Das war ein Tiefschlag für die Würzburger Kickers. Auch wenn der Vorstandsvorsitzende Daniel Sauer am Ende feststellte, das 1:1 bei Fortuna Düsseldorf sei „aller Ehren wert“, das Remis am Rhein fühlte sich für die Würzburger Zweitliga-Fußballer an wie eine Niederlage. Nicht nur, weil die Kickers nun abgerutscht sind auf den Abstiegsrelegationsplatz 16, sondern auch, weil das Zustandekommen des Gegentreffers in der 90. Minute mal wieder so kurios-tragisch war, dass man sich die Augen reiben musste, ob das alles noch wahr ist. „Ein Wahnsinn“ sei es, „dass dieses Spiel wieder so zu Ende geht“, fand Lukas Fröde, der die Kickers in der 85. Minute mit einem tollen 22-Meter-Schuss in Führung gebracht hatte. Ob man für den Düsseldorfer Ausgleich durch den 40-Meter-Freistoß von Julian Schauerte einen Torwartfehler von Kickers-Keeper Jörg Siebenhandl oder eine Fehlentscheidung von Schiedsrichter Thorben Siewert (Drolshagen) verantwortlicht macht, das Resultat bleibt das gleiche. Am Ende sahen die Kickers, ob des tollpatschig anmutenden Gegentores ziemlich belämmert aus. Immerhin ist der Absturz auf den direkten Abstiegsplatz erspart geblieben – Bochums 1:1-Ausgleich in der Sonntagspartie gegen Bielefeld sei Dank.
Trotzdem stellt sich zwei Spieltage vor Saisonende die Frage: Sind die Kickers noch zu retten?
Die Ausgangssituation
Machen wir uns nichts vor: Am Sonntag (15.30 Uhr, Flyeralarm Arena) stehen die Kickers gegen den SV Sandhausen gewaltig unter Druck. Gegen den Klub aus Nordbaden, der nach nur einem Sieg aus den letzten 13 Spielen auch in den Abstiegskampf hineingerutscht ist, ist ein Erfolgserlebnis Pflicht. Ob ein Remis gegen Sandhausen zumindest zum Erreichen der Relegation reichen würde, ist angesichts der hochhaushoch wirkenden Hürde am letzten Spieltag beim VfB Stuttgart eher fraglich.
Die Schiedsrichterschelte
Man müsse sich schon einmal wehren, wenn man sich benachteiligt fühlt, hatte Bernd Hollerbach vor einigen Wochen gesagt. Denn ein Schiedsrichter würde in strittigen Situationen unterbewusst für den Verein entscheiden, bei dem er weniger Widerstand erwartet. Seither endet jeder Spieltag mit Vorwürfen an den Unparteiischen. Am Samstag stieß Hollerbach ins gleiche Horn: „Vielleicht müssen wir damit leben, dass wir eben nur ein kleiner Verein sind, der aus der Regionalliga kommt.
“ So langsam muss der Kickers-Coach aufpassen, dass ihm die Schiedsrichterschelte nicht als bloße Entschuldigung ausgelegt wird. Auch wenn das Gegentor am Samstag reichlich Diskussionsstoff bot: Routinier Alexander Madlung stellte sich Kickers-Keeper Siebenhandl in den Weg, ehe der Österreicher den Ball durch die Hände ins Tor gleiten ließ – kein eindeutiges Foulspiel. „Aber ich habe schon Schiedsrichter gesehen, die das pfeifen“, stellte Fröde fest.
Die Nerven
Wen wundert es, dass die Kickers derzeit nicht vor Selbstvertrauen strotzen. 15 Spiele ohne Sieg haben ihre Spuren hinterlassen. Die Angst spielt mit bei den Rothosen. Das Team zeigte nach dem anderthalbtägigen Kurztrainingslager in Hennef das, was man im Abstiegskampf erwarten kann. Eine „starke Charakterleistung“ hatte Vorstandschef Sauer in Düsseldorf gesehen. Aber frei im Kopf scheinen die Kickers nicht zu sein, dafür sorgt schon das nächste späte Gegentor. Das elfte ab der 80. Minute in der Rückrunde.
Die Rückendeckung
In Düsseldorf hat die Fortuna vor der Partie gegen die Kickers mächtig getrommelt. Die Fans sollten das Stadion füllen und dem Team den Rücken stärken. Es kamen 27 192 Besucher. Die Esprit-Arena war aber halb leer. „Wir brauchen eine ganze Region, die uns den Rücken stärkt“, sagt auch Kickers-Vorstandsvorsitzender Sauer mit Blick auf die Partie gegen Sandhausen. In Düsseldorf war die Kickers-Unterstützung nicht allzu groß. Rund 300 Gäste-Anhänger waren ins Rheinland gereist.
Mögliche Relegationsgegner
Angesichts der Tabellenkonstellation müssen die Kickers schon einmal zaghaft den Blick in Richtung Dritte Liga wenden. Derzeit steht der 1. FC Magdeburg, bei dem der Ex-Würzburger Richard Weil derzeit mit einer Rückenverletzung ausfällt, auf Rang drei. Sicherlich schon aufgrund der großen Fan-Unterstützung in Sachsen-Anhalt ein schwerer Brocken. Der bayerische Vertreter Jahn Regensburg steht punktgleich auf Platz vier. Ob der VfR Aalen, der derzeit einen Zähler hinter den beiden Kontrahenten liegt, ins Aufstiegsrennen eingreifen kann, entscheidet das Ständige Bundesschiedsgericht des Deutschen Fußball-Bundes. Die Aalener haben dort in letzter Instanz gegen ihren Neun-Punkte-Abzug wegen ihres Insolvenzverfahrens Einspruch eingelegt.