
Die Trainingseinheit des Fußball-Drittliga-Teams der Würzburger Kickers am Donnerstag war gerade zu Ende, fast alle Trainer und Spieler gingen nach knapp anderthalb Stunden, zeitweise im heftigen Schneetreiben, in die Kabine. Da begann die Extraschicht. Torwarttrainer Marco Langner, Assistenzcoach Philipp Eckart und Ersatzkeeper Marc Richter waren geblieben, um mit Marvin Pourié alleine noch etwas zu üben. Antritte, Dribblings, Torabschlüsse mal volley, mal mit der Innenseite aus vollem Lauf. Wer dem 31-jährigen Angreifer zuschaute, der konnte schon auf die Idee kommen, dass er dem Team von Trainer Danny Schwarz weiterhelfen könnte. Doch eine Rückkehr ins Team bleibt weiter ausgeschlossen. Pourié übt derzeit im Abseits. Trotz aller Verhandlungen im Hintergrund, hat sich auch noch kein neuer Klub für ihn gefunden. Bis zum 31. Januar bleibt noch Zeit ihn unterzubringen, sonst bleiben die Extraschichten mit dem verschmähten Stürmer wohl Alltag. Zumindest scheint sich Trainer Schwarz da festgelegt zu haben.

Es gehört zu den Merkwürdigkeiten dieser Kickers-Saison, dass die Kickers eigentlich gerne noch einen Spieler mit sehr ähnlichen Stärken, wie Pourié sie hat, verpflichten würden. Doch solche Stürmer sind nicht leicht zu finden. Die personellen Planungen für die Restsaison seien nach den Verpflichtungen von Mittelfeldspieler Marvin Stefaniak (VfL Wolfsburg) und Rückkehrer Peter Kurzweg (FC Ingolstadt) in dieser Woche noch nicht abgeschlossen, sagte Kickers-Trainer Schwarz am Donnerstag. Auf die Frage, ob sich vielleicht noch etwas tue im Kader, sagte Schwarz: "Exakt!" Aber die Zeit läuft dem Tabellenvorletzten so langsam davon. Drei Spiele in sieben Tagen stehen nun auf dem Programm. Den Auftakt zur Englischen Woche macht das Heimspiel gegen Waldhof Mannheim am Samstag (14 Uhr). Danach geht es am Dienstag (19 Uhr) nach Osnabrück, ehe am Freitag (19 Uhr) der SC Freiburg II an den Dallenberg kommt. Wenn die Kickers nicht schnell in die Erfolgsspur kommen, könnte es sehr bald zu spät sein.
Das Problem: In vier der letzten fünf Spiele gelang kein Treffer. Man dürfe nicht vergessen, dass Angreifer Maximilian Breunig aufgrund vieler Verletzungen "fast ein Jahr Spielpraxis" fehle. Und auch der vermeintliche Vertreter Saliou Sané habe ja zuletzt sechs Wochen aussetzen müssen. "Ich setze auf Maxi", sagt Schwarz trotzdem. Breunig soll für Tore sorgen. Beim 0:2 beim SC Verl am vergangenen Sonntag sei er mit dem Solo-Stürmer zufrieden gewesen, sagte Schwarz, obgleich der "einen schweren Stand" gehabt habe. Einen Torabschluss hatte Breunig nicht.
Am Samstag nehmen die Kickers den nächsten Anlauf, raus zu kommen aus dem Schlamassel. "Wir brauchen nicht alles schön reden", sagt Schwarz über die Situation der Rothosen: "Wir sind in einer Negativspirale." Sieben Spiele haben die Kickers nun schon nicht mehr gewonnen. Den letzten Sieg gab es beim 2:0 am 31. Oktober auf dem Betzenberg in Kaiserslautern.
Nun sollen die beiden jüngsten Neuzugänge für einen Stimmungsumschwung am Dallenberg sorgen. Ob Stefaniak und Kurzweg gegen die Waldhöfer, die am Montag eine bittere 1:3-Niederlage gegen Borussia Dortmund kassierten, bereits auf dem Platz stehen, lässt Schwarz noch offen. Körperlich scheint Flügelspieler Kurzweg derzeit eher für einen Startelfeinsatz präpariert. Stefaniak musste sich im Dezember noch nach einem Leistenbruch operieren lassen und danach einige Zeit mit dem Training aussetzen.

Apropos körperliche Fitness. An der liege es nicht, dass die Kickers regelmäßig in den Schlussminuten Gegentreffer kassieren. Verl traf zuletzt gleich zweimal kurz vor Abpfiff gegen die Rothosen. "Ein mentales Problem", vermutet Schwarz dahinter, betont aber auch: "Die Mentalitätsfrage zu stellen, ist ungerechtfertigt."
Gezwungenermaßen verzichten müssen die Kickers weiterhin auf einen ihrer besten Vorrunden-Akteure. Lars Dietz quält eine Knochenhautreizung im Knie. "Unvorhersehbar" sei, wie lange die Zwangspause für den Innenverteidiger noch dauert, so der Kickers-Coach: "Er hat einige Zeit mit leichten Schmerzen gespielt, bis sie unerträglich wurden. Deswegen haben wir entschieden, ihm die Zeit zu geben, dass die Verletzung komplett verheilen kann." Innenverteidiger-Kollege Tobias Kraulich musste das Training am Donnerstag abbrechen. Ihn plagten muskuläre Probleme. Sein Einsatz scheint aber möglich. Fanol Perdedaj wird hingegen wohl mit Wadenproblemen ausfallen, für Dildar Atmaca kommt ein Einsatz nach überstandener Schambeinreizung wohl noch zu früh.