Am vergangenen Sonntag sollte in der Halle des Würzburger Deutschhaus-Gymnasiums das Jugend-Basketball-Bundesliga-Spiel zwischen dem Team Südhessen aus der Nähe von Darmstadt und dem Nachwuchs der Würzburger Bundesliga-Basketballer, der Würzburg Baskets Akademie, stattfinden. Um 11 Uhr waren beide Teams aufgewärmt und bereit, die Schiedsrichter anwesend und es hatten sich sogar ein paar Zuschauer, größtenteils Eltern, eingefunden. Die Partie fand zum Leidwesen vieler Beteiligter allerdings nicht statt.
"Beide Trainer und alle Spieler wollten spielen. Da ist es schade, dass die Partie wegen eines Schiedsrichters nicht stattfindet", ärgert sich Steffen Liebler, Geschäftsführer der Würzburg Baskets und gleichzeitig Vorsitzender der Würzburg Baskets Akademie. Der Grund für die Absage: Einem der Unparteiischen war es in der Halle zu kalt. Dabei berief er sich auf sein subjektives Empfinden, was einige Eltern dazu veranlasste, sich per Mail beim Deutschen Basketball-Bund zu beschweren – und ein Thermometer zu besorgen. Sie schossen ein Foto, das dieser Redaktion vorliegt, und auf dem laut ihren Angaben zu sehen ist, dass um 11.53 Uhr – also fast eine Stunde nach dem geplanten Spielbeginn – in der Halle 17 Grad geherrscht haben sollen.
Für die Nachwuchs-Bundesligen NBBL (U19) und JBBL (U16) gibt es allerdings keine vorgeschriebene Hallentemperatur. Ob ein Spiel stattfindet oder nicht, liegt im Ermessen der Schiedsrichter. Anders als in den Profi-Ligen der Erwachsenen. "In der Basketball-Bundesliga müssen in der Halle zwischen 18 und 26 Grad Celsius herrschen, international schreibt die Fiba 16 bis 28 Grad vor", erklärt Winfried Gintschel, der häufig als Kommissar in der Bundesliga und bei internationalen Spielen am Kampfgericht sitzt und Schulleiter an der Heuchelhof-Schule in Würzburg ist.
Spielleiter verweist auf Verletzungsrisiko und Arbeitsschutz
So oder so sei zu der Zeit, als die engagierten Eltern das Foto von dem Thermometer machten, der Zug für die Spielansetzung schon abgefahren gewesen, erklärt JBBL-Spielleiter Robert Daumann auf Nachfrage dieser Redaktion. Der Heimverein müsse bis maximal 30 Minuten nach dem geplanten Spielbeginn eine spielfähige Halle zur Verfügung stellen. Weil dies nicht der Fall war, hätten sich beide Trainer schließlich darauf geeinigt, einen neuen Termin für das Spiel zu finden.
Der Höchberger Daumann, der auch oft als Schiedsrichter-Kommissar im deutschen Basketball unterwegs ist, stärkt den Referees den Rücken. Er war am Sonntag von ihnen kontaktiert worden und selbst zum Deutschhaus-Gymnasium gefahren. "Es war zu kalt in der Halle. Arbeitsschutzvorschriften und das Risiko einer Verletzung oder Erkrankung eines Spielers spielen dabei eine gewaltige Rolle", erklärt Daumann.
Aus Sicht des Würzburger JBBL-Trainers Rodrigo Reynoso ist es schade, dass bei all diesen Entscheidungen niemand an das Wohl der Kinder gedacht habe. Sie würden unter den Entscheidungen der Erwachsenen am meisten leiden. "Der Aufwand, den meine Spieler betreiben, ist riesig. Sie kommen aus Marktheidenfeld, Schweinfurt oder Kitzingen, um hier zu trainieren und können dann nicht das tun, worauf sie sich am meisten freuen: Spielen", beklagt der gebürtige Argentinier.
Schiedsrichter rechnen normal ab
Ärgerlich sei auch, dass der Verein auf den zusätzlichen Kosten sitzen bleibe. Die Schiedsrichter rechneten die Kosten für Spiel und Anfahrt regulär ab und auch die Hallenmiete mussten die Baskets zunächst entrichten. "Zum Glück war der Gegner Südhessen und nicht Hannover oder Trier", sagt Reynoso, denn auch die Fahrtkosten für Vereine seien nicht zu unterschätzen.
Aus seiner Sicht war es am Sonntag kalt, aber nicht zu kalt gewesen. Bei Auswärtsspielen in Hanau oder anderswo habe er es als noch viel kälter empfunden. Das erklärte auch der Vater eines Würzburger Spielers, der in Hanau mit Winterjacke in der Halle saß.
Landratsamt bestätigt Heizungsausfall
Bleibt noch die Frage, warum es am Sonntag so kalt war in der Halle des Deutschhaus-Gymnasiums. Entgegen der Annahme vieler Beteiligter ist nicht die Energiekrise schuld, sondern eine ausgefallene Heizung. Das bestätigte das Landratsamt auf Nachfrage. Normalerweise laufe die Heizung unter der Woche von sieben bis 22 Uhr, samstags von 8 bis 16 Uhr und sonntags von 9 bis 18 Uhr. Die Temperatur solle, so heißt es aus dem zuständigen Fachbereich, bei 20,5 Grad liegen. Daran habe sich auch durch die Energiekrise nicht gerändert.
Auf den Weihnachtsmärkten tummeln sich die Leute zu 10000tausenden, da ist es gar nicht kalt genung und bei 16 Grad in einer Halle nanana!