
Ali Koller galt bei den Würzburger Kickers als großes Fußballtalent. Er war gerade 17 Jahre alt, als ihn der damalige Trainer Bernd Hollerbach zu den Drittliga-Profis hochzog. Doch noch bevor er richtig durchstarten konnte, verletzte sich Koller im Training schwer.
Er entschied sich, in den USA "Finance and Marketing" zu studieren. Dort lebt der heute 26-Jährige nun seit 2008, arbeitet und trainiert inzwischen in Florida und hat sich gut eingelebt. Aktuell steht er in der amerikanischen Summer League – vom Niveau her vergleichbar mit der deutschen Bayern- oder Regionalliga – auf dem Platz. Einziger Wermutstropfen: die Entfernung zu seiner Familie, die er sehr vermisst.
Im Steilpass-Interview erzählt Koller, warum er seinen Gang in die USA manchmal bereut hat, wer sein wichtigster Trainer war und was er sich von der Zukunft erhofft.
Ali Koller: Das war Philipp Kunz. Einer meiner besten Freunde. Wir kennen uns schon seit 2015. Da ist Philipp als Athletiktrainer zur Jugendabteilung der Kickers gestoßen, und wir haben uns auf Anhieb sehr gut verstanden – obwohl ich erst 16 Jahre alt war und er schon 26. Wir waren Fitnesspartner, haben viel zusammen trainiert. Seitdem haben wir eine gute Beziehung. Immer, wenn ich nach Deutschland komme, sehen wir uns.
Koller: Ja. Ich war bei den Kickers, bis ich zwölf Jahre alt war, habe dort unter meinem Vater gekickt. Da die Kickers damals noch unterklassig gespielt haben, musste ich für meine fußballerische Weiterentwicklung erst mal weggehen aus Würzburg. Ich wurde von der SpVgg Greuther Fürth entdeckt, habe dort einige Zeit in der Jugend gespielt, bevor ich nach Ingolstadt gezogen bin und dort für ein Jahr in einer Gastfamilie gelebt habe. Als ich 15 war, hat mich Claudiu Bozesan zurück zu den Würzburger Kickers geholt. Dort hab ich in der U19 mitgespielt. Das war eine Herausforderung für mich, durch die ich mich gut entwickelt habe.
Koller: Ja. Claudiu hat einen großen Teil zu meiner fußballerischen Entwicklung beigetragen. Ich habe schon bei den Kickers lange Zeit unter ihm gespielt. Nicht nur in der U19, auch in der U23. Bei ihm war es immer ein gutes Training, auch später in Abtswind. Ich hab mich auch abseits des Platzes gut mit ihm verstanden.
Er hat schon früh das Potenzial in Ihnen gesehen, das schließlich auch andere erkannten.
Koller: Ja. Aus der U23 hat mich Bernd Hollerbach 2015 hochgezogen in die Drittliga-Mannschaft, da war ich gerade mal 17. Ich durfte mittrainieren, war bei Freundschaftsspielen und 2016 im Trainingslager in La Manga dabei. Das war cool. Ich war, glaube ich, der Erste aus der Jugendabteilung, der diese Chance bekommen hat.

Koller: Da habe ich mir den Knöchel gebrochen. Eigentlich hätte ich meinen Profivertrag bei den Kickers verlängern sollen, aber dann war ich sehr lange raus.
Koller: Nein, das war nicht das Ende der Träume. Ich hätte es in Deutschland schon noch geschafft, glaube ich. Ich hätte mich zurückkämpfen können. So schlimm war die Verletzung nicht. Bitter war es trotzdem, weil es ganz gut lief zu diesem Zeitpunkt.
Koller: Ich bekam 2018 die Möglichkeit, in Amerika zu studieren. Der damalige Trainer der U23, Christian Demirtas, hatte guten Kontakt zu einer amerikanischen Beratungsfirma. Ich entschied mich, in den USA ans College zu gehen und Fußball zu spielen. Das Coole ist, dass man hier studieren und gleichzeitig intensiv Sport machen kann. In Deutschland ist es eher schwierig, die Vorlesungen mit den Trainingseinheiten unter einen Hut zu bekommen.
Koller: Einen sehr hohen! Ich liebe Fußball! Und ich bin nach wie vor sehr ehrgeizig und habe Ziele. Ich weiß noch nicht, wann ich zurückkomme, aber wenn ich wieder in Deutschland bin, will ich wieder höherklassig spielen.

Koller: Am liebsten in der Regionalliga, oder bei einem Top-Bayernligisten – je nachdem, wo ich dann wohnen werde. So jung bin ich auch nicht mehr, und ich weiß, dass ich nicht mehr Zweite oder Dritte Liga spielen kann.
Koller: Ja, ich bereue das schon manchmal. Momentan nicht, aber die letzten Jahre kam das schon immer mal wieder vor. Es gibt nichts Schöneres, als Fußballer zu sein. Und wenn ich sehe, wer es geschafft hat Profi zu werden, dann denke ich, dass das für mich auch möglich gewesen wäre. Damals war ich noch sehr jung und kannte die Wege nicht, die in den Profifußball führen. Heute ist das anders. Und mit dem Potenzial, das ich hatte, wäre es durchaus machbar gewesen.
Koller: Nicht so intensiv. Ich schau' ab und zu mal die Ergebnisse und Tabellen an und verfolge vor allem die kleineren Vereine wie Abtswind und Aubstadt, aber auch den FC 05 Schweinfurt.
Koller: Wir sind im Grunde schon im Guten auseinandergegangen, aber es hätte auch besser sein können. Das Management der Kickers war damals so semi-gut, es war alles etwas chaotisch. Aber das ist ja in Würzburg kein Geheimnis. (lacht) Inzwischen ist das alles viele Jahre her und ich stehe dem Verein neutral gegenüber.
Koller: Ich hatte ja durchaus ein paar Verletzungen in meiner Laufbahn und spiele deshalb meine Physiotherapeuten Johannes Schneider an. Er war einer der Ersten, den ich bei den Kickers kennengelernt habe.
Das Interview-Format "Steilpass"
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