Ein-Punkt-Bilanz dem Letzten der Gruppe B. Denn insgeheim hatte man beim Schweinfurter Kreissieger SV-DJK Oberschwarzach zumindest mit dem Halbfinale geliebäugelt, sogar im Vorfeld vom möglichen Sieg gesprochen. Ein solcher hätte im finalen Vorrundenspiel her gemusst, um vielleicht doch noch weiterzukommen – stattdessen gab's eine überraschende 0:1-Pleite gegen den bis dato punktlosen Landesligisten SV Vatan Spor Aschaffenburg.
"Schon bitter. Einziger Trost ist, dass die Gruppe so stark war und wir lauter heiße Spiele hatten", bilanzierte Alexander Greß, einer der beiden Spielertrainer. Sein Kollege Simon Müller schaute lieber schon raus ins Freie, wo schon einen Tag später die Vorbereitung auf die Bezirksliga-Ost-Restrunde startete. Bereits für 18. Februar (14 Uhr) ist ja das Nachholspiel beim SV Rödelmaier angesetzt. Müller: "Wir haben uns als Tabellenführer eine tolle Ausgangsposition erarbeitet und können jetzt darauf den ganzen Fokus legen."
Verbands-Verantwortliche wieder etwas hoffnungsvoller
Ohne Qualifikationserfolg war der ASV Rimpar als Veranstalter ins Turnier gerutscht. Und nach seinen drei Gruppenspielen wieder raus. "Mit nur einer Niederlage in einer engen Gruppe", kartete Spielertrainer Philip Loew enttäuscht nach. "Wir haben immer in den entscheidenden Momenten die Gegentore kassiert" – und meinte insbesondere das extrem späte 2:2 gegen Mellrichstadt/Frickenhausen. Aber auch das 2:1 von Gruppenprimus Lengfeld, gerade als man sachte davon träumen durfte, selbst noch zum Sieg zu treffen und damit weiterzukommen. Spätestens am Montag ist das abgehakt: Dann startet der Landesligist in die Winter-Vorbereitung.
Zwei andere durften nach der Siegerehrung entspannt die mit einem Logo des Lotto-Bayern-Hallencup-Sponsors bedruckten Tütchen aufreißen und sich die darin enthaltenen durchaus schmackhaften Gummibärchen in die Backen stopfen: BFV-Vize Jürgen Pfau und Bezirksspielleiter Bernd Reitstetter. Während Pfau ("Das war ein hohes Niveau mit vielen intensiven Spielen") zuvorderst den sportliche Wert der Veranstaltung würdigte, blickte Reitstetter, der ein Jahr zuvor an gleicher Stelle noch etwas ratlos ob schwindenden Zuspruchs gewirkt hatte, angesichts gut gefüllter Ränge wieder hoffnungsfroher in die Zukunft des Futsals: "Der Freitag hat sich bewährt. Wir werden das intern diskutieren, ob wir den Freitag fix für die Bezirksmeisterschaft installieren."