Was für ein Krimi, welch in Nervenspiel! Die Würzburger Kickers haben den Aufstieg in die Zweite Bundesliga geschafft. In der Nachspielzeit schoss Kapitän Sebastian Schuppan per Strafstoß das 2:2 gegen den Halleschen FC und die Rothosen zum Aufstieg.
Alles war bereitet für den großen Tag. Der Fanklub "Festung Dalle" hatte auf dem Parkplatz direkt hinter der Gegengeraden 1907 rot-weiße Luftballons in die Luft steigen lassen, als die Teams auf dem Rasen bereit standen. Ein Punkt gegen Halle. Das musste doch drin sein. Für den Klub aus Sachsen-Anhalt war die Saison bereits vor der Begegnung in Würzburg gelaufen, der Klassenerhalt mit dem 1:1 gegen Kaiserslautern am Mittwoch eingetütet. So durfte Ersatztorhüter Tom Müller zum zweiten Mal in dieser Saison in den Kasten der Hallenser, bei denen von den vier Ex-Kickers-Akteuren nur Anthony Syhre vom Start weg ran durfte.
Wenn es eines Beweises bedurft hatte, dass Fußball nicht nur mit den Füßen sondern auch mit dem Kopf gespielt wird, am Samstag wurde er am Dallenberg erbracht. Gelähmt und mit wackligen Knien standen die Rothosen vor der offenen Tür zur Zweiten Bundesliga, durch die sie eigentlich nur noch hindurch gehen sollten. Wie aber, wenn die Angst davor, das Erreichte zu verlieren, so viel größer zu sein scheint als die Zuversicht das große Ziel zu erreichen.
"Dann schaun wir nicht, dann mach mer", hatte Kickers-Trainer Michael Schiele in der Pressekonferenz am Donnerstag scheinbar selbstbewusst verkündet. Auf dem Platz war dann von dieser Einstellung nicht mehr viel zu sehen. Schiele hatte sein Team im Vergleich zum 1:5 in Köln auf gleich fünf Positionen verändert. Niklas Hoffmann, Hendrik Hansen, Luke Hemmerich, Simon Rhein und Saliou Sané rückten ins Team. Die wichtigste Änderung aber: die Kickers agierten mit einer Fünfer-Abwehrkette, eine zuletzt kaum gesehene Formation bei den Rothosen.
Sicherheit gewann das Kickers-Team damit nicht. Und gleich nach zehn Sekunden begann das große Zittern. Die Gäste hatten nach dem Anstoß den Ball nämlich gleich mal lang in die Spitze gespielt und schon tat sich ein riesiges Loch in der Abwehrformation auf. Matthias Fetsch lief mutterseelenallein aufs Kickers-Tor zu. FWK-Keeper Vincent Müller bewahrte sein Team mit einer famosen Parade vor dem ganz frühen Rückstand.
Die Kickers, die im Auftiegsrennen doch alle Trümpfe in der Hand hielten, fanden aber überhaupt nicht in ihren Rhythmus, wurden in der ersten halben Stunde nur einmal bei einem Kopfball von Daniel Hägele gefährlich. Und als dann Halle in der 37. Minute in Führung ging, war das nicht einmal unverdient. Hägele hatte den Bal völlig leichtfertig an der Eckfahne an Jan Shcherbakovski verloren, in der Mitte hinderte Robert Herrmann Pascal Sohm nicht am Kopfball - 0:1.
Pfeiffer besorgt den Ausgleich, legt dann Halles zweites Tor auf
Die Kickers waren gefordert und wachten nun auch auf. Als Torjäger Luca Pfeiffer in der 41. Minute dann nach einer Ecke von Luke Hemmeich und der Kopfballvorlage von Sané den Ausgleich erzielte, war aus Würzburger nicht wieder alles in Ordnung. Um 14.44 Uhr standen die Kickers wieder mit einem Bein in Liga zwei.
Doch an diesem Nachmittag sollte es irgendwie nicht sein. Das 1:2, es war ein Slapstick-Tor. Luca Pfeiffer wollte tief in der gegnerischen Halbzeit einen Rückpass spielen, beförderte den Ball aber direkt in den Lauf von Gegenspieler Julian Guttau. Der lief alleine aufs Kickers-Tor zu, blieb eiskalt und traf mitten hinein ins Kickers-Herz. Um 15.15 Uhr schienen alle Kickers-Träume zerbrochen zu sein, denn in der Zwischenzeit war der FC Ingolstadt bei 1860 München in Führung gegangen.
Die Kickers rannten fortan an, mehr verzweifelt als planvoll wirkten allerdings die Versuche der Rothosen. Die Begegnung in München war schon aus, als es in der Nachspielzeit noch einmal einen Freistoß für die Kickers gab. Robert Herrmann trat ihn in den Strafraum, Halles Julian Guttau sprang zum Kopfball hoch, bekam den Ball aber an den Oberarm.
Bundesliga-Schiedsrichter Martin Peersen (Stuttgart) zögerte keine Sekunde und zeigte auf den Punkt. Ob es nun ein umstrittene Entscheidung war oder nicht. Sei's drum. Am Ende hing der Erfolg an diesem einen Schuss. In der dritten Minute der Nachspielzeit muss man erst einmal die Nerven haben, um zu einem solchen Strafstoß anzutreten. Der Erfahrenste schnappte sich den Ball: Sebastian Schuppan, der in seiner Karriere bereits dreimal aus der Dritten in die Zweite Liga aufgestiegen ist.
Trainer Michael Schiele saß mit gesenkten Kopf auf seinem Trainerstühlchen, wollte nicht hinschauen. Schuppan ließ alles um ich herum scheinbar an sich abprallen und schoss den Ball hinein ins Glück. 2:2 in der 93. Minute. Es war eine Gefühlsexplosion der besonderen Art. Alle Kickers-Akteure begruben Schuppan unter sich. Die große Sause am Dalle konnte starten.
Glückwunsch an Michael Schiele mit seinem tollen Team. Jetzt aber ganz schnell den Vertrag mit diesem erfolgreichen, sympathischen und ehrlichen Trainer machen.
Und endlich das Thema neues Stadion im Eiltempo umsetzen.
der zum Efmeter führte, den Schuppan nervenstark verwandelte! Halle verschenkte nichts, sie kämpften wie um ihr Leben, eine faire sportliche Einstellung, die den Kickers dank 2er unverzeihlicher Schusslichkeiten fast das Genick brachen und damit die ganze Arbeit eines ganzen Jahres!