Bekommen die Würzburger Kickers noch die Kurve? Nach dem 2:3 (1:1) gegen den SV Sandhausen deutet vieles darauf hin, dass diese Zweitliga-Saison für den Aufsteiger eine ziemlich triste Angelegenheit werden wird. Es ist nicht so, dass die Rothosen völlig chancenlos wären in ihren Spielen. Das waren sie auch an diesem Sonntag gegen Ex-Trainer Michael Schiele und sein Team nicht. Am Ende aber muss in einer Partie doch alles für die Kickers laufen, damit sich die Waagschale auf ihre Seite senkt. Da muss neben einer eigenen Top-Leistung auch der Gegner patzen. Da braucht man auch etwas Glück mit den Schiedsrichter-Entscheidungen.
Und das hatten die Kickers am Sonntag in dieser viel diskutierten Szene sicher nicht: Erstliga-Referee Sören Storks (Velen) entschied nach einer Grätsche von Kickers-Akteur Leroy Kwadwo, der zum ersten Mal seit dem Saison-Auftakt gegen Erzgebirge Aue in der Startelf gestanden hatte, gegen Dennis Diekmeier in der 53. Minute auf Foul. Kwadwo hatte klar den Ball gespielt. Ivan Paurevic traf im Anschluss an den folgenden Freistoß, von den Würzburger Gegenspielern alleingelassen, mit einem wuchtigen Kopfball zum 2:1 für Sandhausen. Und die Kickers fühlten sich erneut verschaukelt. Bereits zum fünften Mal seien sie in einer entscheidenden Szene benachteiligt worden, rechnete Sportvorstand Sebastian Schuppan vor und berief sich dabei auf den übertragenden Bezahlsender "Sky". "Wir reden hier von der Hälfte aller Spiele. Das ist nicht mehr hinzunehmen."
Auch für Trainer Bernhard Trares war der Freistoßpfiff die entscheidende Szene der Partie: "Sowas ist eine Frechheit, wirklich eine Frechheit", ärgerte er sich. Schuppan suchte mit Blick auf die Pfiffe einen plastischen Vergleich: "Es ist so, als ob man laufen lernen wollte und immer, wenn man aufsteht, wird man wieder umgeschubst. Am Ende wird man dann noch geschimpft, warum man nicht laufen kann." So sei es verständlich, dass manchem Spieler mal die Sicherungen durchbrennen. Die Rote Karte für Ewerton nach einem überflüssigen und überharten Einsteigen gegen Diekmeier an der Außenlinie sei da zu entschuldigen. Der Abwehr-Routinier wird den Kickers nun beim Spiel bei seinem Ex-Verein in Nürnberg am kommenden Sonntag fehlen.
Die Zweitliga-Gehversuche des Kickers-Teams wirkten freilich weiterhin auch ohne "Schubser" durch die Schiedsrichter unsicher. Auch wenn Trainer Trares bei seinem Team "die bessere und interessantere Spielanlage" sah, musste er zugeben: "Sandhausen war gefährlicher." Und die Kickers machten den Gästen bei den ersten beiden Gegentreffern durch mangelhaftes Abwehrverhalten bei Standardsituationen das Toreschießen auch nicht allzu schwer. Daniel Keita-Ruel hatte nach einem Eckball Sandhausen mit 1:0 in Führung gebracht (18.) und wurde mit seinem zweiten Treffer zum 3:1 (70.) zum Mann des Spiels.
Würzburgs Bester war da schon ausgewechselt worden: Die auffallende Leistung von Mitja Lotric, der nach einem klasse Ballgewinn von David Kopacz das 1:1 erzielte (42.), und die Moral, die den Kickers in Unterzahl noch das 2:3 durch Daniel Hägele (88.) brachte, mögen Mut machen im Abstiegskampf. Aber Moral alleine wird nicht reichen, um die Klasse zu halten. Sieben Punkte sind es nun nach zehn Spielen bereits zum rettenden Ufer.
Die Statistik des Spiels
Würzburger Kickers – SV Sandhausen 2:3 (1:1)
Würzburg: Giefer – Hansen, Hägele, Ewerton – Flecker (80. Kraulich), Sontheimer, Meisel, Kwadwo (65. Herrmann) – Lotric (65. Sané), Baumann, Kopacz (90. Munsy.
Wenn hinten die Tür offen steht muß wenigstens vorne was laufen. Befasst euch mit euren Schwächen und Unvermögen. Schiebt es nicht auf andere!