In der Fußball-Bundesliga hört man von Experten häufig den Satz: "Geld schießt keine Tore." Für die Basketball-Bundesliga (BBL) gilt beinahe das Gegenteil. "Geld wirft Körbe." Wenn, wie vergangene Saison geschehen, ein Team wie die FIT/One Würzburg Baskets die Hauptrunde als Fünfter abschließt und ins Play-off-Halbfinale einzieht, sprechen die Verantwortlichen des Teams schon von einem Wunder, weil es eine absolute Ausnahme ist. In der Saison 2023/24 waren die Baskets finanziell noch ein kleiner Fisch im Liga-Vergleich. Das hat sich mittlerweile geändert, wie die am Montag von der Liga veröffentlichten Zahlen zeigen.
Dass 13 der 17 Bundesligisten dieser Veröffentlichung zustimmten, freut Steffen Liebler als Geschäftsführer der Würzburger: "Ich finde diese Transparenz extrem wichtig." Im Basketballgeschäft gilt nämlich: Geld wirft Körbe, sprich, die Etat-Tabellen und die Platzierungen im Abschluss-Tableau sind oft übereinstimmend oder weichen nur sehr gering voneinander ab. "Geld hilft dem sportlichen Glück auf die Sprünge", kommentiert Liebler die Korrelation. Fest stehe, dass die Würzburger gegen Bayern nur selten eine Chance hätten, so der Baskets-Chef. In der Branche gilt München als absoluter Primus, auch wenn die Zahlen des Vereins nicht veröffentlicht wurden.
Würzburg muss sich nicht mehr verstecken
Stichtag für die Auflistung der Finanzen war der 15. Oktober. Bis zu diesem Termin mussten alle BBL-Klubs die Spielerverträge und einen aktualisierten Finanzplan bei der Liga einreichen, auch wenn die Lizenzen schon früher erteilt wurden.
Mit 6,3 Millionen Euro Jahresetat müssen sich die Würzburger im Ligavergleich mittlerweile nicht mehr verstecken. "Das war eine Teamleistung von vielen Leuten im Hintergrund, die wir in den letzten Jahren geschafft haben", so Liebler. Wenn man die Bayern und Oldenburg, die mehr Etat haben dürften als die Würzburger, der Veröffentlichung aber nicht zugestimmt haben, einbezieht, bedeutet das im Liga-Ranking Platz acht oder neun. Die Telekom Baskets Bonn könnten beim Budget etwa auf dem Niveau der Würzburger sein. Auch sie wollten ihre Zahlen nicht veröffentlicht wissen.
Zahlen nicht vollständig vergleichbar
Was die Personalkosten angeht, rücken die Baskets dann sogar einige Plätze nach vorne. Neben den Spielern hat die Liga hier auch Trainerstab und Betreuer sowie alle Prämien zusammengefasst. "Das liegt auch daran, dass unsere ProB-Mannschaft und alle Jugendtrainer bei uns über die GmbH finanziert werden", erklärt Liebler. Dazu leisten sich die Würzburger mit Kreso Loncar einen Sportdirektor. In Bamberg, Braunschweig, Ludwigsburg oder Chemnitz übernehmen diese Position die Trainer oder Geschäftsführer. Liebler sieht die Würzburger Vorgehensweise als Investment. Auch beim Trainerstab sparen die Würzburger aktuell nicht. "Die Vergleichbarkeit dieser Aufstellung leidet darunter ein bisschen", meint er.
"Die Teilnahme an der Champions League hat vieles ermöglicht", erklärt Liebler. Um 400.000 Euro sei das Budget für den Verein dadurch gestiegen. Diese setzen sich zusammen aus einer kleinen Antrittsprämie sowie Sponsoren- und Ticketing-Einnahmen. "Wir sind sehr stolz auf die Entwicklung, die wir seit der Corona-Zeit genommen haben", sagt Liebler und hofft, dass damit noch nicht das Ende erreicht sei. Denn mit einer neuen Arena ließe sich noch mehr ermöglichen.
Liebler will Basketball voranbringen
Schon vor der nun erfolgten Veröffentlichung kannte Liebler die Zahlen der meisten BBL-Klubs. "Ich freue mich, dass wir in der Liga so konstruktiv zusammenarbeiten und über einige Zahlen offener gesprochen wird", erklärt er. Natürlich sei man auf dem Spielfeld in einer Konkurrenzsituation, aber es gehe darum, den Basketball als Sportart voranzubringen und sich als Liga gegenseitig zu helfen, um gemeinsam zu wachsen, findet Liebler.
Am Montag dauerte es nach der Veröffentlichung dann auch nicht lange, bis die erste Kritik laut wurde. Rasta Vechta fühlte sich falsch repräsentiert, weil die Niedersachsen das einzige BBL-Team mit einer zweiten Mannschaft in der zweitklassigen ProA sind und die Liga eben nicht nur den reinen Etat für den BBL-Spielerkader aufgeführt hat. "Wir sprechen hier von rund 25 unter Vertrag stehenden Spielern und gut 15 Trainern und Betreuern im Klub – von ‚der Ersten‘ bis runter zur U8", sagte Rasta-Gesellschafter Stefan Niemeyer in einem eigens auf der Homepage veröffentlichten Interview.
Auch Ulms Geschäftsführer Thomas Stoll wetterte auf dem sozialen Netzwerk X (ehemals Twitter) direkt los: "Für die Tonne. (...) So hat das Ganze den Informationsgehalt wie die Aussage, im Winter ist es kalt."