Die Würzburger Kickers hängen fest am Tabellenende. Das frustrierende 1:4 (0:1) im Heidenheim macht dem Aufsteiger wenig Hoffnung für die weitere Saison in der Zweiten Fußball-Bundesliga.
Nur noch zwei Akteure aus dem Team, das im Juli den Aufstieg in die Zweite Liga geschafft hatte, standen an diesem Freitagabend im November in der Startelf der Kickers: Patrick Sontheimer und Niklas Hoffmann. So wenige waren es in dieser Saison noch nie. Dass die beiden in der Halbzeitpause ausgewechselt wurden, passt ins Bild. Bei den Kickers ist kaum noch etwas so, wie es noch im Sommer war. Vor allem aber fehlen dem Aufsteiger Punkte auf dem Konto. "Wir haben eine ordentliche Auswärtspartie hingelegt. Mit 1:4 vom Platz zu gehen, ist aber ein schwerer Schlag", sagte Trainer Marco Antwerpen.
Der Umbruch mag auf dem Papier schon weit fortgeschritten sein. Auf dem Feld suchte die Kickers-Mannschaft zuletzt aber noch nach Stabilität. Für die sollten beim Kellertreffen zwischen dem Tabellen-Drittletzten von der Ostalb und dem Schlusslicht vom Dallenberg geballte Erfahrung sorgen. Erstmals bildeten die beiden brasilianischen Abwehrroutiniers Ewerton, er hatte beim 2:3 gegen Bochum noch mit einem Magen-Darm-Infekt gefehlt, und Douglas ein Duo in der Innenverteidigung.
Im Angriff ersetzte der Österreicher Florian Flecker Dominic Baumann. Hoffmann feierte auf der rechten Position in der Mittelfeldraute der Kickers sein Startelfdebüt in dieser Saison, nachdem er die gesamte Vorbereitung wegen einer Rückenverletzung verpasst hatte.
Kickers-Kapitän Feick verletzt sich in der ersten Halbzeit
Für einen Akteur war die Partie an diesem lausig frischen Herbstabend in Heidenheim mit besonderen Emotionen verbunden: Kickers-Kapitän Arne Feick hatte bis vergangenen Sommer fünf Jahre lang für die Schwaben gekickt. Die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte wurde schmerzhaft. Gerade einmal 17 Minuten waren gespielt, da humpelte der 32-jährige gebürtige Berliner vom Feld, nachdem er vom Heidenheimer Robert Leipertz bei einem Zweikampf übel getroffen worden war.
Es sollte, das stellte sich spätestens bei der Entstehung des Heidenheimer Treffers zum 1:0 heraus, eine entscheidende Schwächung sein. Die Würzburger Taktik lautete wie schon in den letzten Spielen, dem Gegner im Zentrum vielbeinig den Weg zu versperren. Das gelang auch in der Startphase der Partie ganz ordentlich. Die Heidenheimer, nach fünf sieglosen Partien auch nicht gerade mit reichlich Selbstvertrauen ausgestattet, fanden anfangs keinen Weg in den Kickers-Strafraum.
In der 33. Minute lag der Ball dann aber doch im Würzburger Kasten. Zu halten hatte Torhüter Fabian Giefer zuvor nichts bekommen, der erste Ball auf seinen Kasten war drin. Die Gastgeber hatten bei einem Freistoß viel schneller geschaltet, waren einfach cleverer als die Kickers. Auf der linken Abwehrseite kam der für Feick eingewechselte Robert Herrmann nicht hinterher, bei der folgenden Flanke ließ die Würzburger Verteidigung gleich zwei FCH-Akteure völlig frei stehen. Denis Thomalla köpfte aus kurzer Distanz ein zum 1:0 für die Gäste.
Felix Magath schimpft
Felix Magath, diesmal wieder als Zuschauer auf der Tribüne dabei, schimpfte laut und deutlich vernehmbar. Der Fußball-Chef von Investor Flyeralarm schien alles andere als zufrieden zu sein mit dem Auftreten der Kickers. Im Interview mit dem Bezahl-Fernsehsender Sky sprach er hinterher von fehlender "Cleverness" in dieser Szene.
Diesmal also musste die Antwerpen-Elf, die zuletzt zweimal mit 1:0 in Führung gegangen war, gleich einem Rückstand hinterherlaufen. Auch weil die Gäste in der Offensive selbst herzlich wenig auf die Reihe brachten. Ein Schuss von Ridge Munsy neben den Kasten in der Startphase - das war es dann auch für lange Zeit an Gefahr.
Mit der Hereinnahme von Mitja Lotric und Saliou Sané in der Halbzeitpause wollte der Kickers-Coach für mehr Schärfe in der Offensive sorgen. Tatsächlich verpasste Sané kurz nach dem Seitenwechsel eine Hereingabe von Flecker haarscharf, die bis dahin beste Torgelegenheit für die Rothosen.
Doch die Kickers sind nicht nur das offensiv harmloseste Team der Liga. Auch die meisten Gegentore haben die Kickers kassiert. Und beim zweiten Gegentor sah man auch deutlich warum. Die Heidenheimer konnten sich am und im Würzburger Strafraum den Ball zupassen, ohne dass sie ernsthaft dabei gestört wurden. Christian Kühwetter vollendete schließlich zum 2:0.
Wenn man den Kickers etwas positiv anrechnen will, dann, dass sie danach immerhin nicht aufsteckten. Und so gab es sogar noch eine Premiere: den ersten Elfmeter für die Kickers nach Eingriff des Videoassistenten. Der erkannte, dass Heidenheims Patrick Mainka im Strafraum einen Schuss von Mitja Lotric mit der Hand abgewehrt hatte. Lotric selbst verwandelte sicher zum 1:2 (71.).
Die Hoffnung auf ein Remis löste sich aber bald wieder in Luft auf. Douglas kam Kühlwetter nicht hinterher, Leipertz traf zum 3:1 (83.). Die Partie war entschieden. Und als die Kickers bei einem Konter in der Nachspielzeit nur nebenher trabten und Konstantin Kerschbaumer das vierte Heidenheimer Tor ermöglichten (90.+3), war nicht nur das Resultat aus Sicht der Gäste niederschmetternd. "Wenn ich den kompletten Spielverlauf betrachte, ist das Ergebnis sehr, sehr hoch und nicht gerechtfertigt", konstatierte Antwerpen. Vor der Länderspielpause bleibt somit festzuhalten: Der von der Vereinsführung durch den Trainerwechsel erwartete Impuls ist ausgeblieben.
Setzen, sechs!!!