Wenn an diesem Samstag, 3. September, um 19.30 Uhr in der Halle der HSG Rodgau/Nieder-Roden der Anpfiff ertönt, ist es für die Gäste von der DJK Waldbüttelbrunn das erste Spiel der Vereinsgeschichte in der dritten Handball-Liga. "Ich bin wahnsinnig gespannt", sagt DJK-Sportvorstand Winfried Körner, der seit mehr als zwei Jahrzehnten die Geschicke des Waldbüttelbrunner Handballs lenkt.
Welche Chancen der Aufsteiger hat, was die neue Klasse vom Bayernliga-Meister der Vorsaison fordert, was sich bei der DJK personell verändert hat und sonst noch neu ist für Waldbüttelbrunn, ist nun in den folgenden neun Punkten aufgeführt.
Die Liga
Die DJK ist in Drittliga-Staffel Südwest eingruppiert, gegen keinen der 13 Konkurrenten hat Waldbüttelbrunn je ein Pflichtspiel bestritten. Zwei Konkurrenten kommen aus Nordrhein-Westfalen (darunter das U-23-Team des VfL Gummersbach), vier aus Rheinland-Pfalz und fünf aus Hessen. Dazu ein saarländischer und mit dem TV Kirchzell ein bayerischer Vertreter. Letzterer absolviert seinen Spielbetrieb allerdings im Landesverband Hessen. "Wir sind mit der Einteilung trotzdem zufrieden", sagt Körner. Schließlich ist es von Waldbüttelbrunn nach Gummersbach auch nicht weiter als nach München.
Sportlich dürfte es in der Klasse freilich enorm schwierig werden für den Aufsteiger, arbeiten doch zahlreiche Drittligisten zumindest unter semiprofessionellen Bedingungen. Vergangene Saison mussten drei von sieben bayerischen Drittligisten absteigen. "Die Dritte Liga ist nicht nur eine Stufe höher als die Bayernliga, sondern eigentlich zwei Stufen. Wir müssen uns an Dynamik, Härte und Geschwindigkeit anpassen", sagt Trainer Dusan Suchy, der bereits den TSV Rödelsee drittklassig betreute.
Das Waldbüttelbrunner Team
Der Kern der Mannschaft, die sich seit Anfang Juli auf die Runde vorbereitet, hat sich nach der Bayernliga-Meisterschaft der Vorsaison nicht verändert, lediglich Kreisläufer Bastian Demel ist zum Bayernligisten TSV Rothenburg gewechselt. "Wir wollten den Leuten, die das erreicht haben, nicht andere vor die Nase setzen", macht Körner klar. Allerdings wurden mit Luca Wenzel (HC Erlangen II) und Ex-Nationalspieler Benjamin Herth (HSC Bad Neustadt) zwei erfahrene Rückraumspieler geholt. Zum einen, weil die Rechtshänder-Positionen im Rückraum ohnehin dünn besetzt waren und mit Jannik Renz noch ein Akteur nach einer Schulter-Operation bis zur Jahreswende ausfällt. Zum anderen, weil der Aufsteiger natürlich Qualität benötigte, um sportlich zu bestehen.
Mit Herth steht ein Akteur mit Bundesliga-Erfahrung im Kader, der aber voraussichtlich nicht alle Spiele absolvieren kann. Der 37-Jährige ist Landestrainer des Bayerischen Handball-Verbands und in dieser beruflichen Funktion oft an Wochenenden im Einsatz. Dazu kommen etliche Akteure, die schon in der zweiten Liga gespielt hat. Etwa Julian Bötsch, der mit seinem Kreisläufer-Kollegen Tobias Glöggler die Abwehrzentrale und damit das Prunkstück des Teams bildet.
Die Nachrücker
"Der Kader ist um sechs oder sieben Spieler gewachsen", so Körner. Darunter sind einige Akteure, die in der vergangenen Saison eigentlich erst ans Bayernliga-Niveau herangeführt werden sollten. "Denen hätten ein oder zwei Jahre Bayernliga noch gut getan hätten", sagt Suchy. Angesprochene Akteure werden wohl zu Beginn nicht in der ersten Reihe stehen. Ferner gehören mit Rückraumspieler Lennart Karl, Torhüter Janis Kestedi sowie Rechtsaußen Heorhii Blahodil, ein 17-jähriger Linkshänder aus der Ukraine, drei A-Jugendliche zum Aufgebot.
