
Was für ein Auftakt für die Schwimmerinnen des SV Würzburg 05 bei der Schwimm-Weltmeisterschaft in Budapest! Zum Start der Freiwasser-Wettkämpfe am Sonntag gewannen die Freundinnen Leonie Beck und Lea Boy zusammen mit Florian Wellbrock (SC Magdeburg) und Oliver Klemet (SG Frankfurt) in der 4 x 1500-Meter-Staffel die Goldmedaille. Wellbrock sicherte in einem packenden Schussspurt in 1.04.40,5 Stunden Platz eins vor den zeitgleichen Mixed-Teams aus Ungarn und Italien (1.04.43.0), bei denen ein Fotofinish entschied.
„Wir sind sehr, sehr zufrieden damit“, sagte Wellbrock. „Wir wussten, dass wir sehr gut aufgestellt sind. Aber nichtsdestotrotz: Mit einer Medaille, einer goldenen, konnte man im Vorfeld nicht rechnen. Dafür sind Ungarn, Frankreich und Italien zu stark.“ Der 24-Jährige ergänzte: „Wir haben einen super Job gemacht.“
Für den Olympiasieger von Tokio über zehn Kilometer, der bereits in den Beckenwettbewerben in Budapest Bronze über 1500 Meter Freistil und Silber über 800 Meter geholt hatte, waren zwischen dem Finale im Becken am Samstag und seinem Start im Freiwasser keine 18 Stunden gelegen. Umso beeindruckender war sein Schlussspurt. Aber auch Boy, Beck und Klement zeigten starke Leistungen.

Bei rund 30 Grad Außentemperatur und 26 Grad im Lupa-See am Rand der ungarischen Hauptstadt war Lea Boy als Erste der deutschen Staffel ins Wasser gegangen. Die 22-Jährige zog mutig mit den führenden vier Schwimmern - allesamt Männer - mit. "Ich hatte Glück, dass die Jungs relativ am Anfang schon direkt vor mir waren und ich einfach nur hinterherschwimmen musste", sagte Boy. Irgendwann habe sie gemerkt: "Oh, das geht hier in die falsche Richtung."
Disqualifikation verschafft Lea Boy die Führung
Kurios: Weil das Quartett aus Griechenland, Südkorea, Südafrika und Spanien sich an der letzten Boje verschwamm und abkürzte, wurden alle vier Nationen nach dem ersten Wechsel gestoppt und aus dem Rennen genommen. Wenig später erfolgte die Disqualifikation.
"Ich habe dann zum Glück den Weg allein gefunden und es so gut es ging ins Ziel gebracht, um den anderen einen kleinen Vorsprung zu ermöglichen", so die Würzburgerin. Boy übergab als Führende an Oliver Klemet. Der schwamm als Spitzenreiter beherzt allein vorneweg - und einen Vorsprung von 1.01 Minuten auf die Teams aus Japan und Frankreich heraus.
Leonie Beck verteidigt Führung gegen Männer lange mit enormem Einsatz
Olympia-Teilnehmerin Leonie Beck, Fünfte in Tokio über zehn Kilometer, verteidigte als dritte deutsche Starterin die Führung gegen die ihr folgenden Männer lange mit enormem Einsatz. Erst wenige hundert Meter, bevor sie ins Ziel kam, wurde die 25-Jährige von der Konkurrenz aus Ungarn, Italien und Frankreich überholt. "Ich habe wirklich alles gegeben, weil ich wusste, es wird knapp am Ende", sagte Beck. Wie recht sie hatte!
Wellbrock als Schlussschwimmer lieferte sich mit den Rivalen bis zum Ende ein strategisch hochspannendens Kopf-an-Kopf-Rennen. Auf den letzten Metern zog er die Konkurrenten mit all seiner Klasse schließlich noch ab und schlug als Erster an.
Bei den vergangenen Weltmeisterschaften in Südkorea hatte das deutsche Team mit Boy, Sarah Köhler (mittlerweile Wellbrock), Sören Meißner und Rob Muffels ebenfalls Gold gewonnen.
Weitere Medaillenchancen für Beck, Boy und Wellbrock
Für Beck geht es bereits am Montag (27. Juni, 11 Uhr) im Freiwasser weiter. Sie startet im Einzel über fünf Kilometer, am Mittwoch (29. Juni, 12 Uhr) gemeinsam mit Boy noch über zehn Kilometer. Die 22-Jährige hat sich zudem noch für das 25-Kilometer-Rennen am Donnerstag (30. Juni) qualifiziert. Über die lange Distanz war Boy im vergangenen Jahr Europameisterin geworden.
Auch Wellbrock hat noch zwei Medaillenchancen: am Montag über fünf Kilometer, am Mittwoch zählt er über zehn Kilometer als Titelverteidiger und Olympiasieger zu den Topfavoriten.
Bestes Ergebnis im Becken für den Deutschen Schwimm-Verband seit 2009
Bundestrainer Bernd Berkhahn lobte indes den Auftritt der zehn in Budapest angetretenen deutschen Beckenschwimmer, die vier Medaillen geholt, zahlreiche Finalplatzierungen erreicht und für das beste Ergebnis seit 2009 gesorgt hatten. Vor Wellbrock hatten in der Duna Arena Lukas Märtens über 400 Meter Freistil und Anna Elendt über 100 Meter Brust jeweils Silber gewonnen.
"Es war unfassbar. Vor allem auch der letzte Tag. Alle Sportler, die noch nicht abgereist waren, standen in den Finals. Ich weiß nicht, ob es das jemals im DSV schon gegeben hat", sagte Berkhahn gegenüber der dpa und betonte die Einheit von Sportlern, Trainern und Staff bei diesen Titelkämpfen. "Das Team und die Stimmung waren großartig."
Mit Material von dpa