Überdurchschnittlich viele Fußballmannschaften, die Kunstrasenplätze ihr Eigen nennen können, sind in dieser Saison in Unterfranken sportlich erfolgreich. Zwei Trainer sprechen darüber, woran das liegt. Magnus Rentzsch, seit 2020 Coach beim Kreisklassisten SV Veitshöchheim, verfügt seit dieser Saison über einen Kunstrasen fürs Training und für den Spielbetrieb. Im Verein von Philipp Christ, der seit 2016 beim TSV Eisingen die Verantwortung trägt, gibt es ein solches Spielfeld nicht. Beide Trainer antworten auf Fragen, ob solche Spielfelder sportlich nützen und was ihre Vor- und Nachteile sind.
Sind Mannschaften mit Kunstrasenplätzen wirklich sportlich erfolgreicher als andere?
Wer auf aktuelle Tabellen schaut, kann diese Frage für die Region bejahen. Mit der DJK Hain (Lkr. Aschaffenburg) wurde in der Bezirksliga West ein Team vorzeitig Meister, das ausschließlich auf Kunstrasen spielt, in der Kreisligen Würzburg 1 mit dem SV Kürnach eine Mannschaft, die ihre Heimspiele meistens auf künstlichem Untergrund ausgetragen hat.
In der Kreisliga Würzburg 2 (Würzburger FV II) sowie in der Kreisklasse Würzburg 3 (TuS Frammersbach II) liegen Mannschaften auf Platz eins, die ebenfalls über einen Kunstrasen verfügen und das Spielfeld in der kalten Jahreszeit bei Bedarf nutzen. In der Kreisklasse Würzburg 4 kämpfen mit dem FV Thüngersheim, dem TSV Erlabrunn und dem SV Veitshöchheim gleich drei Teams mit Kunstrasen um die Meisterschaft.
Dass im Fußball-Kreis Würzburg gleich sechs dieser Teams um Titel spielen, ist bemerkenswert angesichts der Tatsache, da es dort lediglich zwölf für den Spielbetrieb zugelassene Kunstrasenspielfelder gibt. Kunstrasen-Teams sind hier also sportlich erfolgreich.
In den Kreisen Schweinfurt und Rhön wären solche Rechnungen wenig aussagekräftig, da dort im Vergleich zum Würzburger Raum mit zusammengenommen sieben die Zahl der Kunstrasenplätze eher gering ist.
Bedeutet Spiel auf Kunstrasen an sich einen Wettbewerbsvorteil?
Seit 2023 verfügt der SV Veitshöchheim über einen Kunstrasenplatz und kämpft als derzeit Tabellendritter der Kreisklasse Würzburg 4 mit den Nachbarn aus Thüngersheim und Erlabrunn, die ebenfalls über derartige Spielfelder verfügen, um die Meisterschaft. "Es kann ein Vorteil sein, weil man natürlich im Winter besser mit Ball trainieren kann", gibt SV-Trainer Magnus Rentzsch zu bedenken. Auch hätten Gegner, die selbst nur Naturrasenplätze haben, bei Spielen oft Probleme: "Die brauchen oft ein paar Minuten, um sich drauf einzustellen."
Eine Beobachtung, die Philipp Christ teilt, der sich als Trainer des TSV Eisingen – Tabellenzweiter der Bezirksliga West – noch Hoffnung auf die Landesliga-Relegation machen darf. "Wenn du es nicht gewohnt bist, ist es definitiv ein Problem. Du brauchst zehn, 15 oder 20 Minuten, um dich dran zu gewöhnen, weil es ein anderes Spiel ist", so Christ, dessen Eisinger Team kein Kunstrasenspielfeld besitzt.
Allerdings gibt Christ zu bedenken: "Ich weiß nicht, ob es wirklich ein Vorteil ist, wie die DJK Hain nur auf Kunstrasen zu spielen, wenn du dann im Herbst oder Winter Auswärtsspiele auf ramponierten Rasenplätzen bestreitest." Deshalb könne das, was zu Hause ein Vorteil sei, auf fremden Plätzen zum Nachteil werden.
"Ob der Erfolg nur am Kunstrasen liegt, ist aber eine andere Frage. Die Vereine, die da aktuell vorne liegen, leisten alle gute Arbeit", erklärt Rentzsch. Dass ein Klub sich einen Kunstrasen zulege, könne auch ein Indiz dafür sein, dass er ambitioniert sei und seinen Fußballern und Fußballerinnen etwas bieten wolle. Ein Beispiel sei sein SV Veitshöchheim: "Wir sind ein wachsender Verein mit Männer-, Frauen- und Jugendmannschaften."
Was ist anders beim Spiel auf Kunstrasenplätzen?
Philipp Christ ist klar der Meinung, dass sich Fußballspiele auf Kunstrasenplätzen von anderen erheblich unterscheiden: "Die Plätze sind in der Regel kleiner und bestrafen technische Unsauberkeiten viel stärker. Da kommt es nicht nur auf die Technik an, sondern auch aufs Körperliche, weil eben viel weniger Platz da ist." Der gleichen Meinung ist Magnus Rentzsch: "Es ist schon ein anderes Spiel und auch ein anderes Gefühl."
Dass Kunstrasenplätze relativ klein sind, hat oft wirtschaftliche Gründe. Gunter Fleischhacker, seit rund 30 Jahren Geschäftsführer und Gesellschafter einer Sportplatzbau-Firma im Würzburger Stadtteil Lengfeld, hat in einem Gespräch mit dieser Redaktion die Kosten für ein reines Kunstrasenspielfeld – ohne Infrastruktur wie Wege und Beleuchtung – auf 500.000 bis 600.000 Euro beziffert. Da verursacht jeder weitere Quadratmeter zusätzliche Kosten.
Welches Fazit ziehen die beiden Trainer?
"Es ist auf jeden Fall schön, einen zu haben", sagt Magnus Rentzsch und verweist nicht nur auf die verbesserten Trainingsbedingungen in der kalten Jahreszeit. Zudem würden sich durch den Platz die Zahl der witterungsbedingten Spielabsagen in Herbst und Winter erheblich verringern.
Eine andere Meinung hat Philipp Christ: "Ich bin selber kein Freund von Kunstrasenplätzen, obwohl ich in Höchberg jahrelang auf einem gespielt habe." Grund sei die Art des Spiels, die der künstliche Untergrund hervorbringe: "Es ist es dann so, dass du den Fußball spielen musste, den der Platz verlangt, und du nicht so spielst, wie du es eigentlich willst."