Der Trainer
Coach Dusan Suchy und die DJK Waldbüttelbrunn gehen in ihr siebtes gemeinsames Jahr. "Wir wissen, was wir aneinander haben, und können offen über Probleme reden", sagt Winfried Körner über den gebürtigen Slowaken, der Lehrer am Armin-Knab-Gymnasium in Kitzingen ist und am Spielfeldrand eher zu den ruhigen Vertretern seiner Zunft zählt. Und geredet werden wird sicher in einer Saison, in der es auch den ein oder anderen sportlichen Rückschlag geben könnte.
Das Drumherum
"Ich spreche fast nur noch mit Geschäftsstellen", sagt Körner über die Kommunikation mit künftigen Ligakonkurrenten, die ihren Spielbetrieb oft in einer GmbH organisiert haben. Der Waldbüttelbrunner Sportvorstand ergänzt: "Bei uns ist eine Ausgliederung der ersten Mannschaft derzeit nicht geplant." Das heißt: Der Drittliga-Spielbetrieb wird in der vorhandenen Vereinsstruktur organisiert. Dabei kommen neue Aufgaben auf die DJK zu. Etwa bei Heimspielen die Einrichtung eines Internet-Livestreams auf sportdeutschland.tv, der nicht nur technisch bewältigt werden will, sondern auch moderiert. Übrigens: Anders als bei den Wölfen Würzburg in der Zweiten Handball-Bundesliga sind die Livestreams in der Dritten Liga kostenpflichtig.
Das liebe Geld
Zur Höhe des Saisonetats macht die DJK keine Angaben. Allerdings dürfte die Saison mehr Geld kosten als in der Bayernliga. Nicht etwa wegen der Aufwendungen für die Auswärtsfahrten, da Entfernungen in der Summe auch nicht weiter sind als eine Klasse darunter. "Die Kosten für den Spielbetrieb an sich verdoppeln sich", so Körner. Da sei zum einen eine Bürgschaft nötig, dazu kommen erhöhte Schiedsrichterkosten und vermehrte Aufwendungen für das Kampfgericht. Auch der Unterhalt der Mannschaft sei durch die Vergrößerung des Kaders teurer geworden. Trotzdem könne das gestemmt werden: "Wir haben auch neue Sponsoren gewonnen, aktuelle Sponsoren haben ihr Engagement erhöht", erklärt er.
Die Erwartungen
"Wir werden ganz sicher in der zweiten Hälfte der Tabelle zu finden sein", sagt Suchy voraus. Und Winfried Körner nennt als Saisonziel "Platz zehn" unter den 14 Teams. Der reicht nämlich sicher zum Klassenerhalt. Und der wäre für den Aufsteiger schon ein riesiger Erfolg.
Der Spielplan
Die Waldbüttelbrunner dürften die Liga auf die harte Tour kennenlernen. Sieben der ersten zehn Spiele finden in fremden Hallen statt. "Auswärts ist es in dieser Klasse ganz schwer", sagt Suchy voraus. Das erste Heimspiel ist am Sonntag, 11. September, um 16 Uhr gegen den TV Gelnhausen angesetzt.
Der Auftaktgegner
Mit der HSG Rodgau/Nieder-Roden ist an diesem Samstag um 19.30 Uhr ein etablierter Drittligist Gastgeber, der zwar einen personellen Umbruch hinter sich, aber zwei in der hiesigen Region bekannte Handballer neu in seinen Reihen hat. So kam Rückraumspieler Lars Spieß (ehemals TSV Lohr, DJK Rimpar Wölfe, TV Großwallstadt) von der HSG Bieberau/Modau und Benedict Gräsl von der zweiten Mannschaft der DJK Rimpar. Zudem ist mit Jan Redmann ein früherer Rimparer Jugend-Koordinator Trainer der HSG.