Es genügt ein Blick in die Düsseldorfer Ausgabe der „Bild“-Zeitung, um sich den Unterschied zwischen der dortigen Fortuna und den Würzburger Kickers vor Augen zu führen. „Nach der desaströsen 1:2-Pleite in Hamburg muss gegen Aufsteiger Würzburg die Wende her.“ Von einem „Albtraum-Start“ ist da die Rede. Wohlgemerkt nach einem 1:2 beim Hamburger SV. Fortuna und Kickers spielen am Samstag (13 Uhr) in der Zweiten Fußball-Bundesliga gegeneinander. Doch was die Anspruchshaltung angeht, trennen die Rheinländer und die Unterfranken Welten.
Dabei sind sich die Fortuna und die Kickers in ihrer Historie schon ein paar Mal begegnet, und die Begegnungen waren immer knappe Kisten. Die Bilanz ist ausgeglichen. Je einen Sieg und zwei Remis gab es.
Beide Vereine verbindet auch die Geschichte von Fortuna-Ehrenspielführer Gerd Zewe, der von 1987 bis 1989 seine Karriere beim damaligen Bayernligisten Kickers ausklingen ließ. Der einstige Nationalspieler wurde im Juli 70 Jahre alt.
Als sich die Klubs erstmals in einem Pflichtspiel gegenüberstanden, trug Zewe das Trikot der Fortuna. Mit 2:0 und ganz viel Mühe siegte der Titelverteidiger Fortuna mit Trainer Otto Rehhagel auf der Bank am 4. Oktober 1980 in der zweiten Runde des DFB-Pokal-Wettbewerbs am Würzburger Dallenberg. „Großartige Kickers blamieren Fortuna“, stand zwei Tage später in der „Main-Post“. Die Rothosen hatten das Team mit den Brüdern Klaus und Thomas Allofs sowie dem Aschaffenburger Rudi Bommer nah an einer Niederlage gehabt, verpassten aber die Sensation.
Anders als 34 Jahre später. Bei den Kickers hatte gerade eine neue Zeitrechnung begonnen. Das DFB-Pokal-Spiel gegen die Fortuna war der erste Höhepunkt einer neuen Ära mit dem Kickers-Trainer Bernd Hollerbach. Der 3:2-Sieg nach Verlängerung bei dem Doppeltorschütze Christopher Bieber und Steven Lewerenz mit einem abgefälschten Freistoß für die Kickers trafen, war der Zündfunke für die neuerweckte Würzburger Fußball-Begeisterung.
In der zweiten Liga gab es dann zwei Unentschieden. Das 0:0 im Heimspiel ist allenfalls wegen eines Fehlschusses von Elia Soriano in Erinnerung. Der Kickers-Angreifer brachte damals den Ball aus kurzer Distanz nicht im Kasten unter. Das Rückspiel in Düsseldorf dürfte bei manch Rothosen-Anhänger noch bis heute den Blutdruck nach oben schnellen lassen. Ganz nah war der erste Kickers-Rückrunden-Erfolg, als Lukas Fröde in der 85. Minute mit einem Sonntagsschuss die Gäste in Führung schoss. Dann aber kam die 90. Minute. Düsseldorfs Julian Schauerte drosch einen Freistoß aus über 40 Metern Entfernung in Richtung Würzburger Kasten. Kickers-Keeper Jörg Siebenhandl eilte aus dem Kasten und griff am Ball, der eigentlich eine sichere Beute sein sollte, vorbei. 1:1, Schluss, aus. Für die Kickers war es eine gefühlte Niederlage. Auf der Pressekonferenz aber wurde damals Fortunen-Trainer Friedhelm Funkel gefragt: „Gegen wen wollen Sie überhaupt noch gewinnen, wenn nicht gegen Würzburg?“
Der heutige Fortuna-Trainer Uwe Rösler, als er sich am Donnerstag den Fragen der Presse stellte, wurde gefragt: „Sind wir uns darüber einig, dass gegen Würzburg, bei allem Respekt, ein Sieg absolute Pflicht ist?“ Rösler grinste und sagte: „Wir streben einen Sieg an.“