Schluss, Aus und Vorbei mit der Zählerei! Noch ein letztes Mal für das Protokoll: 24 Zweitliga-Spiele hatten die Würzburger Kickers nicht mehr gewonnen. 17 Mal in der Rückrunde der Abstiegssaison 2016/17 unter dem Trainer Bernd Hollerbach. Bei den sieben Versuchen nach der Rückkehr ins Bundesliga-Unterhaus durften sich mit Michael Schiele und Marco Antwerpen zwei Trainer versuchen. Dann kam Bernhard Trares und der konnte gleich im ersten Anlauf jubeln: 2:1 gegen Hannover 96, einen Aufstiegsanwärter! Es war ein besonderer November-Sonntag am Dallenberg.
Es ist sehr einfach, diesen erlösenden Sieg alleine dem Trainer-Debütanten zuzuschreiben. Tatsächlich waren ein paar von Trares' Kniffen maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Kickers wieder Hoffnung schöpfen im Kampf um den Klassenerhalt. Mit dem scheinen die Rothosen nach acht Spielen erst richtig begonnen zu haben.
Patrick Sontheimer saß frisch geduscht im Presseraum. Die großen Gefühle waren da schon wieder etwas verraucht. Dabei war es zuvor in der Kabine hoch her gegangen: "Der Sieg war für jeden Einzelnen eine Befreiung. Da kann man nach dem Spiel auch mal wieder singen." Den 22-jährigen Allgäuer in Abwesenheit des verletzten Arne Feick zum Kapitän zu machen, war einer der Schachzüge des neuen Cheftrainers gewesen. "Das macht mich stolz", sagte Sontheimer, für den, so erklärte er, es etwas Besonderes gewesen sei, in seinem jungen Alter die Mannschaft aufs Feld zu führen. Ob zu der Kleeblatt-Tätowierung, die der fünf Jahre bei der SpVgg Greuther Fürth ausgebildete Sontheimer am Körper trägt, nun nicht schnell ein Kickers-Logo hinzu kommen müsste? Noch hat Sontheimer offenbar keinen Termin im Tattoo-Studio ausgemacht.
Sontheimer bleibt erstmal Kapitän
Die Kapitänsbinde wird der Mittelfeld-Mann auch in den nächsten Wochen tragen, kündigte Trares an. Sontheimer soll weiter als Vorbild wirken für ein Team, dass sich am Kampfgeist des neuen Spielführers orientieren kann. "Ein verlängerter Arm" sei der Kapitän für ihn, sagte auch Trares, der mit seiner Aufstellung gleich mehrfach überrascht hatte: Am meisten wohl mit dem Startelf-Einsatz von Dominik Meisel. Der 21-jährige Oberfranke hatte bislang bei den Kickers ein eher unbeachtetes Reservisten-Dasein geführt, war in der vergangenen Drittliga-Saison nur zur drei Kurzeinsätzen gekommen. "Wir wollen solche Spieler fördern", stellte Trares klar.
In der neu geschaffenen Dreierkette führte mit Daniel Hägele genau jener Spieler als zentraler Mann das Kommando, der bislang als Kapitän-Stellvertreter von Feick gegolten hatte. "Sehr wichtig" sei Hägele für sein Team, stellte Trares klar. Ein bisschen war es bei diesem ersten Spiel mit Sebastian Schuppan als Sportvorstand auf der Tribüne die Renaissance der Aufstiegshelden. Auch wenn mit Ridge Munsy und David Kopacz zwei Neuzugänge für die entscheidenden Tore sorgten. Die Vorlagen lieferten mit Robert Herrmann und dem eingewechselten Dominic Baumann altgediente Kickers-Akteure. Es scheint nach langer Anlaufzeit tatsächlich etwas zusammenzuwachsen bei den Kickers. Dieser Erfolg, das Ende der Sieglos-Serie, könnte tatsächlich der Aufbruch in eine neue Zeit werden.