
Für Leonie Beck sind die Europameisterschaften ein Heimspiel. Seit Oktober 2021 trainiert die mittlerweile 25-jährige Freiwasserschwimmerin mit der italienischen Nationalmannschaft in Lido di Ostia, eben jenem Vorort von Rom, der am Tyrrhenischen Meer gelegen ist und in dem ab Freitag, (19. August 2022) die Freiwasser-Wettkämpfe der diesjährigen Schwimm-EM ausgetragen werden. Über 5 und 10 Kilometer werden sie und ihre Vereinskameradin Lea Boy an den Start gehen, und vielleicht auch in der Staffel. Die Nominierten werden vom Bundestrainer immer erst kurz vor dem Wettbewerb bekannt gegeben, doch sollten die Würzburgerinnen gesetzt sein. Immerhin haben sie schon bei der WM im Juni Gold im Team geholt. Mit zusätzlich einer Silbermedaille für Beck über die 10 und für Boy über die 25 Kilometer blicken die beiden gut befreundeten Athletinnen auf eine bisher erfolgreiche, wenn auch lange und intensive, Saison zurück.

Auch der Zeitplan für die Freiwasserschwimmerinnen und -schwimmer ist bei dieser EM mit vier Tagen ohne Pause durchaus knackig. Ein Grund, warum sich Boy, amtierende Europameisterin über die 25 Kilometer, entschlossen hat, ihren Titel nicht zu verteidigen. "Ich möchte auf jeden Fall in der Staffel starten, wenn ich nominiert werde. Da wollte ich nicht am Tag vorher das 25-Kilometer-Rennen machen. Wäre es andersrum terminiert, hätte ich es mir vielleicht überlegt", sagt Boy am Dienstag. Wir erreichen die 22-Jährige und Beck per Videoanruf in einem Hotelzimmer, das sie sich "natürlich" teilen. Die beiden, die eine enge Freundschaft verbindet, seit Boy 2018 von ihrem Heimatverein ST Stadtwerke Elmshorn zum SV Würzburg 05 gewechselt ist, wirken gut gelaunt und gelöst. Allzu oft sehen sie sich seit Becks Weggang nach Italien nicht mehr und so genießen sie die gemeinsame Zeit, die sie nach dem Ende dieser EM noch zum Weltcup nach Kanada führt. Dem letzten Wettbewerb vor der Sommerpause.
Bis dahin wollen die beiden vor allem die Atmosphäre in Italien genießen. Anders als in Deutschland lockt die EM in Rom viele Zuschauende an. "Schwimmerinnen und Schwimmer werden hier gefeiert wie Superstars und die ganze Stadt ist voller EM-Plakate. Hier ist viel Emotion", schwärmt Beck von ihrem zweiten Zuhause. Ihr Umfeld, das sagt sie immer wieder, ist ihr zur zweiten Familie geworden und so startet die gebürtige Augsburgerin mit einem klaren Heimvorteil in diese Europameisterschaft.
Die gute Stimmung könnte jetzt nur noch das Wetter trüben. Starke Winde sorgen gerade für stürmische See. Ob der Wellengang so stark ist, dass Rennen verschoben werden müssen, lässt sich erst am Wettkampftag sagen. "Das ist eben das Risiko unseres Sports", sagt Beck.
Update: Aufgrund der Wettervorhersage wurden noch am Dienstagabend die Wettbewerbe für Donnerstag abgesagt. Die Freiwasserwettbewerbe bei der Schwimm-Europameisterschaft starten somit erst am Freitag, 19. August (siehe Infokasten).