Leonie Beck wirkt fröhlich und gelöst, als sie an diesem Morgen vom Training kommt. Zwei Stunden war sie im Wasser. Eine Tatsache, die die talentierte Athletin zu schätzen weiß, seit sie im Frühjahr sieben Wochen lang nicht schwimmen durfte. Corona hatte die Pläne der 23-Jährigen gehörig durcheinandergewirbelt. Statt bei den Olympischen Spielen in Tokio um Medaillen zu kämpfen, sanierte sie mit anderen Sportlern gemeinsam die Sauna im Würzburger Wolfgang-Adami-Bad. Die Ablenkung kam gelegen, jetzt aber liegt der Fokus auf Olympia 2021. Ein Gespräch über Herausforderungen, Optimismus und die wahren Werte im Leben.
Leonie Beck: Mir geht es gut. (lacht)
Beck: Die Olympia-Verschiebung. Wir wussten ja recht früh, dass das auf uns zukommen wird. Das ist dann auch irgendwann verdaut. Inzwischen hat die neue Saison begonnen, wir sind wieder im Training und alle motiviert. Ich bin zuversichtlich, dass die Olympischen Spiele nächstes Jahr stattfinden werden. Das muss ich ja auch sein. Ich kann ja die Sache nicht so angehen, als ob sie ausfallen würden.
Beck: Auf der Baustelle in der Sauna hier im Wolfgang-Adami-Bad. (lacht) Wir (die Athleten, Anm. d. Red.) haben mit renoviert. Dann kam die Nachricht und wir haben uns erstmal kurz hingesetzt. Klar waren wir erstmal traurig, das war ein blödes Gefühl. Aber es ging nicht anders und war absolut die richtige Entscheidung.
Beck: Zum Glück waren wir durch die Sauna-Renovierung abgelenkt. Und klar haben wir Sport getrieben – draußen oder zu Hause. Aber das ist nicht dasselbe.
Beck: Das Wassergefühl verliert man schon sehr, sehr schnell. Schwimmen an Land nachzumachen, ist fast unmöglich. Klar kann man seinen Körper fit halten, indem man joggt, Fahrrad fährt und so weiter. Aber das Wassergefühl kann man an Land einfach nicht bekommen. Deswegen war es schon wichtig, dass wir wieder ins Wasser durften.
Beck: Meine Eltern haben im Garten sogar einen kleinen Pool. Aber der war am Anfang noch sehr, sehr kalt. Der hatte 15 Grad oder so. Als es wärmer wurde, haben wir angefangen, dort am Seil ein bisschen zu trainieren. Aber damit lässt sich normales Training natürlich nicht kompensieren.
Beck: Beides zugleich. Erstmal habe ich mich gefühlt wie ein Waschlappen – oder wie eine gekochte Spaghetti. (lacht) Aber natürlich waren wir alle total froh, dass wir wieder trainieren und unsere Leistung wieder langsam aufbauen konnten.
Beck: Erst jetzt merkt man, dass man sich langsam wieder weiterentwickelt. Es dauert schon sehr lange, den Trainingsrückstand aufzuholen. Wenn man es gewohnt ist, 80 Kilometer die Woche zu schwimmen, und dann geht das runter auf null, dann ist das natürlich ein Riesenunterschied. Das Wassergefühl kommt relativ schnell zurück, aber bis man wieder ansatzweise an seine Zeiten rankommt, das dauert dann doch ein bisschen.
Beck: Das ist schon sehr, sehr deprimierend. Aber man darf eben nicht vergessen, dass man lange nicht im Wasser war und es gar nicht funktionieren kann vom einen auf den anderen Tag. Deswegen muss man da im Kopf einfach stark bleiben. Stefan (Lurz) und Nikolai (Evseev, beide Trainer, Anm. d. Red.) sagen uns auch fast täglich, dass das nicht von heute auf morgen direkt wieder funktionieren kann. Aber jetzt so langsam läuft's wieder normal.
Beck: Mit meinen Trainern, der Familie und der Trainingsgruppe habe ich gute Unterstützung. Wir helfen uns alle gegenseitig, auch wenn ich das meiste mit mir selber ausmache. Und es ist nicht so, dass ich nicht motiviert bin oder mich nicht auf Olympia freue. (lacht) Wenn ich jetzt schon daran denke, wie sich das anfühlen wird an diesem Tag, dann bekomme ich Bauchkribbeln. Und die Zeit vergeht schneller, als man denkt.
Beck: Ich finde, wir haben in Deutschland Riesenglück gehabt. In Spanien oder so durfte man ja so gut wie gar nicht vor die Tür. Das war ja hier sozusagen Luxus dagegen. Meine Familie und ich haben die Zeit sinnvoll genutzt. Ich hab' mein Zimmer entrümpelt, wir haben die Garage mal ausgemistet, ich hab' ein bisschen mehr für die Uni gemacht und mich jedenfalls nicht gelangweilt. (lacht)
Beck: Ich war schon immer sehr dankbar und hilfsbereit. Ich bin ein Mensch, der gerne etwas zurückgibt, der auf andere achtet und sie respektiert. Ich denke, in diese Richtung hat sich die gesamte Gesellschaft entwickelt. Das finde ich gut. Dass mehr Wert auf die wichtigen Dinge im Leben gelegt wird und nicht auf irgendwelche oberflächlichen Sachen. Freunde, Familie, Gesundheit – diese Dinge sind für mich schon immer das Wichtigste gewesen.
Beck: (Ohne Zögern) Optimistin! (lacht)
Beck: Ich werde mir darüber nicht den Kopf zerbrechen. Ich werde mich an alle Regeln halten und natürlich nach wie vor aufpassen und vorsichtig sein.
Beck: Momentan habe ich noch vorlesungsfrei (Beck macht gerade den Masterstudiengang Medienkommunikation an der Universität Würzburg, Anm. d. Red.), deshalb hab' ich ein bisschen mehr Freizeit. Am 4. November geht es dann wieder los. Aber ich hab' dann auch nicht mehr so viele Vorlesungen und durch den Online-Unterricht spare ich Zeit. Aktuell habe ich früh zwei Stunden Training, frühstücke danach ordentlich, lege mich vor dem Mittagessen nochmal hin und dann geht's auch schon wieder zum Training. Da hat sich groß nichts geändert.
Beck: Es kommt, wie es kommen wird. Ich vertraue den Spezialisten, dass sie die richtigen Entscheidungen treffen werden.
Beck: Ich kann nur für mich und meinen Umkreis sprechen. Wir halten uns an alle Regeln.
Beck: Nein, im Schwimmen gibt es keine vorgeschriebenen Tests für Bundeskader-Sportler. Es finden auch nur wenige Wettkämpfe in ganz kleinem Rahmen statt.
Beck: Ich bin froh, dass ich im Schwimmbad trainieren darf. Das ist alles, was für mich zählt. Für mich gehen die Fußballer ihrem Beruf nach, wie viele andere auch. Solange die Spezialisten sagen, es sei kein erhöhtes Risiko, dass Spiele stattfinden, muss und werde ich diesen Aussagen vertrauen.
Beck: Sportlich stehen noch die Bundesstützpunkt-Wettkämpfe in Würzburg an. Privat nur das Zusammenkommen mit der Familie an Weihnachten. Ansonsten läuft alles eigentlich ganz normal.