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Fußball: Dritte Liga
Kommentar: Der Kickers-Aufstieg ist Schieles Werk
Dass die Würzburger mit der zweitjüngsten aller 20 Teams die Rückkehr in die Zweite Bundesliga geschafft haben, ist ein Paukenschlag. Warum jetzt die Stadt Würzburg gefrat ist:
Der Aufstieg ist geschafft: Die Spieler der Würzburger Kickers lassen Trainer Michael Schiele hochleben.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Der Aufstieg ist geschafft: Die Spieler der Würzburger Kickers lassen Trainer Michael Schiele hochleben.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:15 Uhr

Die Würzburger Kickers sind zurück in der Zweiten Fußball-Bundesliga - drei Jahre nachdem das letzte Gastspiel der Rothosen mit einer sieglosen Rückrunde und dem bitteren Abstieg nach nur einem Jahr zu Ende gegangen ist. Es ist ein Erfolg, der für sich steht, in einer Region, die im deutschen Profifußball lange abgehängt schien. Allzu viel kann man am Dallenberg in den letzten Monaten und Jahren nicht falsch gemacht haben, sonst schafft man es nicht, sich einen der begehrten 36 Plätze in erster und zweiter Liga zu sichern.

Es waren keine normalen Umstände. Es war keine normale Saison. Das hoch emotionale Saisonfinale, der Aufstiegskrimi, den der Kickers-Kapitän Sebastian Schuppan mit dem letzten Torschuss seiner Karriere per Elfmeter in der Nachspielzeit entschied, fand vor leeren Rängen statt. Aber - und auch das ist eine Lehre aus diesem Triumph - die Würzburger waren eines der Drittliga-Teams, die mit den neuen Umständen, mit den Geistspielen, nicht haderten, sondern den Neustart als Chance begriffen. Gerade in der Corona-Zeit seien Verein und Team noch enger zusammengewachsen, betonte Aufsichtsratschef Daniel Sauer. Die Ergebnisse bestätigen ihn. Was wurde diskutiert, über Sinn und Unsinn der Saisonfortsetzung im Profifußball. Am Ende hat der Kickers-Aufstieg gezeigt, dass der Kick mit dem runden Leder die Menschen auch in diesen Zeiten, auch bei Geisterspielen, begeistern kann.

Der Aufstieg der Kickers ist weder ein Zufall, noch ist er erkauft. Ganz im Gegenteil. Obwohl mit dem Online-Drucker Flyeralarm ein Investor bei den Rothosen im Boot sitzt. Der Etat für die Mannschaft ist in den vergangenen beiden Jahren eher gesunken als gestiegen. Was die Spielergehälter angeht, liegen die Würzburger im Ligavergleich irgendwo im Mittelfeld. Erst im vergangenen Sommer mussten sie wieder einige ihrer besten Akteure an andere Klubs abgeben. Dass sich der Erfolg trotzdem einstellte, ist unzweifelhaft das Werk von Trainer Michael Schiele.

Der 42-Jährige Fußballlehrer schaffte es, aus Akteuren, die bis dato im Profifußball noch nicht sonderlich aufgefallen waren, ein Team zu formen, das hinter der nicht aufstiegsberechtigten zweiten Mannschaft des FC Bayern München auf Rang zwei landete. Auch in einer anderen Statistik liegen die Würzburger auf dem zweiten Platz hinter den Münchnern: Es sind die beiden jüngsten Teams der Liga, die auf den vordersten Plätzen ins Ziel gekommen sind. Schiele ist nach über zweieinhalb Jahren als Kickers-Trainer längst das Gesicht des Klubs geworden. Er verkörpert den Verein nach außen. Sein ausgelassener Jubel mit den Spielern, seine ehrliche Begeisterung bleiben hängen von diesem Aufstieg. Der Trainer sorgt dafür, dass der Klub Sympathie gewinnt, womöglich auch von Leuten deren Fußballherz für einen ganz anderen schlägt. 

Umso unverständlicher ist die Debatte um seine Zukunft. Die Kickers sollten sich in dieser Personalie nicht noch weiter verzetteln. Alles andere als ein klares Bekenntnis zu Schiele und eine baldige Vertragsverlängerung würde kaum jemand verstehen. Es mag sein, dass Trainer-Altmeister Felix Magath mit seiner Erfahrung und seinem Wissen als Flyeralarm-Fußball-Chef die Kickers zusätzlich belebt. Jetzt braucht es mit Blick auf die riesige Herausforderung in der Zweiten Liga aber Klarheit.

Dass Schiele in den letzten Wochen der Versuchung widerstand, sich trotz aller Erfolge öffentlich zu seiner Zukunft zu äußern, zeigt seine Professionalität. Dass er nun im sicheren Gefühl des Aufstiegs auch auf seine eigenen Verdienste verweist, wenn er erwähnt, welch Entwicklung das Team genommen hat, ist sein gutes Recht.

Die Kickers bleiben für die Region Unterfranken ein Werbeträger. Der Name Würzburg wird wieder allwöchentlich bundesweit im Gespräch sein, wenn es in der zweiten Liga gegen den Hamburger SV oder Fortuna Düsseldorf geht. Auch die Stadt muss sich nun entscheiden, was ihr das wert ist. Einen Stadionbau, die alte Arena ist selbst für Drittliga-Fußball kaum noch zeitgemäß,  müssen die Kickers selbst finanzieren. Wenn es aber darum geht, die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, brauchen sie aber schnelle Hilfe.

 
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  • H. B.
    Frank, das ist Dein bester Kommentar in all den Jahren und man kann wirklich nichts dazu sagen außer: Genau!
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