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Basketball: Bundesliga
Es bleibt die Frage, ob das Wort "dumm" zu hart ist, um die Chemnitz-Niederlage der Würzburg Baskets zu beschreiben
Gegen die Niners Chemnitz liegen die Würzburg Baskets fast 38 Minuten in Führung, doch zwei Dinge wurden ihnen am Samstagabend zum Verhängnis.
Eine der spielentscheidenden Szenen am Samstagabend: Würzburgs Jhivvan Jackson (links) wird von Aher Uguak bedrängt und schließt bereits von der Mittellinie erfolglos ab.
Foto: Julien Becker | Eine der spielentscheidenden Szenen am Samstagabend: Würzburgs Jhivvan Jackson (links) wird von Aher Uguak bedrängt und schließt bereits von der Mittellinie erfolglos ab.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 09.12.2024 02:32 Uhr

Die Niederlage der FIT/One Würzburg Baskets in Chemnitz, sie hätte absolut nicht sein müssen. Der unterfränkische Basketball-Bundesligist hat sie sich selbst zuzuschreiben. Dennoch: Tabellarisch ist Würzburg absolut im Soll. Ihre drei Niederlagen kassierten die Baskets gegen den amtierenden deutschen Meister Bayern München, den Meister von 2023, ratiopharm Ulm, und eben am Samstagabend in einem spannenden Spiel bei den Niners Chemnitz, jeweils auswärts.

Die Sachsen, die im letzten Jahr ins Halbfinale gestürmt waren, den Fiba Europe Cup gewannen und den Großteil ihrer Mannschaft halten konnten, gehören zu den besseren Mannschaften der Liga, besonders zu Hause in der stimmungsvollen Messe Chemnitz. Vier Heimsiege am Stück belegen dies.

Darüber, wie die 77:81-(32:23)-Niederlage zustande kam, müssen sich die Würzburger und ihr Trainer Sasa Filipovski Gedanken machen. Sie ist zu verorten irgendwo zwischen den Bezeichnungen unglücklich und dumm – mit Tendenz zu letzterer. Vermeidbar war die dritte Auswärtsniederlage der Saison allemal.

Klassen erwischt einen schwarzen Tag von der Freiwurflinie

Verschiedene Aspekte stachen dabei hervor. Der deutlichste war dabei die Freiwurf-Quote. Nur 21 ihrer 37 Versuche (57 Prozent) konnten die Baskets verwandeln. Ein nicht bundesligareifer Wert. Besonders bitter: Der Kanadier Owen Klassen traf keinen seiner acht Freiwürfe. Jedes Mal, wenn er von den Gastgebern beim Wurfversuch gefoult wurde, wuchs die Verunsicherung beim 33-Jährigen, der bisher eine so starke Saison spielt. Auch am Samstag lieferte er eine typische Klassen-Vorstellung, versaute sich die dann jedoch an der Freiwurflinie.

Die Verantwortung für die Niederlage alleine Klassen zuzuschieben, wäre jedoch zu einfach. Denn die Würzburger führten fast 38 Minuten lang. Über drei Viertel boten sie gerade defensiv eine überragende Leistung gegen teilweise überforderte Chemnitzer. 23 Ballverluste erzwangen die Baskets. Gleich mehrfach stoppten Würzburger Verteidiger ihre direkten Gegenspieler und nahmen ihnen einfach den Ball aus der Hand.

Chemnitz verteidigt ebenfalls stark

Dass die Niners nach drei Vierteln (56:62) trotzdem in Schlagdistanz waren, hatten sie ihrer ebenfalls nicht zu unterschätzenden Verteidigung zu verdanken. Chemnitz tauschte konsequent bei jedem Block am Ball die Gegenspieler. Doch weil Trainer Rodrigo Pastore eigentlich jederzeit fünf starke Verteidiger am Feld hatte, entstand kein nennenswerter Vorteil für die Würzburger. Vor allem, weil diese in der Länderspielpause genau solche Situationen trainiert haben, muss man den Chemnitzern für ihre Defensiv-Qualitäten Respekt zollen. Nicht viele Teams in der BBL können diese Art der Verteidigung so spielen. Einzig Jhivvan Jackson, der mit 35 Punkten einen Karrierehöchstwert in der Bundesliga aufstellte, fand ein ums andere Mal die passende Lösung. Und doch sollte er wenig später zum tragischen Helden avancieren.

