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Fußball: Zweite Bundesliga
Ein brasilianischer Holländer im Kickers-Trikot
Eine Dopingsperre brachte die Karriere von Douglas zum Stillstand. Warum er nun in Würzburg einen Neuanfang startet.
Schattenspieler: Der gebürtige Brasilianer Douglas soll der Kickers-Abwehr mit seiner Erfahrung und Zweikampfstärke Halt geben.
Foto: Kranewitter | Schattenspieler: Der gebürtige Brasilianer Douglas soll der Kickers-Abwehr mit seiner Erfahrung und Zweikampfstärke Halt geben.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:53 Uhr

Das Training in der Mittagshitze ist gerade vorbei. Um kurz nach 12 Uhr steht die Sonne hoch über dem Pillerseetal. Es ist kein gewöhnliches Gespräch. Der bislang wohl bemerkenswerteste Neuzugang von Fußball-Zweitliga-Aufsteiger FC Würzburger Kickers heißt Douglas und ist in Brasilien geboren. Während sich die Mitspieler zu Fuß auf den Weg in Richtung Hotel machen, ist Eric Verstappen, der niederländische Torwart,  auch noch ein bisschen geblieben - als Übersetzer. Denn Douglas Franco Teixeira ist sein Landsmann. Der 32-Jährige, der in Florianopolis in Brasilien geboren wurde, besitzt auch die niederländische Staatsangehörigkeit und spricht fließend Niederländisch.

2007 war er als junger Verteidiger zu Twente Enschede gewechselt. Im deutschen Nachbarland lernte der 1,92-Meter-Mann seine spätere Frau kennen und wurde so heimisch, dass er einen Einbürgerungskurs belegte. Mit Enschede wurde er 2010 niederländischer Meister und 2011 Pokalsieger, spielte international. Noch heute erinnert sich Douglas, wie er als 19-Jähriger eine Partie gegen den FC Arsenal bestritt: „Die waren damals richtig stark“, sagt er über die Londoner und seinen Gegenspieler Robin van Persie.

Douglas lebte das Märchen vom brasilianischen Fußballprofi auf Europa-Tournee. Dinamo Moskau, Trabzonspor und Sporting Lissabon lauteten weitere Stationen. Eine Karriere, die jäh unterbrochen wurde durch einen schwerwiegenden Fehler, der Douglas noch bis zum heutigen Tag verfolgt. Ohne Rücksprache mit dem Mannschaftsarzt hatte er damals in Lissabon ein Mittel zur Gewichtsreduktion eingenommen. Der Stoff stand auf der Dopingliste. Die Konsequenz: Douglas wurde gesperrt und war raus aus dem Fußballgeschäft.

„Ich war viel mit meiner Familie zusammen. Ich hatte viel Zeit nachzudenken. Ein Fehler wie dieser wird mir nicht mehr passieren“, sagt er rückblickend. Sein letztes Pflichtspiel in der ersten portugiesischen Liga bestritt Douglas am 22. Dezember 2016. Es folgte eine harte Zeit, die erst jetzt endete. Das Leben ohne Fußball fiel ihm schwer: „Ich habe einfach alles vermisst. Das Training, die Spannung bei Spielen, das hat mir sehr gefehlt.“ Für Douglas, der in seiner Zeit in Enschede laut dem Internetportal „transfermarkt.de“ mal einen Marktwert von 8,5 Millionen Euro hatte, stand immer fest: Er will zurück auf den Platz.

Douglas in Aktion im Testspiel gegen Mainz 05
Foto: Silvia Gralla | Douglas in Aktion im Testspiel gegen Mainz 05

Alleine zu Hause hielt er sich in Form. Er konnte, das wusste er, nicht wählerisch sein, wenn es um Angebote ging. Eines kam aus Würzburg vom Zweitliga-Aufsteiger: „Ich hatte keine besonderen Erwartungen. Ich wollte einfach einen Verein finden, bei dem ich wieder Fußballspielen kann“, berichtet er von seinen ersten Gedanken. Douglas hörte sich das Ganze einmal an: „Die Kickers-Verantwortlichen haben mir dann erzählt, was sie für Ziele haben und wie sie diese erreichen wollen. Das hat mich überzeugt.“

Im Trikot von Twente Enschede feierte Douglas seine größten Erfolge
Foto: Stanley Gontha | Im Trikot von Twente Enschede feierte Douglas seine größten Erfolge

Jetzt geht es also für ihn in der Zweiten Bundesliga um den Klassenerhalt. Das sei nun sein erstes Ziel, so Douglas, der am Dallenberg einen Einjahres-Vertrag mit Option auf eine weitere Saison unterschrieben hat. Und dass die Kickers als Außenseiter in die Spielzeit starten werden, ist eine Situation, die den brasilianischen Holländer reizt. Damals in Enschede ärgerten er und seine Teamkameraden als Underdog die vermeintlich Großen des holländischen Fußballs: Ajax Amsterdam, Feyernoord Rotterdam und PSV Eindhoven. Sogar Meister wurde er mit Twente. „Es ist wichtig, dass man als Team auftritt. Dann ist vieles möglich. Im Fußball kann alles passieren“, das sei seine Lehre aus dieser Zeit gewesen, das will er seinen jungen Mitspielern bei den Kickers nun vermitteln.

Douglas soll ein Führungsspieler werden. Die Mitspieler suchen ihn beim Spielaufbau bereits. „Die Zweikampfstärke“ sei sein großes Plus findet Douglas: „Ich gehe keinem Duell aus dem Weg. Durch meine Erfahrung und mein Alter bin ich nun auch in der Lage, Anweisungen zu geben und die Nebenspieler zu coachen.“ Man spürt seine Freude, wieder auf dem Rasen zu stehen, wieder Teil eines Teams zu sein.

Die Mittagssonne brennt in Österreich, der Schweiß läuft, es ist Zeit zum Aufbruch. Zeit für die letzte Frage, heißt es. Wird Douglas nun mit seiner Familie nach Würzburg ziehen oder bleibt die in den Niederlanden. Ja, die Familie komme auch nach Würzburg. Douglas meint es Ernst mit dem Neuanfang. Er will die Chance bei den Kickers nutzen.

 
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