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FUSSBALL
Nach Abwahl im DFB und langem Schweigen: Rainer Koch gibt auf - auch als BFV-Präsident
Der langjährige Spitzenfunktionär zieht nach seiner gescheiterten Wiederwahl ins Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes persönliche Konsequenzen - in Bayern und in der Uefa.
Rainer Koch auf seinem letzten DFB-Bundestag im März 2022 vor seiner Abwahl.
Foto: Simon Hofmann, dpa | Rainer Koch auf seinem letzten DFB-Bundestag im März 2022 vor seiner Abwahl.
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:04 Uhr

Rainer Koch gibt auf – die Funktionärskarriere des umstrittenen Strippenziehers im Deutschen Fußball-Bund neigt sich nachseiner Abstrafung auf dem DFB-Bundestag am 12. März ihrem Ende zu. Dreieinhalb Wochen nach der krachend gescheiterten Wiederwahl in das DFB-Präsidium in Bonn zieht der 63 Jahre alte Jurist Konsequenzen aus der überraschenden und ihn zutiefst verletzenden Niederlage gegen Gegenkandidatin Silke Sinning - und diese sind umfassend.

Koch wird auf dem Verbandstag des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) am 24. und 25. Juni 2022 im niederbayerischen Bad Gögging auch auf eine neuerliche Kandidatur als BFV-Präsident verzichten. Zudem bietet er seinen vorzeitigen Rückzug aus dem Uefa-Exekutivkomitee an. Das gab der BFV am Mittwochnachmittag in einer Pressemitteilung bekannt. Den persönlichen Entschluss habe Koch dem BFV-Vorstand bereits wenige Stunden nach dem DFB-Bundestag angekündigt.

Bekanntgabe auf Vorstandssitzung in Nürnberg

Entsprechend habe sich Koch in der Vorstandssitzung am Dienstagabend (5. April) in Nürnberg auch formell erklärt sowie seinen Entschluss den rund 4500 Mitgliedsvereinen des BFV, seinen knapp 1000 ehrenamtlichen und den etwa 100 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in einer persönlichen E-Mail am Mittwochvormittag (6. April) mitgeteilt, heißt es vonseiten des BFV weiter. Seit dem DFB-Verbandstag hatte Koch öffentlich geschwiegen, war entgegen vorheriger Ankündigung auch den Fußball-Kreistagen in Würzburg und der Rhön ferngeblieben.

Koch, der 2004 zum Präsidenten des größten der 21 Landesverbände gewählt worden war und insgesamt 15 Jahre lang dem DFB-Präsidium als Vize-Präsident angehört hatte, bedanke sich ausdrücklich dafür, dass der Vorstand mit dieser Entscheidung in den vergangenen Wochen so vertrauensvoll umgegangen sei. Damit sei der BFV-Spitze die Möglichkeit eröffnet worden, sich in Ruhe auf die neue Situation einzustellen und über das weitere Vorgehen zur Klärung der Nachfolge abzustimmen. Der BFV-Vorstand habe mit seinen Untergliederungen nunmehr die dafür notwendigen und sachgerechten Diskussionsprozesse eingeleitet, teilt der Verband weiter mit.

Koch: "Respektiere das Ergebnis des DFB-Bundestags"

„Es stand für mich sofort außer Frage, dass ich das Ergebnis des DFB-Bundestags respektiere und im Interesse des BFV zu einem schnellen Wechsel in der Verbandsführung meinen Beitrag leiste", wird Koch in der Pressemitteilung zitiert. "Der BFV als mit Abstand größter Landesverband ist mit keinem Vertreter mehr im 16-köpfigen DFB-Präsidium berücksichtigt. Unter diesen Umständen ist es für den BFV besser, wenn ich nach 18 Jahren nicht – wie eigentlich seit langem geplant – noch ein letztes Mal kandidiere. Ich übergebe meiner Nachfolgerin oder meinem Nachfolger an der Spitze des BFV einen in allen Bereichen bestens aufgestellten, zukunftsorientiert und nachhaltig ausgerichteten Landesverband.“

Zu seiner eigenen Zukunft erklärt Rainer Koch: „Ich selbst werde künftig meine persönlichen Prioritäten neu setzen und zum Jahreswechsel in meinen Beruf zurückkehren." Seinen Job als Richter in München hatte er zuletzt wegen der zeitlich aufwendigen Ämter im Fußball nicht mehr ausgeübt.

Koch bietet Rückzug aus Uefa-Exekutivkomitee an

Im Uefa-Exekutivkomitee ist er bis zum Frühjahr 2025 gewählt. Allerdings habe er gegenüber Uefa-Präsident Aleksander Ceferin und dem neu gewählten DFB-Präsident Bernd Neuendorf bereits "unmittelbar nach dem DFB-Bundestag am 12. März angeboten, das Uefa-Exekutivkomitee zu verlassen, sobald ein Ausscheiden von mir aus dieser Funktion im Interesse des DFB und seines neuen Präsidenten sowie der Uefa für sachgerecht erachtet wird“.

Der DFB reagierte zunächst zurückhaltend auf das Angebot. „Der DFB hat die Entscheidung von Rainer Koch zur Kenntnis genommen und wird die Situation im Präsidium und mit den zuständigen Stellen beraten“, teilte der Verband am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur mit. Diesen Beratungen solle nicht vorgegriffen werden.

Zeitenwede im DFB geht weiter

Mit dem Rückzug Kochs geht die Zeitenwende im DFB weiter. Der Jurist spielte als langjähriger Erster Vizepräsident im von etlichen Affären und Präsidenten-Rücktritten belasteten DFB eine Rolle, die ihm zuletzt immer mehr Kritik eingetragen hatte. Den Neuanfang im DFB mit dem unbelasteten Seiteneinsteiger Neuendorf (60) wollten viele Delegierte nicht mehr mit Koch als Mitspieler angehen. Neuendorf bewertete die Abstimmungen auf dem Bundestag als „Beleg dafür, dass die Demokratie im Verband funktioniert“.

Koch führte den Verband zwischenzeitlich auch dreimal als Interimspräsident an, zuletzt nach dem Rücktritt von Fritz Keller, mit dem es zuvor ein tiefes persönliches Zerwürfnis gegeben hatte. Nach Kochs Abwahl hatte Neuendorf als neuer, starker Mann den Fokus auch schnell auf die internationalen Spitzenämter bei der Fifa und der Uefa gerichtet. Deutschland ist 2024 EM-Gastgeber, ein deutsches Regierungsmitglied im Dachverband darum besonders wichtig.

Mit Material von dpa

 
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  • J. Z.
    Kein Verlust !
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  • U. A.
    Wurde Zeit!!!
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  • M. E.
    Das ist auch gut so! Hoffentlich ebenso ein Neuanfang im BfV. Ohne die jetzigen Vizes des Herrn Koch!!!
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