Neben der bereits erwähnten Würzburger Freiwurfschwäche wurde noch ein zweiter Faktor spielentscheidend. Die Chemnitzer, die in der ersten Halbzeit nur einen ihrer elf Dreipunktewürfe verwandeln konnten, liefen auf einmal heiß. Elfmal trafen sie bei 19 Versuchen nach der Pause. "Im Schlussviertel haben wir 35 Punkte kassiert. Wir haben unseren Kompass verloren und nicht mehr unseren Basketball gespielt", mahnte Filipovski auf der Pressekonferenz.

Eine dramatische Schlussphase

Und trotzdem bot sich den Baskets in der Schlussminute die Möglichkeit, das Spiel nochmal zu drehen. Aber wieder agierten die Baskets glücklos. Zunächst hatte Jackson die Chance, 30 Sekunden vor Schluss mit drei Freiwürfen auf 78:79 zu verkürzen. Sein dritter Versuch verfehlte das Ziel. Egal, denn es blieb genug Zeit. Doch anstatt beim Stand von 79:77 gut zu verteidigen, foulte Kapitän Zac Seljaas Aher Uguak – sehr zum Missfallen von Filipovski. Uguak durfte für zwei Freiwürfe an die Linie.

Auch er zeigte Nerven und setzte den zweiten Versuch daneben. Die Chance für die Würzburger, doch wieder auszugleichen. Oder auch nicht: Olivier Nkamhoua holte den Offensiv-Rebound und sicherte Chemnitz einen weiteren Ballbesitz. Anschließend rannte er aber Jhivvan Jackson über den Haufen. Offensivfoul, Ballbesitz Würzburg und noch zehn Sekunden Zeit, um mit einem Dreier auszugleichen.

Doch auch diese Chance vergaben die Würzburger kläglich. Jackson befürchtete, auf Höhe der Mittellinie gefoult zu werden, also feuerte er den Ball Richtung Korb, um mit drei Freiwürfen belohnt zu werden. Die Schiedsrichter hatten aber kein Foul gesehen und Jacksons Versuch landete im Gestänge der Korbanlage. Victor Bailey stellte von der Freiwurflinie den Endstand her und besiegelte die Würzburger Niederlage.

Filipovski bemängelt fehlende Hilfe für Jackson

War das nun ausgleichende Gerechtigkeit, nachdem Filipovski den Sieg in Ludwigsburg 13 Tage zuvor als glücklich bezeichnet hatte? Wer den Slowenen kennt, weiß, dass für ihn solche Ausreden nicht gelten. "Manchmal hat man Glück, manchmal nicht. Wenn es beim Basketball nur um Glück ginge, bräuchten wir uns auf Spiele nicht vorzubereiten. Wir hatten heute nicht genug Hilfe für Jhivvan", sagte er und verwies deutlich auf den Rest seiner Guard-Riege. Mike Lewis II, Mike Davis Jr. und Bazou Kone trafen am Samstag nur vier ihrer 18 Würfe. "Wir waren nicht gut genug", beendete Filipovski kurz vor Mitternacht seine Ausführungen.

Basketball: Bundesliga, Männer
Niners Chemnitz – FIT/One Würzburg Baskets 81:77 (9:18, 14:14, 23:20, 35:25)
Chemnitz: Bailey 20, Uguak 16, Christmas 10, Garrett 10, Lansdowne 10, Nkamhoua 8, Tischler 4, Richter 2, Edigin 1, Koppke, Gregori, Kellig (alle drei nicht eingesetzt).
Würzburg: Jackson 35, Seljaas 13, Wank 8, Davis Jr. 7, Bleck 4, Klassen 4, Kone 3, Lewis 3, Phillips, Steinbach, Ugrai, Skladanowski (nicht eingesetzt).
Rebounds: 42 – 29. Vorlagen: 21 – 9. Ballverluste: 23 – 11. Treffer aus dem Feld: 26/53 (49%) – 25/61 (41%). Dreier: 12/30 (40%) – 6/26 (38%). Freiwürfe: 17/25 (68%) – 21/37 (57%). Zuschauende: 4739.

 
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