
Der Tabellenzweite erwartet den Ersten. Auch wenn erst acht Spieltage in dieser Saison in der Fußball-Regionalliga Bayern absolviert sind: die Würzburger Kickers und die SpVgg Unterhaching haben sich für viele Beobachter inzwischen als die heißesten Meisterschaftsanwärter herauskristallisiert. Sind die Rothosen bereit für das Aufeinandertreffen am Dallenberg an diesem Freitag (18.30 Uhr)? Die Kickers im Spitzenspiel-Check:
Der Kader
Fragt man Kickers-Abwehr-Routinier Daniel Hägele nach den Kräfteverhältnissen beim Regionalliga-Top-Duell antwortet er: "Auf dem Papier ist Haching der Favorit." Die Münchner Vorstädter hätten nun einmal das Team "mit der höchsten individuellen Qualität" in der Liga. Das liegt zum einen am gefährlichen Sturm-Duo mit Neuzugang Mathias Fetsch, der in dieser Saison bereits fünf Mal getroffen hat, und dem Top-Torjäger der vergangenen Regionalliga-Saison, Patrick Hobsch. Überhaupt verfügen die Hachinger über viel Erfahrung auch durch zwei Ex-Würzburger: Kapitän David Pisot in der Abwehr und Mittelfeldmann Simon Skarlatidis, der allerdings zuletzt beim Hachinger 2:1 gegen Aubstadt auf der Bank Platz nehmen musste. "Ich freue mich auf das Wiedersehen mit ihm", sagt Hägele und fügt an: "Lang ist es her."
Doch trotz aller namhaften Akteure in Hachinger Reihen, sieht Hägele die Kickers nicht unbedingt im Nachteil: "Wir werden uns nichts schenken", glaubt er. Die Kickers bewegen sich in den meisten Mannschaftsteilen absolut auf Augenhöhe mit den Oberbayern – zumindest wenn sie – wie derzeit – wenige Ausfälle haben.

Mit der Verpflichtung des Ex-Unterhachingers Felix Göttlicher haben die Kickers sofort auf die Muskelverletzung von Innenverteidiger Marius Wegmann reagiert. "Ich hatte am Anfang gehofft, dass es nur ein kurzer Ausfall ist. Danach sieht es aktuell nicht aus", sagt Trainer Marco Wildersinn. Umso wichtiger ist für ihn die kurzfristig möglich gewordene Leihe von Göttlicher, der bei Drittligist FC Erzgebirge Aue nicht zum Zug kam, zumal der ohnehin ins Anforderungsprofil gepasst habe: "Größe und Robustheit haben uns im Kader gefehlt." Ob der Neue bereits gegen seinen Ex-Klub, den er erst in diesem Sommer in Richtung Sachsen verlassen hatte, zum Einsatz kommt? In der Startelf wohl eher nicht. "Er hat lange kein Pflichtspiel gemacht. Man kann nicht davon ausgehen, dass er auf Knopfdruck funktioniert. Er braucht Zeit um anzukommen und zu alter Stärke zurückzufinden. Es wird nicht so sein, dass er im ersten Spiel der Fels in der Brandung ist."
Ob noch weitere Neuzugänge dazu kommen? Einen variabel einsetzbaren Mittelfeldspieler und einen Angreifer mit Mittelstürmer-Qualitäten würden den Kader noch perfekt ergänzen, findet Wildersinn, der freilich auch weiß, dass die Finanzen seinen Wünschen einen engen Rahmen setzen: "Solche Verpflichtungen wären natürlich ein Luxus. Ob wir uns den erlauben können, entscheiden andere im Verein. Sobald die den Daumen hoch machen haben wir eine kleine Liste mit Spielern, die für uns interessant sind."
Die Form
Acht Pflichtspiele ohne Niederlage haben das Selbstvertrauen bei den Kickers deutlich anwachsen lassen. "Wir können nicht nur kicken, sondern auch die dreckigen Siege einfahren. Diese Erkenntnis war wichtig", sagt Hägele mit Blick auf das 3:1 in Aschaffenburg am Dienstag. Unterhaching tat sich beim Sieg über Aubstadt mindestens ebenso schwer und brauchte am Ende zwei Freistoßtreffer von Sebastian Maier. Der sprach hernach im Interview mit dem Internet-TV des Verbandes von "einer gewissen Müdigkeit".
Bei den Kickers sieht Trainer Wildersinn indes noch Luft nach oben. "Es steckt noch deutlich mehr drin in der Mannschaft", ist er überzeugt. Der Prozess des Zusammenwachsens sei eben noch längst nicht abgeschlossen: "Es ist eine Entwicklung, die in kleinen Schritten voran geht."
Die Taktik
Trainer Wildersinn bereitet sich akribisch auf jeden Gegner vor, wirklich überraschen konnte ihn noch keiner seiner Rivalen. Ob das auch Hachings prominenten Chefcoach Sandro Wagner nicht gelingt? Über den Spitzenreiter sagt Wildersinn: "Die Hachinger spielen sehr risikolos. Sie versuchen das Spiel in die gegnerische Hälfte zu verlagern." Zur Not auch mit langen Bällen, hat Wildersinn beobachtet. Letztlich will er mit seinem Team auch in diesem Spiel den Stempel aufdrücken: "Wir konzentrieren uns auf unsere Stärken und wollen ein gutes Spiel machen."
Die Stimmung

Die Atmosphäre beim Training am Donnerstag war konzentriert und gut. Die Vorfreude auf das Top-Spiel ist zu spüren. "Der ganze Verein, die Mannschaft aber auch das Umfeld und die Fans haben sich dieses Spiel verdient", sagt Wildersinn, der sich aber betont gelassen gibt: "Es ist nicht der 38. Spieltag, an dem es um alles geht. Nur weil es Unterhaching ist oder der Trainerkollege berühmt ist, bin ich nicht angespannter als sonst." Die Stimmung bei den Heimspielen war in dieser Saison durchaus schon ein Erfolgsfaktor. "Es macht einen Riesenspaß", sagt auch Hägele. Und innerhalb der Mannschaft herrsche ohnehin ein gutes Klima: "Im Nachhinein kann man sagen, dass die Verantwortlichen mit Charakteren alles gut gemacht haben", sagt der Abwehrchef mit Blick auf die Teamchemie: "Es erinnert mich ein bisschen an die Aufstiegssaison. Wir sind keine Mannschaft sondern eine kleine Familie auf dem Platz."