Es legte sich an diesem denkwürdigen Juli-Samstag schon langsam die Dämmerung über den Dallenberg. Die Jubelgesänge draußen vor dem Stadion, wo sich mehrere Hundert Anhänger der Würzburger Kickers nach dem 2:2 gegen den Halleschen FC versammelt hatten, um mit ihrem Team den Aufstieg in die Zweite Fußball-Bundesliga zu feiern, waren verklungen. Da glich die Szenerie drinnen im Stadion der bei einer Gartenparty. Die Spieler schlenderten mit ihren Partnern über den grünen Rasen, einige schoben einen Kinderwagen. Sie versammelten sich in der Mitte des Platzes. Dann ging die Videowand hinter dem Tor noch einmal an. Zu sehen gab es Bilder aus der Karriere von Sebastian Schuppan. Dazu Video-Grüße von alten Weggefährten wie von Fabian Klos, dem Torjäger von Erstliga-Aufsteiger Arminia Bielefeld. Am Ende standen groß neben einem Porträt des Spielführers "Mach's gut Schuppi!" Ein Abschiedsvideo zum Ende der Karriere.
"Wenn ich nicht schon eine halbe Stunde geheult hätte, müsste ich jetzt weinen", sagte Schuppan hinterher. Es war einer dieser Tage, die so randvoll mit Emotionen sind, dass man am Ende gar nicht mehr weiß, wohin noch damit. Was der 33-jährige Schuppan in diesem, seinem letzten Spiel als Profifußballer erlebte, das war eine Geschichte, wie man sie sich nicht besser hätte ausdenken könnte. Die Entscheidung aufzuhören hatte er schon getroffen, bekannt gemacht hatte er sie vor der Partie aber noch nicht. Schuppan wusste also, dass dies der letzte Torschuss seiner Karriere werden würde, als er sich in der dritten Minute der Nachspielzeit den Ball auf den Elfmeterpunkt legte. Aufstieg oder Relegation, das war die Frage. Es wurde ein Tor für die Kickers-Geschichte. Schuppan verwandelte ganz sicher, dann brach der Wahnsinn los. Die Kickers sind zurück in der Zweiten Bundesliga.
Und Schuppan, der war nun zum fünften Mal in seiner Karriere aufgestiegen. Einmal schaffte er den Sprung in die erste Liga (mit Cottbus). Zum vierten Mal feierte er nun einen Aufstieg in die Zweite Bundesliga (Paderborn, Dresden, Bielefeld, Würzburg). Dieser Aufstieg, dieser Moment, das aber war etwas ganz besonderes. Die ältere seiner beiden Töchter trug Schuppan auf der Schulter, seine Frau hatte er an seiner Seite, als er auf dem Weg zu den Fans über seine Gefühle sprach. Er war ausgebrannt, körperlich und mental, die letzten Wochen mit Spielen alle drei Tage sind auch an ihm nicht spurlos vorbei gegangen. Womöglich ein letzter Mosaikstein bei der Entscheidungsfindung zum Karrierende.
Schuppan, der Familienmensch, ist inzwischen in Würzburg heimisch geworden. Vieles deutet darauf hin, dass er nun bei den Kickers eine Funktion übernehmen wird. Der gebürtige Brandenburger studierte schon während seiner Karriere nebenher Wirtschaftswissenschaften. War bei seinen Klubs oft ein Wortführer. Kennt sich aus mit neuen Medien, nimmt selbst einen Podcast fürs Internet auf. Einen wie ihn könnte der Klub gut gebrauchen.
Die Herausforderungen, vor denen die Kickers nun stehen, sie sollten an diesem Wochenende aber vorerst noch in den Hintergrund treten. "Heute wird gefeiert", gab Kickers-Vorstandschef Daniel Sauer die Richtung vor. Und das Team legte gleich los. Auf dem Rasen, mit den Fans, im Kabinengang, bei der Pressekonferenz. Der ganze Dallenberg wurde zur Partyzone. Später am Abend zog das Team weiter in die Stadt, zu einer intimen Feier im engsten Kreis.
