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Schwimmen
Ignorierte Leistungssportdirektor Vorwürfe gegen Stefan Lurz?
Der DSV bestätigt die Freistellung von Thomas Kurschilgen. Verschiedene Medien berichten, er habe Anschuldigungen gegen den Freiwasser-Bundestrainer nicht ernst genommen.
Thomas Kurschilgen ist nicht mehr Leistungssportdirektor beim Deutschen Schwimm-Verband.
Foto: Bernd Thissen, dpa | Thomas Kurschilgen ist nicht mehr Leistungssportdirektor beim Deutschen Schwimm-Verband.
Carolin Münzel
 und  dpa
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:26 Uhr

Knapp vier Monate vor dem geplanten Start der Olympischen Spiele hat der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) eine Schlüsselrolle neu besetzt. Der DSV bestätigte am Montag erstmals die Freistellung von Leistungssportdirektor Thomas Kurschilgen und gab gleichzeitig einen Übergangsnachfolger bekannt. "Die Funktion des seit dem 22. Februar 2021 freigestellten Leistungssportdirektors übernimmt mit sofortiger Wirkung Dirk Klingenberg als Interimsmanager", teilte der DSV mit.

Kurschilgens Freistellung war seit Wochen ein offenes Geheimnis gewesen. Mit Verweis auf ein schwebendes Verfahren hatte der Verband sie aber nicht bestätigt und äußert sich auch weiterhin nicht zu den Gründen. Es steht die Vermutung im Raum, dass die Freistellung Kurschilgens mit den Missbrauchsvorwürfen gegen den langjährigen Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz zusammenhängt, die am 19. Februar an die Öffentlichkeit gelangt waren. Die Staatsanwaltschaft Würzburg ermittelt wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen gegen den inzwischen zurückgetretenen Lurz, der alle Anschuldigungen zurückweist. Schon kurz nach Veröffentlichung der Geschichte, in der Schwimmerinnen den Bundestrainer anonym der sexualisierten Gewalt beschuldigt hatten, hatte das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am 24. Februar darüber berichtet, dass Kurschilgen vom Verband freigestellt worden sei, weil er entsprechenden Hinweisen von Athletinnen nicht ausreichend nachgegangen sei.

Kurschilgens Nachfolger Klingenberg ist früherer Wasserball-Nationalspieler. Der heute 51-Jährige nahm 1996 an den Olympischen Spielen in Atlanta teil und belegte mit dem deutschen Team den achten Platz. Seit mehr als 20 Jahren ist er als Berater bei Sportverbänden und in der Wirtschaft tätig. Mit seiner Beschäftigung schafft der DSV Klarheit auf einer zentralen Position, unmittelbar bevor ab dem kommenden Wochenende zahlreiche Schwimmer bis zum 18. April in mehreren Wettkämpfen um die letzten Olympia-Tickets kämpfen. Acht deutsche Schwimmer, darunter die Würzburgerin Leonie Beck, haben sich bereits für Tokio qualifiziert.

Kurschilgen hatte die Position als DSV-Leistungssportdirektor im September 2018 übernommen und war mit dem Ziel angetreten, den Verband zu professionalisieren. Er konnte sich über Erfolge deutscher Schwimmer bei den Weltmeisterschaften 2019 in Südkorea freuen – allen voran von Doppel-Weltmeister Florian Wellbrock. Die zum Teil dort gezeigten Leistungen machten Mut für Olympia in Tokio, nachdem die deutschen Beckenschwimmer zuletzt zweimal ohne olympische Medaille geblieben waren.

Zusätzlich zur Personalentscheidung Kurschilgen hat der Verband eine strategische und strukturelle Neuausrichtung angestoßen. „Der Deutsche Schwimm-Verband bleibt mit seinen rund 587 000 Mitgliedern als elftgrößter Sportverband im DOSB aktuell unter seinen Möglichkeiten“, sagte Präsident Marco Troll. Neben dem Ziel sportlicher Erfolg, „sollen die Themen Nachwuchs, Breitensport, Gesundheitssport, Kinder- und Seniorenschwimmen sowie Nachhaltigkeit und Digitalisierung stärker als bisher im Verband Berücksichtigung finden“, heißt in der Mitteilung.

 
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