Mit der Unterscheidung von Bayern und Franken nimmt man es nördlich von Aschaffenburg bekanntlich nicht mehr allzu genau. Einen Beweis dafür liefert Fortuna Düsseldorf. Die Rheinländer kündigen das Gastspiel von Fußball-Zweitliga-Aufsteiger Würzburger Kickers auf einem Plakat mit folgendem flotten Spruch an: „2. Liga und trotzdem kommen die Bayern!“ Nun ist die Distanz von Unterfranken nach München nicht nur räumlich groß. Rein Fußballerisch verbietet sich ein solcher Vergleich derzeit sogar.
Aber sei's drum. Den Düsseldorfern geht's ja auch darum, vor der Partie am Samstag (13 Uhr) für Aufbruchsstimmung zu sorgen. 10.800 Zuschauer dürfen am Samstag dabei sein. Genauso viele wie beim Erstliga-Spiel zwischen Mönchengladbach und Union. Nur beim FC Schalke 04 dürfen gegen Werder Bremen noch 200 Besucher mehr kommen. Die Kickers-Partie dürfte in diesen besonderen Zeiten eines der bestbesuchten Fußballspiele des Wochenendes sein. Die Tickets konnten sich nur Dauerkarten-Inhaber und Vereins-Mitlieder der Fortuna sichern.
Für die Rothosen, die seit dem 0:0 im Drittliga-Heimspiel gegen Waldhof Mannheim am 7. März kein einziges Spiel mehr vor nennenswertem Publikum absolviert haben, wird es also eine ungewohnte Erfahrung werden. Kickers-Trainer Michael Schiele freut sich darauf: „Wenn es das Infektiongeschehen zulässt, ist das eine schöne Sache.“ Auch wenn sein Team anders als vor rund drei Monaten, als die Kickers beim Geisterspiel in der Düsseldorfer Arena mit 2:1 gegen den KFC Uerdingen siegten und einen wichtigen Schritt in Richtung Aufstieg machten, nun echte Auswärts-Atmosphäre zu spüren bekommt.
„Als wir damals in diesem Stadion spielten waren wir Drittligist und die Fortuna in der ersten Liga. Das zeigt die Unterschiede zwischen den Klubs“, so Schiele. Auch wenn Erstliga-Absteiger Düsseldorf zum Saisonauftakt im Duell zweier Zweitliga-Riesen beim Hamburger SV eine 1:2-Niederlage kassierte, die Kickers sind – auch angesichts der letzten schwachbrüstigen Auftritte – krasser Außenseiter. „Wir sind in dieser Saison eigentlich immer Außenseiter“, stellt Schiele fest: „Die Mannschaft muss verinnerlichen, dass sie in jedem Spiel immer alles rein hauen muss, um eine Chance zu haben.“
Sechs Gegentore in den Heimspielen im DFB-Pokal-Wettbewerb gegen Hannover (2:3) und zum Liga-Auftakt gegen Aue (0:3) zeigen, wie verwundbar die Kickers sind. Gut möglich, dass die Rothosen in der Arena am Düsseldofer Rheinufer Abwehrbeton anrühren. „Wir haben das letzte Spiel sehr hart analysiert“, berichtet Schiele, der offenbar auch überlegt, eine Fünfer-Abwehrkette aufzubieten. Im Trainingslager hatten die Kickers eine solche Variante einstudiert. Die Testpartien, in denen sie geprobt werden sollte gegen Schalke und Zwickau waren dann aber wegen Corona-Fällen abgesagt worden. Der Champions-League-erfahrene Neuzugang Douglas könnte in die Abwehrmitte rücken. Der Brasilianer mit niederländischem Pass, dessen letzter Pflichtspieleinsatz vor seiner Dopingsperre im Dezember bereits vier Jahre zurückliegt, hat offenbar körperlich deutlich aufgeholt.