
Wenn diese Saison vorüber ist, dann ist wirklich Schluss. Und das nach fast 20 Jahren als Leistungs-Handballer. Patrick Schmidt, Kapitän der Wölfe Würzburg (zuvor bis 2022 DJK Rimpar Wölfe), beendet im Frühsommer seine aktive Laufbahn. Für den Drittligisten eine Zäsur: Seit 2012 stand der nunmehr 32-jährige Rückraumspieler, unterbrochen von sportlichen Engagements beim TV Großwallstadt und beim TV Hüttenberg, insgesamt elf Jahre für die Wölfe auf dem Feld. Und hat das Spiel des Teams im letzten Jahrzehnt geprägt wie kaum ein anderer.
"Der Gedanke aufzuhören, ist in mir schon länger gereift. Ich mache nur noch 50 Prozent der Trainingseinheiten mit. Und auf diesem Weg lässt sich das körperliche Niveau nicht auf Dauer halten", sagt Schmidt, der Ende des Schuljahres seiner Lehrerausbildung abschließen wird und der gegenwärtig an der Pestalozzi-Mittelschule im Würzburger Stadtteil Grombühl unterrichtet.
Künftig will es der Vater zweier Kinder etwas entspannter angehen lassen, mehr Zeit für die Familie haben und an seinem Wohnort Kürnach bei den Alten Herren Fußball spielen. Und vielleicht auch öfter mal Radfahren. Daneben ist er Trainer bei den Rimparer Superminis, bei denen sein ältester Sohn spielt. "Generell freue ich mich auf ein Leben mit weniger Verpflichtungen", betont Schmidt.
Zwei große Enttäuschungen
Seit er vierzehneinhalb Jahre ist, betreibt Patrick Schmidt Leistungssport. Zunächst im Handball-Leistungszentrum des TV Großwallstadt, mit dessen erster Mannschaft er nach seinem ersten Intermezzo in Rimpar im Juni 2013 aus der Bundesliga abstieg. Und das, nachdem der TVG 44 Jahre der höchsten deutschen Handball-Spielklasse angehört hatte. Für den zuvor international erfolgreichen Traditionsverein ein Einschnitt, von dem er sich bis heute nicht erholt hat. Für den damals 21-jährigen Patrick Schmidt eine seiner zwei großen Enttäuschungen in seiner sportlichen Laufbahn.
Die zweite große Enttäuschung dann vier Jahre später, als er mit der damaligen DJK Rimpar Wölfe, einer Mannschaft mit vielen Eigengewächsen, am letzten Zweitliga-Spieltag sensationell vor dem Bundesliga-Aufstieg stand. Doch das Team verspielte diese wohl einmalige Chance durch eine 29:31-Niederlage beim VfL Bad Schwartau.
"Das waren bittere Momente. Aber das ist eben das Los eines Leistungssportlers", macht Schmidt klar und verweist darauf, dass er daneben bei den Wölfen auch viele schöne Dinge erlebt habe. Nachdem er im Jahr 2015 aus dem hessischen Hüttenberg nach Unterfranken zurückgekehrt war, stieg der Rückraumspieler zur Führungsfigur und später zum Kapitän auf. Mit insgesamt 1199 Treffern ist er zweitbester Torschütze der Zweitliga-Historie des Vereins, die im Jahr 2023 mit dem Abstieg zumindest vorerst zu Ende gegangen ist.
In den verbleibenden acht Partien der gegenwärtigen Drittliga-Saison wird Schmidt dann nicht nur beim Einlaufen in der tectake Arena als Kapitän vorangehen, sondern auch im Bemühen, die Rückkehr in die Zweitklassigkeit zu schaffen. Gegenwärtig steuern die Wölfe, die am Samstag, 8. März, beim Vierten SV Salamander Kornwestheim gastieren, als Tabellenzweite auf Kurs Zweitliga-Aufstiegsrunde, die Mitte Mai beginnt. "Wenn wir es da schaffen aufzusteigen, wäre das für mich ein optimaler Abschluss", betont Schmidt, der im April seinen 33. Geburtstag feiert.
Mit seinem Abschied bei den Wölfen schließt sich gewissermaßen auch ein Kreis: Als der aus einer Handballer-Familie im mittelfränkischen Ansbach stammende Schmidt im Januar 2012 erstmals zur Mannschaft stieß, hieß der Trainer nämlich Heiko Karrer. Der frühere Nationalspieler ist nun im Januar 2025 als Coach zum Handball-Drittligisten zurückgekehrt und wird daher Patrick Schmidts erster und auch letzter Trainer bei den Wölfen sein: "Ich, als neuer Trainer, hätte mir gewünscht, dass Paddi noch mindestens ein Jahr den Wölfen als Spieler erhalten bleibt. Paddi macht als Kapitän und Bindeglied einen Riesenjob. Und ich denke, er ist ein Vorbild für die jungen Spieler", wird Karrer in einer Pressemitteilung des Vereins zitiert. Ein Vorbild, das in der neuen Saison fehlen wird.