
"Hauptsache gewonnen!" Sebastian Neumann sah die Leistung der Würzburger Kickers im unterfränkischen Regionalliga-Vergleich mit Viktoria Aschaffenberg am Ende ziemlich kritisch. Gut Fußball gespielt, das hätten die Kickers bei dieser Auswärtspartie am Dienstagabend letztlich nicht, fand der Würzburger Sportdirektor: "Aber es sagt auch etwas über die Mannschaft aus, dass sie so eine Partie mit 3:1 gewinnt." Dass Aschaffenburgs Trainer Jochen Seitz indes trotz der Niederlage von "einem starken Spiel" seines Teams sprach, unterstützte Neumanns Sichtweise. Wenn dem Gegner auch ein starker Auftritt nicht hilft, dann spricht das auch eine deutliche Sprache.
Mit dem Wort "humorlos" ist der Kickers-Auftritt in der zweiten Halbzeit im Stadion am Schönbusch vielleicht am besten beschrieben. Die Viktoria mühte sich darum, ihrem Publikum etwas zu bieten, die Kickers sorgten mit engagierter Fußball-Arbeit dafür, dass so richtig dicke Torchancen nicht mehr dabei heraussprangen. Dass die erstmals in dieser Saison in den gelben Ausweich-Trikots siegreichen Würzburger ihre Rolle als Spaßverderber erfolgreich zu Ende brachten, sorgte bei den gut und gerne 400 Kickers-Fans unter den 2114 Zuschauenden für hörbar gute Laune. Die Gedanken gehen schon voraus auf Partien, die in den nächsten Tagen: am Freitag gegen Tabellenführer Unterhaching, eine Woche später beim Rivalen in Schweinfurt und noch einmal vier Tage darauf im Toto-Pokal-Wettbewerb gegen Drittligist Bayreuth. Es ist ein tolles Programm, das da ansteht.

"Wir haben einen Top-Lauf und gehen mit breiter Brust in diese Spiele", kündigt Innenverteidiger Lukas Müller an. Er stand beim Sieg in Aschaffenburg besonders im Fokus. Zum einen, weil er den mit Oberschenkel-Problemen pausierenden Marius Wegmann ersetzte. Dann war es ausgerechnet Müller, der Benedict Laverty in der dritten Minute im Rücken passieren ließ, so dass Aschaffenburgs Torjäger zur frühen Gäste-Führung treffen konnte. Ein Lapsus, den der Würzburger schon kurz darauf selbst wieder gutmachte. Der Treffer zum 1:1 war ein Beweis für die Kopfballstärke des 1,96-Meter-Mannes. "Ich bin froh, dass es diesmal geklappt hat. Chancen hatte ich auch in den letzten Spielen, da hat mal der Torwart gehalten, dann habe ich drüber oder vorbei geköpft. Schön, dass es diesmal geklappt hat."
Müller, vor der Saison aus Großaspach zu den Kickers gekommen, ist eher der Typ kantiger Verteidiger, während Wegmann in der Regel den Spielaufbau aus der Abwehr heraus mitantreiben sollte. "Jeder bekommt ausreichend Einsatzzeit. Wichtig ist, dass wir als Mannschaft auftreten und überzeugen", sagte Müller in Aschaffenburg. Einen Tag später haben die Kickers mit der Verpflichtung von Felix Göttlicher noch einen weiteren Abwehrmann geholt. Ein Fingerzeig, dass sich Trainer Marco Wildersinn auf dieser Position einen verschärften Konkurrenzkampf wünscht. So lange Routinier Daniel Hägele fit ist, dürfte eine der beiden Innenverteidiger-Positionen auf jeden Fall fest vergeben sein.

Die defensive Stabilität soll den Kickers speziell in den Auswärtsspielen helfen. Denn, das wird zunehmend klar, auf fremden Plätzen lässt sich längst nicht so leicht aufspielen wie am heimischen Dallenberg. Was nicht nur daran liegt, dass das Geläuf in der Regel andernorts deutlich schwerer zu bespielen ist als der gepflegte Rasen in Würzburg.
Für die Aschaffenburger schien das Gastspiel des Ex-Zweitligisten tatsächlich, auch ob der ungewöhnlich großen Kulisse, ein besonderer Höhepunkt in der Saison zu sein. Dass das für viele Gegner gilt, damit muss die junge Kickers-Mannschaft auch erst einmal klarkommen. Sie tat das diesmal ganz gut. "Wir haben schon oft gezeigt, was wir fußballerisch drauf haben. Es gibt uns aber auch Mut, dass wir auch einmal eine Partie über Kampf gewinnen können und nicht nur über das schöne Spiel", sagte Müller, der nicht der einzige Kickers-Akteur war, der am Dienstag seine Torpremiere feierte. Auch Taha Aksu konnte, als er den Ball bei einem Gegenzug mit Schlusspfiff ins von Viktoria-Torhüter Max Grün verlassene Tor schob, erstmals einen eigenen Treffer feiern und gab hernach den Vorsänger am Gäste-Block. "Das Tor wird ihm guttun. Er zeigt immer vollen Einsatz", so Kickers-Coach Wildersinn.