Es ist die Rückkehr der Würzburger Kickers auf die große Bühne. Nach zwei Jahren Pause ist der Fußall-Regionalligist wieder für den DFB-Pokal-Wettbewerb qualifiziert. 2021 gab es, damals noch als Drittligist und unter Corona-Beschränkungen, ein 0:1 gegen den SC Freiburg. 2820 Zuschauerinnen und Zuschauer waren dabei - mehr durften nicht rein. Heute erscheint das alles unendlich weit weg. Viel ist passiert seither auf der fußballrunden Erde und auch bei den Kickers, die sich an diesem Freitagabend (18 Uhr) wieder mit einem Erstligisten messen dürfen. Mit der TSG Hoffenheim verbinden die Würzburger Erinnerungen an das spektakuläre Erstrunden-Spiel 2019, in dem die Rothosen erst im Elfmeterschießen unterlegen waren. Fragen und Antworten vor dem erneuten Aufeinandertreffen.
Wie stehen die Chancen auf eine Revanche für 2019?
Die Kickers sind in jedem Fall der noch größerer Außenseiter als damals - auch wenn die Hoffenheimer nach dem Austausch ihrer Vereinsführung und einer bislang unbefriedigenden Transferperiode, ihre eigenen Probleme haben. Mit Daniel Hägele wird der letzte von 2019 verbliebene Spieler im Kickers-Kader am Freitag nicht mitwirken können. Er soll in den kommenden Wochen nach seiner langen Hüftverletzung nach und nach im Training ans Team herangeführt werden. "Bescheiden" will sich Trainer Markus Zschiesche vor dem ersten Saison-Höhepunkt geben. "Die Qualität unserer Spieler ist genauso gut wie letzte Woche beim 5:0 gegen Ansbach. Der Gegner ist halt ein anderer. Da wird man sich wahrscheinlich keine leichten Fehler erlauben dürfen, darf nicht nervös sein", sagt er. Über eine mögliche Überraschung spricht Zschiesche erst einmal nicht, sondern sagt nur: "Wir wollen das Spiel so lange wie möglich offen gestalten." Eine realistische Zielsetzung.
Wie ist die personelle Lage bei den Kickers?
Durch die kurzfristige Verpflichtung von Ebrahim Farahnak etwas entspannter. Der groß gewachsene Innenverteidiger wurde von Nord-Ost-Regionalligist VSG Altglienicke losgeeist und am Dienstagabend vorgestellt. Der 26-Jährige wird, so deutete es sich zumindest im Training an, bereits am Freitag in der Startelf stehen. Auch weil neben Hägele, Noah Awassi (Syndesmoseverletzung) und Peter Kurzweg (Kreuzbandriss) mit Elija Härtl noch ein weiterer Abwehrspieler gegen Hoffenheim nicht einsatzbereit ist. Der Ex-Vilzinger hatte für seinen ehemaligen Klub in der Toto-Pokal-Partie gegen den TSV Aubstadt (1:2) in der vergangenen Saison Rot gesehen. Die daraus resultierende Sperre zählt auch für Pokalspiele auf DFB-Ebene.
Rühren die Kickers Abwehrbeton an?
An der taktischen Grundausrichtung will Zschiesche auch gegen den Erstligisten nichts ändern, allerdings soll aus der Vierer-Abwehrkette, je nach Situation, eine Fünferkette werden können. Das wurde auch im Training so einstudiert.
Wer steht im Kickers-Tor?
Das lässt Zschiesche offen. Dabei hat er sich erst einmal auf Johann Hipper als neue Nummer eins in der Torwart-Rangfolge festgelegt, wie er berichtet: "Die Entscheidung haben wir so auch der Mannschaft mitgeteilt. Hippo hat in den nächsten Wochen die Nase vorn." Allerdings gibt es die Überlegung, in den Pokal-Wettbewerben dem Stammkeeper der Vorsaison, Vincent Friedsam, Einsatzmöglichkeiten zu verschaffen.
Um wieviel Geld geht es für die Kickers?
Schon alleine die durch die Regionalliga-Meisterschaft erreichte Qualifikation für den DFB-Pokal-Wettbewerb beschert dem Klub eine wichtige Einnahme. 209.453 Euro bekommt jeder der 64 Teilnehmer als Antrittsprämie. Die Zuschauereinnahmen, von denen auch die Kosten für die Organisation bezahlt werden müssen, werden zwischen den Klubs geteilt. Eine Pokal-Sensation und das Weiterkommen in Runde zwei würde den Würzburgern einen warmen Geldregen verschaffen. 418.906 Euro gäbe es dann noch einmal obendrauf.
Wie ist die Kickers-Bilanz im DFB-Pokal-Wettbewerb?
Dreimal schafften die Kickers bei insgesamt zehn Teilnahmen den Einzug in die zweite Hauptrunde des DFB-Pokal-Wettbewerbs. In der Saison 1980/81 durch ein 2:1 nach Verlängerung beim TSV Hirschaid. In Runde zwei folgte damals ein 0:2 gegen Fortuna Düsseldorf. Genau diese Düsseldorfer kegelten die Rothosen 2014/15 mit einem 3:2 nach Verlängerung aus dem Pokal-Rennen. In der zweiten Runde war für den damaligen Regionalligisten gegen Eintracht Braunschweig Endstation (0:1). Auch gegen die Niedersachsen nahmen die Kickers später Pokal-Revanche. 2016/17 besiegten sie Braunschweig in einem reinen Zweitliga-Duell mit 1:0 nach Verlängerung. In Runde zwei gab es dann eine Niederlage gegen 1860 München im Elfmeterschießen. Kurzum fällt auf: Bislang ist es den Kickers in ihrer Historie noch nie gelungen, ein DFB-Pokal-Spiel nach 90 Minuten für sich zu entscheiden. Alle drei Siege gab es nach Verlängerung.
Was stimmt die Kickers zuversichtlich?
Die Form der Würzburger ist zweifelsohne ansteigend. Beim 5:0 gegen die SpVgg Ansbach lief der Ball in der zweiten Halbzeit schon sehr flott und ansehnlich durch die Reihen. So könnte es nach nunmehr vier Regionalliga-Partien ein kleiner Vorteil sein, dass die Hoffenheimer noch kein Pflichtspiel in dieser Saison absolviert haben. Und auch auf die Kulisse freut sich Zschiesche. Noch sind Stehplatzkarten für den Heimbereich verfügbar, alle Sitzplätze und der Gästeblock sind bereits ausverkauft. "Es werden viele Menschen im Stadion sein, die wollen, dass uns eine Überraschung gelingt", so der Kickers-Coach.