
Die Würzburger Kickers springen auf Platz zwei der Fußball-Regionalliga. Nach dem hart erkämpften 3:1 (2:1)-Erfolg bei Viktoria Aschaffenburg steht fest: die Partie am Freitag gegen Tabellenführer SpVgg Unterhaching wird zum Top-Spiel zwischen den beiden derzeit bestplatzierten Mannschaften der Liga.
Das Aschaffenburger Stadion am Schönbusch war in der jüngeren Vergangenheit für die Würzburger Kickers immer die Anreise wert. Denn seit die Viktoria im Jahr 2012 in den Bayerischen Fußball-Verband (BFV) zurückgekehrt ist und nicht mehr als fränkischer Exot in Hessen mittut, haben die Würzburger ihre Pflichtspiele beim Rivalen vom Untermain samt und sonders gewonnen. Und es waren einige denkwürdige Erfolge dabei. Der erste Kickers-Dreier in der Regionalliga überhaupt, als die Rothosen um den damaligen Coach Dieter Wirsching mit 3:1 gewannen. Oder der Triumph im Toto-Pokal-Finale 2019, als Kickers-Trainer Michael Schiele ein 3:0 bejubeln konnte.
Und auch Marco Wildersinn durfte nun in Aschaffenburg jubeln. Letztlich war es ein hartes Stück Fußball-Arbeit, über das sich der Rothosen-Chefcoach an diesem Dienstagabend freuen konnte. Denn es waren gerade einmal drei Minuten gespielt, da schien sich dieses Auswärtsspiel schon zu einer ziemlich komplizierten Aufgabe für den Favoriten aus der Bezirkshauptstadt zu entwickeln. Mit ihrer allerersten Tor-Annäherung waren die Gastgeber nämlich in Führung gegangen.
Ein langer Ball bringt die rechte Abwehrseite der Würzburger Kickers in Bedrängnis
Ein langer Ball brachte die rechte Abwehrseite der Kickers in Bedrängnis. Die Hereingabe verwertete Viktoria-Goalgetter Benedict Laverty. Plötzlich war das passiert, was die Kickers gegen die konterstarken Aschaffenburger unbedingt hatten verhindern wollen: ein früher Rückstand. Eine Szene, in der die Kickers-Hintermannschaft ein bisschen übertölpelt wirkte. Wirklich beeindruckend war freilich, wie das Wildersinn-Team nun reagierte. Von Hektik oder Verunsicherung war da keine Spur. Die Würzburger machten sich sogleich ans Werk, den Lapsus schnell wiedergutzumachen.
Kontinuierlich erhöhten die Kickers den Druck aufs Tor der Gastgeber. Und schon nach zwölf Minuten war der Gleichstand wieder hergestellt. Das Standardtraining dieser Woche hatte sich ausgezahlt. Am Freitag, beim 2:1 gegen Vilzing, war den Kickers ein Treffer nach einer Ecke wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung aberkannt worden. Diesmal konnten die Würzburger mal wieder nach einem Standard jubeln. Dardan Karamani hatte eine Ecke in die Mitte getreten. Der 1,96 Meter große Innenverteidiger Lukas Müller hatte sich am kurzen Pfosten frei gelaufen und köpfte zum 1:1 in die Maschen. Eine einstudierte Variante wie der Torschütze verriet. Müller ersetzte wie erwartet Marius Wegmann, der mit einer Oberschenkel-Verletzung aussetzen musste.
Die Kickers blieben auf dem Gaspedal und gingen durch einen sehenswerten Treffer in Führung. Saliou Sané legte in der 26. Minute mustergültig auf, Ivan Franjic zog ganz trocken und platziert aus 17 Metern ab und traf zum 2:1 für die Kickers, die in dieser Phase tatsächlich wie ein Spitzenteam auftraten. Doch so beindruckend die Art und Weise war, in der die Gäste auf den frühen Rückstand reagiert hatten, so deutlich war auch, dass es der Viktoria in der Folge tatsächlich gelang immer mehr Sand ins Getriebe der Rothosen zu streuen. Bereits unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff hatte der umtriebige Ex-Schweinfurter Laverty bereits die große Chance zum 2:2, brachte den Ball aber nicht im Tor unter.

Eine Szene, die den Gastgebern offensichtlich Mut machte. Sie spürten, dass sie die Möglichkeit hatten, dem Favoriten ein Bein zu stelle. Nicht, dass es ein Chancenfeuerwerk war, das die Aschaffenburger abbrannten. Aber es wurde immer wieder kribbelig im und um den Kickers-Strafraum. Die Rothosen schafften es nur noch selten, die Viktoria-Abwehr in echte Schwierigkeiten zu bringen, zu ungenau agierte das Wildersinn-Team im Passspiel.
Und so wurde dieses Unterfranken-Duell für die Kickers mit der lautstarken Unterstützung ihres sehr zahlreich mitgereisten Anhangs noch zu einer echten Zitterpartie. Am Ende hielt aber das Kickers-Bollwerk dicht und kurz vor dem Schlusspfiff traf der eingewechselte Taha Aksu in das von Torhüter Max Grün längst verlassene Aschaffenburger Tor zum 3:1-Endstand. "Ein hart erkämpfter, aber sehr schöner Sieg", freute sich Kickers-Trainer Marco Wildersinn.