
Auf eine misslungene Generalprobe folge meist eine gelungene Premiere, heißt es am Theater. Und auch wenn das Parkett in der tectake-Arena für die FIT/One Baskets Würzburg nicht zu vergleichen ist mit den Brettern, die ja bekanntlich die Welt bedeuten, war die 69:75 (42:42)-Niederlage der Domstädter gegen die MHP Riesen Ludwigsburg sehr aufschlussreich. 13 Tage vor dem Start die Bundesliga-Saison in Ulm war es das letzte von insgesamt sieben Testspielen.
Und eines war von Beginn an zu sehen: Wie schon in den beiden vergangenen Saisons trugen die Außenspieler bei der Punkteverteilung die größte Last. 35 der 42 Punkte in der ersten Halbzeit gingen auf das Konto von Mike Davis Jr. (14), Jhivvan Jackson (9), Mike Lewis II. (8) und Tyrese Williams (4). Das lag zwar auch daran, dass mit Maximilian Ugrai und Zac Seljaas zwei potenzielle Punktelieferanten unter dem Korb verletzungsbedingt fehlten, doch der Filipovski-Stil war wieder deutlich erkennbar.
Davis Jr. und Steinbach überzeugen
Eine weitere Erkenntnis dieser mittlerweile sechs Wochen andauernden Vorbereitung bestätigte sich ebenfalls am Sonntag gegen giftig verteidigende Ludwigsburger. Die Würzburg Baskets sind dieses Jahr keine One-Man-Show, auch wenn gerade Davis Jr. phasenweise das Spiel übernahm. Bei genauerem Hinsehen erkannte man auch, dass der Würzburger Trainer teilweise die Angriffs-Formationen aus dem Vorjahr übernahm. "Wir haben mit unseren neuen Aufbauspielern erst zwei Spielsysteme trainiert, aber das wird in den nächsten zwei Wochen besser werden", merkte er nach dem Spiel an.
Erfreulich war auch erneut der Auftritt von Nachwuchs-Talent Hannes Steinbach. Der 18-Jährige stand knapp 25 Minuten auf dem Feld und holte vor allem viele Rebounds (zehn). In der Schlussphase vertraute Sasa Filipovski dann aber doch erfahrenerem Personal.
Missverständnisse und Ballverluste
Dass die Partie, die groß vom Premium-Sponsor Edeka als Saisoneröffnung beworben worden und ausverkauft war, noch Teil der Vorbereitung war, zeigte sich bei einigen Missverständnissen in der Defensive, beispielsweise als Yorman Polas Bartolo auf einmal an der Dreierlinie ganz alleine gelassen wurde und einnetzte. Auf Würzburger Seite sank die Dreierquote in der zweiten Halbzeit nach sechs von 13 Treffern (46 Prozent) vor der Pause auf acht bei 29 Versuchen (28 Prozent). Auch die 17 Ballverluste sind Zeugnis der intensiven Ludwigsburger Verteidigung, aber auch das Ergebnis des noch nicht ganz eingespielten Personals auf Baskets-Seite.
Deshalb setzten sich die Gäste aus Baden-Württemberg im dritten Viertel Stück für Stück ab, nachdem die Würzburger in Halbzeit eins die meiste Zeit in Front gelegen waren und dann erst kurz vor der Pause den Ausgleich hinnehmen mussten. Davis Jr. musste in der Phase mit drei Fouls auf die Bank. Der 28-Jährige, der aus der Türkei zu den Unterfranken gewechselt war, muss sich möglicherweise noch an die Linie der Schiedsrichter in der BBL gewöhnen. "Bei unserem Turnier in Polen war sehr viel Physis erlaubt, heute war es doch etwas anders", kommentierte Filipovski.
Würzburg fehlt in der Schlussphase die Kraft
Als Davis Jr. im Schlussviertel zurückkehrte, brachte er seine Farben wieder heran, zum Sieg reichte es aber nicht mehr. Wie viel Wert beide Trainer auf den Ausgang dieses Tests legten, zeigte die Schlussphase. Patrick versuchte den Würzburger Lauf zu stoppen und Filipovski reagierte immer wieder genervt, wenn sein Team einen der insgesamt 15 Offensiv-Rebounds der Gäste zuließ. Auch zwei technische Fouls gegen die Schwaben zeugten von der Intensität in diesem Testspiel.
Filipovskis Fazit war schließlich zweigeteilt. Die erste Halbzeit sei offensiv die bessere gewesen, dafür verhagelte ein 2:9-Lauf in den letzten beiden Minuten die Defensiv-Leistung der ersten 20 Minuten. In der zweiten Halbzeit fehlten die Körner und mit Davis Jr. und Jackson, der sich beim Spiel verletzte, anschließend aber Entwarnung gab, auf der Bank auch etwas das Personal, um gegen die umgestellte Ludwigsburger Verteidigung durchzukommen. Dafür war der frisch 50 Jahre alt gewordene Slowene mit der Defensiv-Leistung dann zufriedener. "Wir haben gesehen, wie Ludwigsburg spielt. Das ist eine wertvolle Erfahrung für unsere Spieler, weil viele Teams in der Liga so ähnlich agieren", erklärte Filipovski.
Basketball: Testspiel
FIT/One Würzburg Baskets – MHP Riesen Ludwigsburg 69:75 (16:13, 26:29, 14:16, 13:17)
Würzburg: Davis Jr. 20/3bDreier, Lewis 17/1, Jackson 12/1, Steinbach 6, Williams 6/, Kone 3, Wank 3/1, Bleck 2, Klassen, März, Gerhard (beide nicht eingesetzt).
Ludwigsburg: Maldonado 13, Cross Jr. 11, Simon 9, Manjon-Van Ewyk 9, Tischler 7, Jo. Patrick 6, Grady 6, Polas Bartolo 5, Scott 5, Wolfahrt-Bottermann 2, Pleta 2, Baumer.
Rebounds: 39 – 38. Vorlagen: 17 – 11. Ballverluste: 17 - 8. Treffer aus dem Feld: 25/59 (42%) – 23/63 (37%).
Dreier: 8/29 (27%) – 9/20 (45%). Freiwürfe: 11/12 (91%) – 20/23 (87%). Zuschauende: 2200.