Nach vier Siegen am Stück haben die Würzburg Baskets zum Abschluss der Hauptrunde eine deutliche Niederlage hinnehmen müssen. Mit 66:79 (24:38) unterlagen die Unterfranken beim Tabellendritten aus Chemnitz in einer Partie, die durch einen Chemnitzer Lauf im zweiten Viertel schon früh entschieden war. Besonders gegen die Verteidigung der Gastgeber fanden die Baskets lange keine Mittel. "Sie waren stärker und schneller als wir", fasste es Trainer Sasa Filipovski recht einfach zusammen. Wenn die Play-offs nicht schon nach drei Spielen vorbei sein sollen, müssen die Baskets aus der Partie lernen und bei der ersten Partie in Ulm eine andere Leistung zeigen, denn nun müssen sie als Fünfter zuerst auswärts antreten.
Filipovski schickte gegen die Niners seine gewohnte erste Fünf mit Livingston II, Isaiah Washington, Javon Bess, Zac Seljaas und Owen Klassen aufs Feld. Beim Duell der besten Verteidigung der BBL (Chemnitz) gegen den drittbesten Angriff (Würzburg) dominierte zu Beginn die Verteidigung. Immer wieder tauschten die Chemnitzer beim Block einfach den Gegenspieler. Weil auch ihre großen Spieler schnell auf den Beinen sind, entstand so kein wirklicher Vorteil für die Würzburger Aufbauspieler.
Nicht erneut 100 Punkte
Zu Punkten kamen die Baskets deshalb eher aus dem Schnellangriff nach guter Verteidigung oder wenn die Chemnitzer dann doch mal zu langsam auf den Beinen waren. Die flüssige Offensive, wie sie beispielsweise bei den Siegen in Bonn, Vechta oder zuhause gegen den MBC und Heidelberg zuletzt zu sehen gewesen war, war dieses Mal nicht möglich. So war auch früh klar, dass die Würzburger nicht zum vierten Mal in dieser Saison die 100-Punkte-Marken knacken würden.
Wie egal es den Chemnitzern ist, wer welchen Spieler verteidigt, zeigte ein Beispiel aus dem zweiten Viertel. Würzburgs kleinster Spieler Livingston II sicherte sich den Rebound. Zufällig war der größte Chemnitzer Jonas Richter in der Nähe. Also übernahm er den Würzburger Aufbauspieler und hielt ihn vor sich, bis Livingston II den Ball abgab.
MVP-Kandidat Yebo belebt die Chemnitzer Offensive
Allerdings stockte auch die Chemnitzer Offensive bis zur Einwechslung ihres Topscorers. Erst als Kevin Yebo nach 5:50 Minuten eingewechselt wurde, punktete Chemnitz regelmäßig durch den Center, der bei der Wahl zum wertvollsten Spieler der BBL (MVP) hinter Livingston II und Tommy Kuhse Dritter wurde. Bemerkenswert: Yebo erzielt seine 17,2 Punkte pro Spiel in nur gut 21 Minuten. Ein kurzer Yebo-Zwischenspurt sorgte für den 20:20-Ausgleich im zweiten Viertel.
Nach vier Punkten von Darius Perry wollte den Würzburgern dann im zweiten Viertel nur noch wenig aus den Eins-gegen-Eins-Situationen gelingen. Zwei Mal stoppte Filipovski den Lauf der Gastgeber mit einer Auszeit, doch die Chemnitzer machten weiter, bis sie 18 Punkte am Stück erzielt hatten. Dabei musste der Würzburger Trainer schließlich tatenlos zusehen. "Da haben wir die Kontrolle verloren und ihnen Fast-Breaks erlaubt", erklärte der 49-Jährige. Erst Washington gelang es im letzten Angriff vor der Pause, nach mehr als fünf erfolglosen Minuten nochmal zu punkten. Mit 24:6 entschieden der Tabellendritte den zweiten Abschnitt für sich.
Zu viele Ballverluste der Würzburg Baskets
Völlig untypisch: Würzburg hatte zur Pause schon elf Mal den Ball verloren. Das waren keine Nachlässigkeiten, sondern von den Chemnitzern forcierte Ballverluste, beispielsweise durch Offensiv-Fouls oder weil die Würzburger keine Lösung fanden, nachdem sie schon mit Ball abgesprungen waren.
So zeigte sich am Sonntag in der Messe in Chemnitz, was passiert, wenn der Würzburger Plan, der zu großen Teilen auf den Leistungen ihres MVP Livingston II beruht, mal nicht aufgeht. Er kam nur auf zehn Zähler und ließ die gewohnte Effektivität vermissen. Zudem brachte er seine Teamkollegen kaum mal gut ins Spiel. Zwar gelang den Baskets in der Schlussphase die Schadensbegrenzung, doch am Chemnitzer Sieg war nicht mehr zu rütteln.
Ulmer kennen die Play-off-Intensität
Weil ratiopharm Ulm seine Aufgabe bei den Löwen Braunschweig erledigt hat, treffen die Würzburger nun auf die Schwaben, gegen die sie bisher alle drei Duelle in der laufenden Saison verloren haben. Viel wichtiger aber: Auch Ulm kann diese Play-off-Intensität aufs Feld bringen, die Chemnitz am Sonntag schon im letzten Spiel der Hauptrunde brachte und die Filipovski im Anschluss als "Chemnitz-Intensität" bezeichnete. Einige Ulmer Spieler kennen sie aus dem vergangenen Jahr, als die Schwaben Deutscher Meister wurden. Außerdem stand Ulm im Final Four um den BBL-Pokal, und auch im Eurocup erreichte Ulm die Play-offs.
Basketball: Bundesliga, Männer
Niners Chemnitz – Würzburg Baskets 79:66 (14:18, 24:6, 19:18, 22:24)
Bonn: van Beck 17, Uguak 15, Garrett 13, Yebo 12, Lansdowne 8, Richter 8, Krubally 3, Ongwae 3, Lockhart, Koppke, Gregori (beide nicht eingesetzt).
Würzburg: Perry 15, Washington 13, Livingston II 10, Bess 8, Seljaas 8, Ugrai 6, Welp 3, Klassen 3 (10 Rebounds), Ndi, Böhmer, Hoffmann (nicht eingesetzt).
Rebounds: 35 – 41. Vorlagen: 17 – 10. Ballverluste: 9 – 13. Treffer aus dem Feld: 30/62 (48%) – 23/60 (38%). Dreier: 9/24 (38%) – 9/30 (30%). Freiwürfe: 10/16 (63%) – 11/21 (52%). Zuschauende: 4907.