Noch zehn Spiele bleiben den Würzburger Kickers in dieser Saison in der Zweiten Fußball-Bundesliga. Neun Punkte Rückstand sind es vor dem Auswärtsspiel bei Hannover 96 am Sonntag (13.30 Uhr) auf den ersten Nichtabstiegsrang, sieben Punkte auf den Relegationsrang. Nur ein Sieg (3:2 gegen den Hamburger SV) gelang den Rothosen in den letzten fünf Partien. Die Lage erscheint wenig aussichtsreich. "Den Karren aus dem Dreck ziehen", darum geht es weiterhin, sagt Trainer Bernhard Trares. Ob es gelingt? "Nicht nur einer oder zwei, sondern mehrere Personen sind vorne am Karren und zerren. Aber er steckt sehr fest im Dreck. Wir geben nicht auf", sagt Trares.
Vielleicht ein bisschen das Hinspiel. 2:1 siegten die Kickers da. Es war das erste Spiel unter der Leitung des damals neuen Trainers Bernhard Trares. "Wir gehen mit dem Glauben ins Spiel, gewinnen zu können", sagt der Würzburger Chefcoach. Auch bei den Niedersachsen laufe es in dieser Saison schließlich alles andere als rund. "Das ist eine Mannschaft, die eigentlich aufsteigen muss", findet Trares. Davon sind die Niedersachsen freilich weit entfernt. Hinzu kommt einiges an Unruhe. So wird gegen die Kickers erstmals Martin Hansen im 96-Tor stehen, weil Stammkeeper Michael Esser wegen eines Corona-Falls im familiären Umfeld in Quarantäne bleiben muss. Hinzu kommen Spekulationen um die Zukunft von Mittelfeldspieler Genki Haraguchi. Der Japaner soll einen Wechsel in die erste Liga anstreben. Wie unruhig die Saison beim Kickers-Gegner bislang verläuft, wird auch am Fall von Abwehrmann Simon Falette deutlich. Der saß nach einer Prügelei im Training zuletzt nur noch auf der Tribüne, ist gegen die Kickers aber ein Kandidat für die Startelf. "Wenn wir es schaffen, in Führung zu gehen, kann man gegen einen solchen Gegner ordentlich Unruhe schaffen", so Trares. "Dann hat man auch gute Chancen, das Spiel zu gewinnen."
Ja. Der eine oder andere Spieler wirke müde, stellt der Kickers-Trainer fest, und brauche nun eine Pause, "damit er wieder frischer wird, um dann im nächsten oder übernächsten Spiel mit voller Energie wieder aufzulaufen". Den Trainingseindrücken zufolge könnte Trares damit Leihstürmer Marvin Pieringer meinen, der nach seinem starken Start in Würzburg zuletzt kaum noch zur Geltung kam - und auch Patrick Sontheimer. Der Mittelfeldkämpfer war in den letzten Wochen längst nicht so präsent wie gewohnt und fremdelt mit der von Trares nach wie vor favorisierten Formation mit einer Raute im Mittelfeld. Einige Veränderungen ergeben sich freilich auch aufgrund der Verletzung von Kapitän Arne Feick. Der Linksverteidiger musste beim 1:2 gegen Heidenheim mit Adduktorenproblemen vom Platz. Ein oder zwei Spiele werde er aussetzen müssen, vermutet Trares. Frank Ronstadt oder Robert Herrmann könnten somit ins Team rücken. Noch kein Thema ist indes ein Einsatz von Hendrik Hansen. Der Manndecker fehlte mit Knieproblemen genauso beim Training wie Torhüter Fabian Giefer (Sprunggelenksverletzung) und Dauerpatient Luke Hemmerich (Aufbautraining). Für Dominik Meisel käme ein Einsatz nach einer Bänderverletzung im Sprunggelenk wohl noch zu früh. Der brasilianische Innenverteidiger Ewerton könnte nach zwei kompletten Trainingswochen zumindest einmal wieder in den Kader rücken.
Obwohl die Lage im Abstiegskampf prekär ist, im Grunde nur noch Siege helfen, gibt sich Trares bei der Online-Pressekonferenz am Donnerstagmittag betont unaufgeregt. Angesprochen auf die Schwierigkeiten der Kickers holt er weit aus und erklärt: "Wir dürfen Fußball spielen. Wir sollten für uns erkennen, dass wir ein Privileg haben, dass wir das Ausüben dürfen, was viele Amateursportler nicht dürfen." Die jüngste Niederlage gegen Heidenheim sei am Ende auch unglücklich gewesen. Denn in der Schlussphase seien die Kickers "die klar bessere Mannschaft" gewesen: "Wir haben einen Riesenwirbel beim Gegner gemacht." Dass die Kickers zu diesem Zeitpunkt, hätte Heidenheim seinerseits seine Torchancen konsequent genutzt, bereits deutlich in Rückstand hätten liegen können, darüber sprach Trares nicht. Die Atmosphäre im Team ist gut, betonen Spieler und Verantwortliche. Zu gut? Ruhig ging es am Donnerstagnachmittag zu auf dem Trainingsplatz, als Standardsituationen geübt wurden. Es mag täuschen: Aber das rechte Aufbäumen gegen den Abstieg ist derzeit nicht zu spüren. Es bleiben noch zehn Partien, um das Gegenteil zu beweisen.