"Jetzt geht die Arbeit erst richtig los", stellte Sauer mit Blick auf die kommenden Wochen gleichwohl fest. Das Stadion, um die entscheidende Frage zu beantworten, wird auch in der kommenden Spielzeit für Zweitliga-Spiele ausreichen. Die Deutsche Fußball-Liga wird den Kickers, so Sauer, wenn einige Kleinigkeiten erledigt sind, eine Ausnahmegenehmigung für Spiele am Dallenberg erteilen. Dann aber geht es um Tempo. "Es ist ganz entscheidend, dass wir mit dem Stadionprojekt voran kommen." Sprich: die DFL will konkrete Pläne sehen, wann, wo und wie die Rothosen einen Neubau planen.
Auch in Sachen Trainer gibt es noch keinen Vollzug zu melden. Wer sah, wie Michael Schiele auf der großen Treppe hinter der Gegengerade von den Rothosen-Anhängern gefeiert wurde, wer mitbekam, wie innig Investor, Geldgeber und Kickers-Aufsichtsratschef Thorsten Fischer Schiele nach dem Spiel drückte, der konnte sich daraus schon seinen Reim bilden. Dass Schiele, nach Informationen dieser Redaktion, auch in die Personalplanungen für die kommende Saison nicht nur involviert war, sondern auch mitbestimmte, das passt da nur ins Bild. Alles andere als eine Vertragsverlängerung mit dem Aufstiegscoach wäre nun schon eine faustdicke Überraschung. An diesem Montagabend findet ein interne Aufstiegsfeier für Mannschaft und besondere Sponsoren statt. Das könnte doch ein willkommener Anlass sein, etwas zu verkünden.
Oder kommt es etwa noch ganz anders? Durch den Aufstieg hat sich Schieles Vertrag in Würzburg nach Informationen des „Kicker“ zwar verlängert. Der Rothosen-Coach hat aber offensichtlich auch das Interesse eines Erstligisten erweckt. Schiele soll bei der TSG Hoffenheim neben dem Trainer von Werder Bremen, Florian Kohfeldt, und drei weiteren Kandidaten als Nachfolger des kurz vor Saisonende gefeuerten Alfred Schreuder stehen. Der „Kicker“ berichtet, dass die Hoffenheimer Schieles Weg bereits seit dem DFB-Pokalspiel im vergangenen August, das die Würzburger nach einem 3:3 nach Verlängerung erst im Elfmeterschießen verloren, genau verfolgen. Mit seiner offensiven, aggressiven Spielweise würde der Kickers-Coach gut zur TSG-Vereinsphilosophie passen.
Am Freitagabend, als die Gefühle Karussell fuhren, zählte zunächst einmal aber nur der Augenblick. Auf dem Spielfeld standen Schiele und sein Kapitän Sebastian Schuppan lange Arm in Arm. Beide waren im Sommer 2017 zeitgleich zum damaligen Zweitliga-Absteiger Würzburger Kickers gekommen. Schiele als Co-Trainer, Schuppan als erfahrener Mann für die linke Abwehrseite. Wiederaufstieg lautete damals der Auftrag. Seither ist verdammt viel passiert. Das Ziel haben die Kickers am Samstag erreicht. "Die Mission ist erfüllt", sagte Schuppan kurz nach dem Spiel am Samstag, bevor er in Tränen ausbrach.
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Mich würde übrigens brennend interessieren, ob die Abstandsfreaks auch die früheren Bilder auf der Mainbrücke oder den Mainwiesen entsprechend kommentiert haben. Schätze mal nein. Also sind es wohl Kickers Interessierte und dann kann sich jeder seinen Teil denken.
Übrigens zum Thema: denke, dass Schiele bleibt, zu verbesserten Kontitionen, versteht sich.
Kostante?
na prima
aber hauptsache fussball
Wieso wusste das die Mainpost nicht schon lange. Seit Wochen kreisen die Berichte und Kommentare zum Thema Vertragsangebot für den Trainer und wie blöd denn der Verein ist, den Vertrag nicht zu verlängern....und dabei ist längst eine entsprechende Klausel drin.
Wer weiß, was jetzt schon wieder läuft...deshalb pssst.. 🤫