Mit Pressemitteilungen verhält es sich manchmal wie mit Nachrufen oder Reden auf Begräbnissen: Was geschrieben oder gesagt wird, ist oft nur der schöne Teil der Wahrheit.
Das dürfte wohl auch auf die Meldung zutreffen, die Handball-Zweitligst DJK Rimpar Wölfe am Freitagabend um 22.16 Uhr nach der 21:25-Heimspielniederlage gegen die SG BBM Bietigheim verschickte. Der überraschende Inhalt: die Trennung von Trainer Ceven Klatt sechs Spiele vor Saisonende.
Nicht nur der Zeitpunkt der Verkündigung, auch die Art der Kommunikation - der nichts ahnende Klatt wurde nach dem Spiel noch in der Halle von Geschäftsführer Roland Sauer informiert -, überhaupt die Tatsache der Freistellung ohne sportliche Not und auch ihre verklausulierte Begründung muten mindestens irritierend an.
Einer Mittelfeld-Mannschaft, die sich über die letzten Meter einer quälend langen und durch coronabedingte Verlegungen nervigen Geister-Saison schleppt und verständlicherweise nur noch herbeisehnt, dass diese endlich rum ist, durch einen Trainerwechsel noch mal "sportwissenschaftliche Impulse" geben zu wollen, das wirkt fast grotesk. Zumal man davon ausgehen kann - sollten nicht noch irrwitzige Dinge im Endspurt passieren -, dass die Wölfe den Klassenerhalt zwar noch nicht rechnerisch, aber praktisch sicher haben dürften.
Gestörtes Vertrauensverhältnis zwischen Sauer und Klatt?
Man darf also annehmen, dass die offiziellen Gründe für die Trennung, zu denen auch gehört, dass Interimstrainer Rolf Brack bereits "die bestmögliche Vorbereitung" auf die nächste Runde einläuten soll, bevor dann im Sommer Julian Thomann übernimmt, zumindest teilweise vorgeschoben sind.
In Andeutungen aus verschiedenen Gesprächen rund um den Klub ist herauszuhören, dass das Vertrauensverhältnis und die Chemie zwischen Sauer und Klatt gestört seien. Vermutlich ist das so, seit der Coach im Winter um eine vorzeitige Auflösung seines Dreijahresvertrages bat, um zu den Eulen nach Ludwigshafen wechseln zu können.
Was womöglich sonst für Unstimmigkeiten zwischen den beiden starken Charakteren gesorgt haben könnte - vielleicht der geplatzte Pfingsturlaub durch das für nächsten Freitag, 28. Mai, terminierte Nachholspiel in Dresden - ist Spekulation. Das Kapitel Klatt in Rimpar, das im Sommer 2019 sehr warm von beiden Seiten begonnen hatte, geht jedenfalls wesentlich kühler zu Ende.
Der freigestellte Trainer kann damit vermutlich gut leben - erst recht dann, wenn er erholt die Vorbereitung mit einem Erstligisten beginnt. Die Ludwigshafener stehen nach drei Siegen aus den letzten vier Spielen nur noch ein Punkt hinter dem rettenden Ufer.
Spielen noch etwas Zählbares holen können. Sich auf den erreichten 27 Punkten auszuruhen und den (hoffentlichen) Nichtabstieg als Erfolg zu werten, kann nicht der Anspruch der Wölfe sein. Saisonziel war ein einstelliger Tabellenplatz. Dieser ist - realistich gesehen - wohl nicht mehr erreichbar. Ich begrüße es gerade auch im Sinne von uns Fans, wenn die sportliche Leitung der Wölfe zeigt, dass sie sowohl bzgl. der lfd. Saison als auch der Vorbereitung der kommenden Saison alles Mögliche unternimmt, um die Mannschaft zu fördern und zu fordern.
Ob Luki geblieben wäre, wenn die Entlassung früher vorgenommen worden wäre, kann ich nicht beurteilen. Es ist mehr als schade, dass er nicht gehalten werden konnte.
Irritierend ist für mich auch der Zeitpunkt, allerdings hätte ich den Trainer schon viel früher aus dem Vertrag entlassen. Großspurig angetreten mal etwas länger zu bleiben und was aufzubauen, kündigt er den Wechsel nach der Hälfte der Zeit an. Das Auswechseln während Spiel verstehe ich überhaupt nicht. Gute und junge Spieler (Bialowas, Neagu) bekommen keine, bzw. wenig Einsatzzeiten. Der Trainer hat von der Substanz der Mannschaft gelebt, nichts neues gebracht. Hut ab, dass keine Unstimmigkeiten bekannt wurden, kommt vielleicht noch.
Für mich war es der schlechteste Trainer. Ich habe früher in Rimpar gespielt und die Erfolge der letzten Jahre mitgefeiert. Es ist gut, dass es nicht noch länger ging. Schade ist, dass mit Lukas Siegler ein Eigengewächs geht. Vielleicht wäre er geblieben, wenn die Entlassung vorher schon bekannt gewesen wäre. Roland Sauer hat alles richtig gemacht!!!!
Gruß Georg Diener